Neckar-Odenwald-Kreis

Für den Wald sieht es schon wieder schlecht aus

Das warme und trockene Frühjahr setzt den Bäumen zu - Waldbesitzer müssen vor dem Borkenkäfer auf der Hut sein

11.05.2020 UPDATE: 12.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Revierleiter Bernhard Linsler inspiziert einen gefällten Baum, dem die Trockenheit und der Borkenkäfer stark zugesetzt hatten. Archivfoto: Rüdiger Busch

Neckar-Odenwald-Kreis. (lra) Nachdem es im Neckar-Odenwald-Kreis seit fast sechs Wochen nicht mehr geregnet hatte, fielen über den Maifeiertag wenigstens ein paar Tropfen. Trotzdem waren die Regenschauer und die Regenfälle vom gestrigen Montag nicht genug, um den Wassermangel auszugleichen, der sich so früh im Jahr schon wieder abzuzeichnen beginnt. Für den Wald sieht es wieder einmal schlecht aus: Nachdem schon in den beiden vergangenen Jahren erhebliche Schäden durch Trockenheit, Borkenkäfer und Hitze entstanden sind, setzt auch das warme Frühjahr 2020 den Bäumen zu.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg betreibt ein intensives Borkenkäfer-Monitoring. Die Auswertung der Borkenkäferfallen hat gezeigt, dass in diesem Jahr schon Anfang April erste Borkenkäfer ausgeschwärmt sind. Das ist im Vergleich zu vergangenen Jahren sehr früh und bedeutet, dass die Käfer noch mehr Zeit als üblich für ihre Entwicklung zur Verfügung haben – keine guten Nachrichten für den Wald.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Sturm Sabine im Februar für viel zusätzlichen Brutraum vor allem in den vereinzelt geworfenen Fichten gesorgt hat. Ein weiterer Pluspunkt für die Borkenkäfer. Da die geworfenen Fichten ideale Fortpflanzungsmöglichkeiten bieten, ist es enorm wichtig, die Sturmschäden so schnell wie möglich zu beseitigen und das Holz aus dem Wald zu bringen. Jeder nicht aufgearbeitete und liegen gebliebene Wipfel kann die Vermehrung der Borkenkäfer verstärken.

Außerdem müssen ab sofort alle Fichtenbestände regelmäßig auf frischen Borkenkäferbefall kontrolliert werden. Die untere Forstbehörde des Neckar-Odenwald-Kreises fordert daher alle Waldbesitzer dazu auf, mindestens alle 14 Tage ihre Fichtenbestände abzulaufen und nach den üblichen Anzeichen für einen Käferbefall zu suchen. Haben sich die Buchdrucker frisch in einen Stamm eingebohrt, findet man am Boden, in Rindenschuppen oder auf den unteren Ästchen braunes Bohrmehl. Sehr hilfreich ist es, ein Fernglas mit auf die Kontrollgänge zu nehmen. So kann man besser erkennen, ob sich Harztröpfen am Stamm oder am Kronenansatz befinden. Bohrt sich ein Käfer ein, reagiert der Baum mit Harzfluss, der dann außen sichtbar wird. Schreitet der Befall weiter fort, verfärbt sich die Krone oder die Nadeln fallen grün ab. Der örtliche Revierleiter hilft bei Fragen oder in Zweifelsfällen weiter.

Wird ein Befall festgestellt, muss so schnell wie möglich gehandelt werden. Alle bruttauglichen Schadhölzer müssen zügig eingeschlagen und so rasch wie möglich abgefahren werden. Neben der rechtzeitigen Abfuhr gibt es die Möglichkeit, den Brutraum durch Entrinden zu entziehen oder das Holz zur Zwischenlagerung in reine Laubbaumbestände zu verbringen. Die Kronenteile sollten gehackt werden. Nur wenn es keine Alternative gibt, können Holzpolter zum Schutz der umliegenden Bestände von sachkundigen Personen mit Insektiziden behandelt werden. Die Revierleiter stehen gerne zur Verfügung, wenn Waldbesitzende Hilfe bei der Aufarbeitung oder weiteren Behandlung der befallenen Bäume brauchen.

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Zur Unterstützung der Waldbesitzenden wurden im April vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Fördermaßnahmen angekündigt. Insbesondere werden forstliche Maßnahmen gefördert, die dem integrierten Waldschutz dienen. So sind zum Beispiel der Transport von Holz in Trocken- oder Nasslager sowie das Hacken oder Entrinden von Schadholz förderfähig. Der Einsatz von Insektiziden soll so möglichst vermieden werden. Außerdem wird die im letzten Jahr eingeführte Unterstützung für das Aufarbeiten von Schadholz fortgeführt und voraussichtlich auf fünf Euro/Kubikmeter angehoben.

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