Die guten Ertragsjahre für den Wald sind vorbei
Forstreform erhöht die Kosten - Keiner will den Wald aber als reinen Holzlieferanten sehen

Beim Waldbegang des Gemeinderats vor wenigen Wochen wurde deutlich, wie schlecht es um verschiedene Baumarten steht. Nun zeigen sich auch die finanziellen Auswirkungen. Foto: Armin Guzy
Von Armin Guzy
Eppingen. Lange hat der Gemeindewald der Stadt Eppingen erkleckliche Gewinne beschert, im Durchschnitt wurden jährlich 260.000 Euro den Haushalt gutgeschrieben - 2,5 Millionen Euro in der zurückliegenden Dekade. Diese Zeiten sind nun vorbei.
Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten steht den Erlösen beim Holzverkauf ein noch höherer Pflegeaufwand gegenüber. Das war nicht die einzige schlechte Botschaft, die Martin Rüter, aktuell noch Leiter der Eppinger Forstamtes, nun dem Gemeinderat überbrachte. Er sorgt sich auch um die Sicherheit der Waldarbeiter und die rasante Ausbreitung des Buchen-Borkenkäfers. Außerdem wird die Waldbewirtschaftung durch die Forstreform ab kommenden Januar erheblich teuerer, die Holzpreise sind im Keller und neue Schädlinge machen sich breit, während sich das Klima weiter aufheizt.
Für das laufende Jahr erwartet Rüter zwar nur ein geringes Defizit von rund 13.000 Euro, aber bereits 2020 wir die Kommune fast 160.000 Euro zuschießen müssen, vor allem um die vielen Flächen wieder aufzuforsten, die aus mehreren Gründen entstanden sind. Aktuell sind in den beiden Eppinger Revieren alleine zehn Hektar kahl, weil dort der Buchen-Borkenkäfer den durch Trockenheit und Hitze ohnehin geschädigten Buchen den Rest gegeben hat. "Einen 2,5 Millimeter großen Sargnagel", nannte Rüter den Schädling, der bis vor wenigen Jahren quasi unbekannt war.
Die Folge: Statt der 1000 bis 1500 in "guten" Jahren benötigten Setzlinge, werden im kommenden Jahr mindestens 14.000 nicht nur gepflanzt, sondern auch gepflegt und geschützt werden müssen. Ein enormer Aufwand an Arbeit und Geld ist dafür nötig - und das wohl auch in den Folgejahren. "Es kommt im Moment viel zusammen: Käfer, Pilze, Sturm", benannte Rüter die Gruppe der "Waldgegner", denen sich die Forstleute gegenübersehen.
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Zudem wird die Arbeit im Wald laut Rüter noch gefährlicher, als sie ohnehin schon ist. Weil viele Äste durch Trockenheit oder Käferbefall brüchig geworden sind, besteht eine erhöhte Gefahr, dass sie schon beim Fällvorgang herunterkrachen und die Forstarbeiter treffen. Nun sollen ein neu beschaffter Fällkeil und das Fällen per Seilwinde die Risiken verringern. Der Keil funktioniert hydraulisch, wird am Stamm angebracht und dann per Funk aus sicherer Entfernung bedient.
Der Kauf wurde vom Gemeinderat einhellig begrüßt, verbunden mit reichlich Lob für Rüter, die Revierförster Michael Meny und Jürgen Stahl sowie das Team der Waldarbeiter. "Sie haben unseren Wald zu Ihrem gemacht", würdigte OB Klaus Holaschke die jahrzehntelange Leistung der Forstleute.
Erleichterung herrschte auch beim Thema Forstreform, das Kreisforstamtsleiter Christian Feldmann erläuterte. Ab Januar 2020 wird seine Behörde neu strukturiert. Das bisherige Einheitsforstamt gehört damit der Vergangenheit an. Das bisherige Forstamt in Eppingen wird geräumt, und die meisten Beschäftigten ziehen ein paar Meter weiter in das ehemalige Seniorenstift "Lindenhof" und werden dort in einer neuen "Anstalt des öffentlichen Rechts" weiterarbeiten.
Martin Rüter wechselt allerdings zur Forstbehörde nach Heilbronn. Die Einrichtung in Eppingen ist eine von landesweit 21, die im Zuge der Reform neu geschaffen wurden. Land und Kommunalverbände haben inzwischen ein Kooperationsmodell erarbeitet, das die künftigen Aufgaben regelt.
Demnach wird das Kreisforstamt weiter kostenlos die forsttechnische Betriebsleitung kostenlos übernehmen, und auch Meny und Stahl bleiben der Kommune als Förster erhalten. Ihre Dienste werden der Stadt künftig aber "zu Gestehungskosten" und damit um fast 30 Prozent höher als bisher über den "Forstverwaltungskostenbeitrag" in Rechnung gestellt. Aktuell wird dafür mit jährlichen Kosten von rund 110.000 Euro gerechnet. Ob das, und die kalkulierte Verwaltungszeit von einer Stunde wöchentlich tatsächlich ausreichen, weiß noch niemand. "Wir müssen uns da ’rantasten", sagte Feldmann.
Außerdem wird eine kommunale Holzverkaufsstelle eingerichtet, über die die Kommunen künftig ihr Holz vermarkten können. Als Gegenleistung werden 3,50 Euro je geschlagenem Festmeter fällig - etwa 35.000 Euro im Jahr. "Damit liegen wir im unteren Rahmen", sagte Feldmann und betonte, dass die neue Forstverwaltung "gut, aber schlank" aufgestellt sei.
Der Gemeinderat stimmte sowohl dem Forstbetriebsplan als auch der Vereinbarung im Zuge der Forstreform einstimmig zu - verbunden mit Stellungnahmen, in denen Sprecher aller Fraktionen erkennen ließen, dass ihnen der Erhalt des Waldes auch das erforderliche Geld wert sei.