146 Rettungswagen-Schichten fielen 2018 schon aus
Scharfe Kritik aus Mannheim - "Das ist nicht akzeptabel"

Der Funkmast der Rettungsleitstelle in Ladenburg: Von hier wird der Rettungsdienst für die Städte Heidelberg und Mannheim sowie den Rhein-Neckar-Kreis koordiniert. Foto: rho
Von Stefan Hagen und Gerhard Bühler
Ladenburg/Mannheim. Über die Zustände in der Rettungsleitstelle in Ladenburg wird weiter heftig diskutiert: Von hier aus wird der Rettungsdienst für die Städte Heidelberg und Mannheim sowie den Rhein-Neckar-Kreis koordiniert. Ab 2019 wird es zwei Leitstellen geben - eine für die Stadt Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis in Ladenburg und eine weitere in Mannheim.
Träger der Leitstelle sind derzeit der Rhein-Neckar-Kreis sowie das DRK Mannheim und das DRK Rhein-Neckar/Heidelberg. 49 Mitarbeiter nehmen im Schichtbetrieb Notrufe entgegen. Das DRK wird dabei vom Arbeiter-Samariter-Bund und der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) unterstützt.
Besonders in Mannheim blickt man mit Argusaugen nach Ladenburg: Die Leitstelle war aktuell Thema in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung der Quadratestadt. Dort machte die Runde, dass in diesem Jahr wegen Personalmangel bereits über 1100 Arbeitsstunden in der Leitstelle ausgefallen sein sollen. Wie Mannheims Ordnungs-Dezernent Christian Specht (CDU) im Ausschuss berichtete, seien in dem für die Rettungsleitstelle verantwortlichen "Bereichsausschuss Rettungsdienst Rhein-Neckar" vor wenigen Tagen konkrete Zahlen zum aktuellen Betrieb der Leitstelle genannt worden. Demnach seien 2016 das Jahr über 108 Rettungswagen-Schichten mit 864 Stunden ausgefallen, 2017 habe es den Ausfall von 147 Rettungswagen-Schichten mit 1176 Stunden gegeben.
Allein im laufenden Jahr seien hingegen bereits 146 Rettungswagen-Schichten mit 1168 Stunden ausgefallen. "Das ist nicht akzeptabel", kommentierte Specht. Das Innenministerium sei aufmerksam geworden und werde dazu Fragen stellen. Der "Bereichsausschuss Rettungsdienst" werde in einer Sondersitzung erklären müssen, wie das abgestellt werden soll", sagte Specht.
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Böse auf stoßen Specht schwere Vorwürfe, über die auch die RNZ ausführlich berichtet hat. So sollen Disponenten der Leitstelle eingehende Notrufe unter 112 nur unwillig und mit zeitlicher Verzögerung angenommen haben. Zudem weist der Qualitätsbericht einer unabhängigen Stelle für die Leitstelle Rhein-Neckar die schlechteste Annahmezeit von Notrufen innerhalb des Landes aus. Vom ersten Klingeln des Telefons in der Leitstelle bis zur Alarmierung des Rettungsdienstes sollen hier im Durchschnitt über sechs Minuten vergangen sein.
Nach geltender Regelung in Baden-Württemberg legen Krankenkassen und Rettungsdienstanbieter selbst in so genannten "Bereichsausschüssen" die Qualität und Finanzierung des Rettungsdienstes fest. "In diesem Gremium ist die Stadt Mannheim nur ‚Gast‘ und hat kein Stimmrecht", erinnerte der Sicherheitsdezernent.
"Es kann nicht sein, dass wir bei so einer lebenswichtigen Geschichte nichts zu sagen haben", zeigte sich der Mannheimer Stadtrat Holger Schmid empört. Mannheim habe einen Vorschlag für einen eigenen Rettungsdienstbereich gemacht und hoffe auf eine positive Antwort des Innenministeriums. Inzwischen werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Leitstelle in der Quadratestadt auf den Weg zu bringen.
"Wir brauchen dazu aber noch Partner im Rettungsdienst und die Ausschreibung für die Technik", informierte Specht. Es werde wohl noch ein Jahr dauern, bis Mannheim einen eigenen Rettungsbereich habe. "Bis dahin müssen wir darauf drängen, dass sich die Verhältnisse in der Rettungsleitstelle Ladenburg schnell ändern", meinte CDU-Stadtrat Steffen Ratzel.
Diese Forderung fand breite Zustimmung unter den Gemeinderäten. Schon seit Jahren gibt es aus Mannheim immer wieder Kritik an der Nichteinhaltung der "Hilfsfristen". Das Gesetz schreibt vor, dass zwischen Eingang der Notfallmeldung und Eintreffen der Hilfe am Notfallort "möglichst nicht mehr als 10 Minuten, höchstens 15 Minuten" vergehen sollen.



