Der Wald erlebt das dritte Krisenjahr in Folge
Forstbetriebsleiterin Anna Haas und die Revierförster Florian Pogorzelski und Martin Sauer berichteten über die Lage im Forst

Hardheim. (rüb) "2020 wird für den Wald das dritte Krisenjahr in Folge", sagte die kommissarsche Leiterin der Forstbetriebsleitung Walldürn, Anna Haas, am Montagabend in der Gemeinderatssitzung in der Erftalhalle. Eigentlich sollten sich die 29-Jährige und der neue Revierförster Martin Sauer nur dem Gemeinderat vorstellen. Aufgrund der angespannten Situation im Forst gaben die beiden, unterstützt von Revierleiter Florian Pogorzelski, aber zugleich auch einen Überblick über die Sturm-, Käfer- und Dürreschäden im Gemeindewald.
Anna Haas steht der Forstbetriebsleitung Walldürn seit 1. Januar kommissarisch vor. Ihr Vorgänger, Jörg Puchta, hatte nach dem überraschenden Tod von Forstdirektor Martin Hochstein die Leitung der Forstbetriebsleitung Adelsheim und der Kreis-Forstbehörde übernommen. Sie durchlaufe derzeit den letzten Teil ihrer Ausbildung, sagte Haas. Die Übernahme der Forstbetriebsleitung in Walldürn durch sie sei nur eine vorübergehende Lösung.
Anschließend stellte sich Martin Sauer vor, der seit 1. April das neue Revier Erftal-Waldstetten betreut. Der zweifache Familienvater stammt aus Höpfingen. Nach Stationen in Kornwestheim und Werbach sei er froh über die Chance, nun in der Heimat arbeiten zu können. In den ersten Wochen seiner Arbeit habe er schon viele angenehmen Begegnungen im großen Hardheimer Wald gehabt, betonte Sauer, der die Fastnacht und die Jagd als Hobbys nannte.
Anna Haas gab einen ersten Überblick über die Situation im Gemeindewald. Bislang wurden schon 10.000 Festmeter geschlagen, die Hälfte davon außerplanmäßig, vor allem Sturmholz. Der geplante Jahreshiebsatz von 13.000 Festmetern sei also schon fast erreicht. Vor allem die Trockenheit bereite große Sorgen: "Wir haben schon jetzt ein erhebliches Defizit an Niederschlägen."
Die Dürreschäden führten auch dazu, dass der Borkenkäfer leichtes Spiel habe. Er vermehre sich exponentiell, und jedes Jahr werde seine Population größer. "Wir befürchten große Schäden", sagte Anna Haas. Und diese würden auch wirtschaftliche Folgen mit sich bringen: "Der Holzmarkt wird sich wohl nicht so schnell erholen."
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Der Fortbetriebsplan werde deshalb nicht einzuhalten sei, warnte die Forstbetriebsleiterin. Zwar habe man gemeinsam nach Sparpotenzialen gesucht, aber bei einem Großteil der geplanten Ausgaben sei eine Verschiebung der Maßnahmen schlicht und einfach nicht sinnvoll.
Im Anschluss ergänzte Förster Florian Pogorzelski vom Revier Hardheim die Situationsbeschreibung mit weiteren Informationen zur Aufarbeitung des Sturmholzes. Der Orkan Sabine, der im Februar übers Land fegte, hat in den Wäldern rund um Hardheim große Schäden angerichtet. "Das Problem ist, dass die große Menge an Sturmholz derzeit nicht vernünftig abfließt", sagte Pogorzelski. Das aufgearbeitete Sturmholz – rund 2500 Festmeter – lagert noch an den Waldwegen und wartet auf die Abfuhr. Doch die Sägewerke sind aufgrund der enormen Waldschäden der letzten Jahre mit Holz überversorgt. Das teilweise mit dem Borkenkäfer befallene Holz muss allerdings schnell aus dem Waldgebracht werden, da es sonst zu einer Gefahr für umliegende Fichtenbestände wird. Das in Poltern lagernde Sturmholz ist ein idealer Brutraum für Borkenkäfer und wird bevorzugt von ihnen besiedelt.
Ende Mai fliegt die erste Generation fertig entwickelter Borkenkäfer aus. Es muss unbedingt verhindert werden, dass diese Käfer die umliegend stehenden Fichten befallen. Da der Gemeindewald nachhaltig bewirtschaftet wird und entsprechend zertifiziert ist, ist der Einsatz von Insektiziden nur erlaubt, wenn es keine Alternativen gibt.
Aus diesem Grund haben sich die Revierleiter entschieden, das Holz in zwei große Laubwaldkomplexe umzulagern, da die Borkenkäfer nur eine begrenzte Distanz im Flug überwinden können. "500 Meter Abstand gelten als sicher", so Pogorzelski. Die Umlagerung in Laubholzbestände ist eine gute Methode, um weit genug entfernt liegende Fichten vor dem Befall der ausfliegenden Käfer zu schützen. Die Gemeinde Hardheim als örtlicher Waldbesitzer nimmt mit der Umlagerung des Holzes einen erhöhten Aufwand in Kauf, um Belastungen der Umwelt durch den Einsatz von Insektiziden zu vermeiden.
Der erste Lagerplatz befindet sich am Weg zwischen Nike-Stellung und Wolfsgrubenhütte. Da der Leiterholzweg ein beliebter Erholungsschwerpunkt für die Hardheimer Bevölkerung ist, empfehlen die Revierförster für den täglichen Waldspaziergang verschiedene Ausweichmöglichkeiten. Waldbesucher können sowohl den Honertparkplatz, der von den Rüdentaler Aussiedlerhöfen zu erreichen ist, als auch den neuen Parkplatz Jägersruh an der Panzerstraße nutzen.
Ein weiterer Teil des Holzes wird im Waldgebiet Wittig an den Zufahrtswegen zur Erddeponie Gerichtstetten zwischen Gerichtstetten und Buch gelagert.
Die Holzpolter dürfen nicht betreten werden, da das Spielen oder Klettern auf den Stämmen gefährlich ist, betonte Pogorzelski. Das Holz wird voraussichtlich bis zum Sommer auf den Sammelplätzen gelagert.



