So polarisiert das Bienen-Volksbegehren in der Region
Beim Artenschutz sind sich dagegen alle einig - Landwirte in Sorge um ihre Existenz

Viele Landwirte sehen das Volksbegehren "Rettet die Bienen" kritisch. Mit Äpfeln und Info-Tafeln machten sie in Hirschberg auf ihre Sorgen aufmerksam. Foto: Dorn
Von Karin Katzenberger-Ruf
Rhein-Neckar. Wenn Bauernverband, Landfrauen und Landjugend am kommenden Sonntag ihr Kreiserntedankfest in Sinsheim-Eschelbach abhalten, steht auch ein Vortrag von Konrad Rühl auf dem Programm. Der Abteilungsleiter im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz hat allerdings schon angekündigt, sich an dem Nachmittag nicht zu der Protestaktion "Grünes Kreuz" zu äußern.
Das hat bereits Ministerpräsident Winfried Kretschmann getan und signalisiert, dass er das Volksbegehren "Rettet die Bienen" wegen des darin geforderten Pestizidverbots in allen Landschaftsschutzgebieten für nicht praktikabel hält. Damit zeigt der Landesvater Verständnis für die Sorgen der Landwirte. Deren Aufstand gegen das Volksbegehren hatte bereits Ende September begonnen, als sie an der Bundesstraße B3 südlich von Hirschberg-Großsachsen die ersten "Grünen Kreuze" aufstellten.
Davon alarmiert, hat der Grünen-Landtagsabgeordnete Uli Sckerl kürzlich zu einem Dialog vor Ort mit Landwirten sowie Vertretern der Umweltschutzorganisationen BUND und Nabu eingeladen. So unterschiedlich ihre Haltung zum Volksbegehren, so einig waren sie sich darin, dass möglichst schnell etwas für den Artenschutz getan werden müsse. Beide Seiten nahmen sich vor, im Gespräch zu bleiben und sich bald wieder zu treffen.
Schon am Freitag will der Kreisbauernverband an der Bergstraße und im Kraichgau die Auswirkungen des Volksbegehrens aufzeigen. Bei zwei Veranstaltungen sollen unterschiedliche Anbauflächen begutachtet werden. Die erste beginnt um 9 Uhr beim Obsthof Reisig in Hirschberg-Großsachsen, die zweite um 14 Uhr auf dem Hof von Frank Beifuß in Dielheim. Einige Bürgermeister, Kommunal- und Landespolitiker haben ihre Teilnahme schon zugesagt.
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"Die naturverträgliche Landwirtschaft muss auch in Schutzgebieten weiterhin möglich sein", hatte Uli Sckerl bei der Diskussionsrunde in Hirschberg bekräftigt. BUND und Nabu hielten da noch uneingeschränkt am Inhalt des Volksbegehrens fest. Dessen Formulierung kann in der Tat nun nicht mehr geändert werden. Mögliche Ausnahmegenehmigungen hinsichtlich des Einsatzes von Pestiziden hatten Landwirte schon vor Kretschmanns Erklärung als nicht praktikabel eingestuft.
Sie bemängelten unter anderem, dass es im Land keine Annahmestelle für Bio-Milch gebe. So gebe es einen Bauern im Odenwald, der einen Öko-Betrieb wie aus dem Bilderbuch führe. Samt einer überschaubaren Zahl von Milchkühen unter besten Haltungsbedingungen. Nur für den Lebensunterhalt der Familie reiche der Ertrag nicht aus, die Ehefrau arbeite deshalb in einem anderen Beruf.
Hans Mayer, der Vorsitzende des Bauernverbands Großsachsen, kündigte am Mittwoch gegenüber der RNZ an, er werde auf einem Feld im Heddesheimer Ortsteil Muckensturm ein weiteres Kreuz aufstellen. Damit es gut sichtbar sei, werde er es wohl vorher neongrün streichen. Beim Gespräch mit Sckerl hatte ein Heddesheimer Landwirt seine Existenzangst zum Ausdruck gebracht. Ein Imker aus Hirschberg, der hautnah mit dem Artenschutz zu tun hat, gab zu bedenken: "Wenn das Volksbegehren ,Rettet die Schnaken’ hieße, wäre es nicht so populär geworden."



