Hilfsappell an Waldbesitzer

Forstamt warnt vor Borkenkäfer-Katastrophe

Aber auch viele andere Schädlinge vermehren sich momentan deutlich.

10.05.2020 UPDATE: 11.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 28 Sekunden
Larven des Buchdruckers vermehren sich derzeit rasant. Nach Einschätzung des Heilbronner Kreisforstamtes könnte es daher in den nächsten Monaten zu einer Borkenkäfer-Katastrophe in den Wäldern kommen. Foto: Daniel Karmann/dpa

Heilbronn. (rnz) Das Forstamt des Landkreises Heilbronn warnt vor einer drohenden Borkenkäfer-Katastrophe und bittet alle Waldbesitzer dringend darum, unverzüglich Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Aber auch bei vielen anderen Forstschädlingen sei der "Befallsdruck" momentan hoch. In den beiden Trockenjahren 2018 und 2019 sowie den milden Wintern habe sich die Population vieler Borkenkäfer-Arten, vor allem an der Fichte, enorm vergrößert. Die Käfer, die überwintert haben, konnten sich mittlerweile wieder durch die Rinde bohren und dahinter ihre Eier ablegen.

Jede Eiablage der Mutterkäfer umfasst bis zu 100 Eier, aus denen unter der Rinde zunächst kleine weiße Larven, dann Puppen und schließlich Jungkäfer werden. Diese neue Generation legt nach kurzem "Reifungsfraß" ihrerseits neue Eier ab. So entstehen durch exponentielles Wachstum bei bis zu drei Generationen im Jahr Tausende von Nachkommen eines einzelnen Käfers.

Besonders befallen sind momentan Sturmhölzer, also liegende oder gebrochene Bäume. Diese sollten möglichst rasch aufgearbeitet und aus dem Wald transportiert oder in fichtenfreie Wälder umgelagert werden. Eine rasche Abfuhr in die Sägewerke könne momentan nicht mehr gewährleistet werden, teilte das Forstamt mit und empfiehlt daher eine Zwischenlagerung und weist zugleich darauf hin, dass dabei ein Sicherheitsabstand von rund 1000 Metern zum nächsten Fichtenbestand eingehalten werden sollte.

Auch stehende Fichtenbestände werden zunehmend von den Borkenkäferarten "Buchdrucker" und "Kupferstecher" befallen. Sie müssen regelmäßig auf braunes Bohrmehl, Verfärbungen in der Krone, Harztropfen, Nadelabfall und "Specht-Abschläge" an der Rinde kontrolliert werden. Bei Befall hilft nur das rasche Fällen und Abtransportieren des Stammes, ersatzweise auch das Entrinden mit dem Schäleisen. Die verbleibende Baumkrone sollte gehackt werden, ersatzweise kann man auch die Äste komplett absägen und das Gipfelstück zum raschen Austrocknen kleinsägen.

Bäume, bei denen die Rinde schon abgefallen ist, sind nicht mehr gefährlich, auch rechtfertigen die Stammholz-Preise die Aufarbeitung nicht mehr. Sie können zu einem späteren Zeitpunkt eventuell als Hack- oder Brennholz genutzt werden. Auch an liegenden Lärchen und Buchen findet sich aktuell massenhaft braunes Bohrmehl von den jeweiligen Schadkäfern. Beim Umlagern von Fichtenholz sollten diese Hölzer möglichst mit abgefahren werden.

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Das Kreisforstamt weist darauf hin, dass das Land die Auslagerung von Käferholz mit bis zu sieben Euro pro Festmeter fördert. Nähere Informationen dazu gibt die Behörde unter Telefon 07131 / 994153; Beratung und Unterstützung finden Waldbesitzer auch bei den für sie zuständigen Forstrevierleitern.

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