Walldürn: "Wenn es nicht regnet, brennt der Wald"
Die frischen Pflanzen im Wald lechzen nach Wasser - Vorsicht mit offenem Feuer - Borkenkäfergefahr steigt bei Trockenheit rapide

Bei Trockenheit extrem wichtig: Im Wald ist das Spiel mit dem Feuer gefährlich. Also Hände weg von Streichhölzern und Zigaretten. Warnhinweise sind zu beachten. Foto: R. Wagner
Walldürn. (wg) Der fehlende Niederschlag lässt die Sorgenfalten der Förster und Landwirte immer größer werden. Seit April hat es viel weniger geregnet, sagt die Klimastation in Buchen. Der Regen in den letzten Tagen war gerade mal ein Tropfen auf den heißen Stein. "Gerade in der Vegetationszeit sind wir dringend auf das feuchte Nass angewiesen", so der Forstbetriebsleiter von Walldürn, Jörg Puchta, der in den letzten Tagen des Öfteren zum Himmel schaute Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt im Bauland bei rund 745 Liter pro Quadratmeter, im Odenwald bei ca. 890 Liter. Der Trend sieht bislang anders aus.
Die in den Monaten April und Mai gesetzten Pflanzen - rund 49 000 Stück im Bereich der Forstbetriebsleitung Walldürn - dürsten nach Wasser. Aber nicht nur die frisch gesetzten Pflanzen leiden unter dem Niederschlagsmangel, sondern auch die älteren Bäume. Insbesondere liegt den Förstern die Fichte am Herzen. Als Flachwurzler erreicht sie nur das oberflächige Wasser. Ist es lange Zeit trocken verfügt der Oberboden kein Wasser mehr und für dies bedeutet für die Fichte regelrecht Stress.
"Stellen Sie sich einen verirrten Wanderer im Hochgebirge vor, der bei brütender Hitze keine Wasserflasche mit sich führt und keine Ahnung hat, wo die nächste Alm ist", so Puchta. Bedingt durch den Wassermangel kann die Fichte nicht genügend Harz produzieren, um den Borkenkäfern das Einbohren in die Rinde zu erschweren. Borkenkäfer "riechen" eine geschwächte Fichte, bohren sich in deren Rinde und vermehren sich zu hauf. Sie werden so zu einer idealen Brutstätte für die Käfer, schwärmen aus und befallen die nächste Fichte. Je nach Witterungsverlauf können die Borkenkäfer zwei bis drei Generationen ausbilden. Erinnerungen an den Sommer 2003 werden wach. Dem heißen Sommer folgte ein "roter" Herbst. Anfangs haben die Fichten noch eine grüne Krone, dann entdeckt man plötzlich abplatzende Rinde und ehe man sich versieht, sind die Nadeln rot und fallen ab.
Nach dem Sturm "Niklas", der im Frühjahr auch im Neckar-Odenwald-Kreis vereinzelt Fichten geworfen hatte, könnten ideale Ausgangspunkte für den Käfer entstehen.
"Unsere Revierleiter und Waldarbeiter waren und sind in den von uns betreuten Wäldern unterwegs und haben gerade nach diesen vereinzelt geworfenen Fichten Ausschau gehalten" ,stellt Betriebsleiter Puchta fest. Monitoring nennt der Forst diese Aufgabe. Es sei extrem wichtig, dass die befallenen Stämme schnellsten aus dem Wald kommen, damit der Käfer sich nicht explosionsartig vermehren kann.
"Wir hoffen, dass auch unsere Privatwaldbesitzer ihre geworfenen Fichten aufgearbeitet haben. Sollten Fichtenstämme im Wald verbleiben, müssten diese entrindet oder gar begiftet werden. Der Einsatz von Spritzmitteln sollte dabei aber so gering wie irgendwie nur möglich gehalten werden" warnt der Experte vom Forst. "Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen, aber bedingt durch vereinzelte geworfene Fichten könnten wir alle im August oder September plötzlich "rot" sehen. Dann hat der Käfer zugeschlagen", so die Prognose von Jörg Puchta, der dieses Szenario in "seinem" Wald nicht gern sehen will.
Die warme Jahreszeit lockt natürlich auch viele Waldbesucher in den Wald und Grillfreunde an die öffentlichen Grillstellen. Eine weggeworfene Kippe, eine Glasscherbe oder eine nicht bewachte Feuerstelle können schnell zu einer Katastrophe führen. Jeder weiß, dass vom 1. März bis 31. Oktober ein grundsätzliches Rauchverbot gilt und dass das Grillen nur an bestimmten Stellen erlaubt ist. Und was manche nicht wissen: Die Forstbehörde kann auch während dieser Zeit Verbote aussprechen.
An den erlaubten Plätzen muss aber das Feuer unter ständiger Kontrolle sein und sollte man den Ort verlassen, muss es vollständig gelöscht sein. Sommerzeit bedeutet aber auch "Festles-Zeit". Und gerade in der Natur lässt sich schön und gut feiern. Wenn dann zu vorgerückter Stunde und mit einigen "Bierchen" im Blut die Aufmerksamkeit nachlässt und man schnell heim will, weil sich ein Gewitter zusammenbraut, wird häufig das vollständige Löschen eines Feuers vergessen. "Das Gewitter wird das schon erledigen", denkt so mancher.
Aber zu kurz gedacht: "Es wurde uns von morgendlichen Joggern berichtet, dass sie, aufmerksam geworden durch eine leichte Rauchfahne in der Luft zu einer Feuerstelle kamen, in der das Holz noch kokelte und noch so viel Glut vorhanden war, auf der man noch eine Wurst hätte grillen können", warnt der Forstmann. Zum Glück war nichts passiert. Aber davon kann man nicht so ohne weiteres ausgehen. Wie heißt es doch im Odenwald: "Der Teufel ist ein Eichhörnchen".



