Rhein-Neckar

Forstpersonal hat auch im Sommerloch viel zu tun

Keine Verschnaufpause für den Wald - Das Sommerloch wird durch den Borkenkäfer gefüllt

12.06.2020 UPDATE: 14.06.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Ein Maschinenkoloss im Wald unterstützt das Forstpersonal: Die mobile Entrindungsmaschine macht den in der Rinde der Fichtenstämme sitzenden Käfer unschädlich. Foto: zg

Rhein-Neckar. (sha/zg) Normalerweise geht es in den Sommermonaten im Wald etwas ruhiger zu. Doch auch dieses Jahr führen zunehmende Trockenheit und fehlender Niederschlag dazu, dass sich der bedeutendste Forstschädling, der Buchdrucker, optimal entwickeln und verbreiten kann. Dadurch hat das Forstpersonal auch über die Sommermonate hinweg alle Hände voll zu tun, heißt es in einer Mitteilung der Behörde.

"Eigentlich ist es eher unüblich, im Sommer Holz in dieser Größenordnung zu ernten. Doch die Natur lässt uns keine Wahl. Wir müssen unbedingt versuchen, die Ausbreitung des Borkenkäfers einzudämmen. Sonst können wir in Zukunft wirklich vom ,Waldsterben 2.0’ sprechen. Dabei ist es aktuell wichtiger denn je, unsere Wälder zu schützen und zu bewahren", erläutert der stellvertretende Forstamtsleiter, Philipp Schweigler, die aktuelle Situation. "Besonders wichtig ist die regelmäßige Kontrolle in Wäldern, in denen die Fichte vorkommt. Dabei kommt sie im Kraichgau und im Odenwald häufiger vor als in der Rheinebene. Die Fichtenbestände werden auf braunes Bohrmehl kontrolliert, das der Käfer beim Fressen im Baum hinterlässt", erläutert Schweigler.

Um diese extrem zeitintensive Arbeit unter den gegebenen Umständen besser bewältigen zu können, erhalten die Landkreise derzeit zusätzliche Unterstützung durch vom Land Baden-Württemberg finanzierte Forstkollegen, die eigens hierfür eingestellt wurden. Die Mittel für das weitere Personal stammen aus dem sogenannten "Notfallplan für den Wald", der signalisiert, wie ernst mittlerweile die Lage des Waldes in Mitteleuropa unter den gegebenen beziehungsweise sich entwickelnden klimatischen Bedingungen ist, heißt es in der Mitteilung weiter.

"Neben dem Befall von stehenden Bäumen frisst sich der Borkenkäfer aber auch in die Rinde und die Kronen von frisch geerntetem Holz, um seine Eier abzulegen. Dieses sogenannte ,bruttaugliche Material’ müssen wir also auch unschädlich machen", weist Schweigler auf die Problematik hin. "Frisch befallenes Fichtenholz muss so schnell wie möglich aus dem Wald raus. In Anbetracht der Corona-Situation und der gesunkenen Nachfrage bei den Sägewerken stockt es allerdings bei diesem Teil der Prozesskette." Aus diesem Grund war jetzt eine nicht ganz alltägliche Forstmaschine in den Wäldern im Einsatz: eine mobile Entrindungsmaschine.

Mithilfe dieses Spezialfahrzeugs konnten die im Zuge der Winterstürme angefallenen Fichtenstämme nun in kurzer Zeit entrindet werden, wodurch dem Borkenkäfer die weitere Vermehrung erschwert wird. Parallel dazu wurde das minderwertige Kronen- und Astholz von einem mobilen Großhacker zu Hackschnitzeln verarbeitet und der thermischen Verwendung zugeführt.

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Die Fichte ist im Rheintal zwar nicht besonders häufig anzutreffen, doch hier nimmt die Kiefer ihren Platz ein und beschäftigt die Forstwirte und Förster. "In den Wäldern des Rheintals ist die Waldsituation wirklich bedrohlich. Die schlechte Wasserversorgung macht quasi allen Baumarten zu schaffen. Dadurch trocknen die Bäume aus, angefangen in der Krone", sagt Schweigler.

"An Straßen und viel besuchten Waldwegen müssen wir die Menschen vor der Gefahr schützen, von einem Ast oder gar einem Baum getroffen zu werden. Die Absterbeprozesse verlaufen allerdings derart schnell, dass wir nicht drum herumkommen, auch außerplanmäßig im Sommer diese Bäume zu fällen", schildert der stellvertretende Kreisforstamtsleiter die Verantwortung des Forstpersonals und bittet die Bevölkerung um Verständnis für die anhaltenden Forstarbeiten.

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