Mannheim

Uni-Theater kann endlich aufführen

Die neue Gruppe feiert am 25. Mai Premiere mit der Bühnenfassung eines Meyerhoff-Romans.

20.05.2022 UPDATE: 23.05.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 45 Sekunden
Kurz vor dem Nilpferd-Debakel: Gian Wiget als Joachim (von links) mit Sven Büning, Charlotte Smid und Marcel Pierri, die Joachims Kommilitonen verkörpern. Foto: Gerold

Mannheim. (oka) Die erste große Aufgabe an der Schauspielschule: Joachim (Gian Wiget) soll eine Passage aus "Effie Briest" vortragen – und zwar als Nilpferd. Während seine Kommilitonen dabei brillieren, deutsche Hochliteratur zu deklamieren und gleichzeitig Tiere darzustellen, versagt er kläglich. Dabei war seine Großmutter Inge (Lucia Frackenpohl Fuentes) früher eine gefeierte Schauspielerin und hat an eben dieser Otto-Falkenberg-Schule in München unterrichtet. Aber Joachim kann sich nicht so recht einfinden und zweifelt an seinem Talent.

Ein Gefühl, das vielen Erstsemestern nicht unbekannt sein dürfte. Deshalb passt das autobiografische Stück "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" von Joachim Meyerhoff sehr gut zu einer Universitätstheatergruppe. Am Mittwoch, 25. Mai, ist Premiere im Theaterhaus G 7 – mit zweijähriger Verspätung. Bereits im Herbst 2019 gründete die Weinheimer Theaterpädagogin Christine Heinzel die fakultätsübergreifende Gruppe und erweckte damit das deutschsprachige Theater an der Uni zu neuem Leben. Denn um die "Compagnia Palatina", eine der ältesten Universitätstheatergruppen Deutschlands, war es 2003 ruhig geworden.

Die Premiere des neuen Ensembles war eigentlich im Sommer 2020 geplant, musste dann aber aufgrund der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagt werden. Auch ein zweiter Versuch 2021 scheiterte. Jetzt endlich kommt die erste Inszenierung des Ensembles auf die Bühne. Elf Darstellerinnen und Darsteller sind teils in mehreren Rollen zu sehen, weitere drei Mitglieder sind hinter den Kulissen tätig.

Doch nicht nur die Verzögerung stelle ein Problem dar: "Von der Gründung bis zur Premiere sind zweieinhalb Jahre vergangen", verdeutlicht Heinzel. "Viele Studierende der ersten Stunde sind gar nicht mehr in Mannheim, sondern haben einen Abschluss gemacht oder sind ins Ausland gegangenen." Deshalb mussten so gut wie alle Rollen neu besetzt werden, was natürlich auf die Proben großen Einfluss hatte. Nur Annette Beyer, Marei Klüpfel und Marcel Pierri sind vom Ursprungsensemble noch übrig. Sie freuen sich, dass das Stück endlich zur Aufführung kommt.

"Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" ist der dritte von fünf Romanen, die der Schauspieler Joachim Meyerhoff über seinen Werdegang geschrieben hat. Er handelt von seiner Zeit an der Otto-Falkenberg-Schule, aber auch vom Zusammenleben mit den Großeltern – und dabei vor allem seiner dominanten Großmutter Inge, die ihm immer wieder Ratschläge zur Schauspielerei gibt, die Joachim jedoch eher bei der künstlerischen Selbstfindung zu behindern scheinen.

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Das Resultat sind Episoden voller Komik, aber auch Tragik. Denn Joachim hat den frühen Tod seines Bruders nicht verarbeitet, was ihn stark beeinflusst. Die Bühnenfassung stammt von Gil Mehmert. "Meyerhoff und Mehmet haben uns erlaubt, ihren Stoff zu nutzen", sagt Christine Heinzel, die sich bereits durch mehrere Inszenierungen mit Laienschauspielgruppen an der Bergstraße einen Namen gemacht hat.

Info: Die Aufführungen im Theaterhaus G 7 finden am 25., 26., 27. und 28. Mai statt und beginnen jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es hier. Mehr Infos zum Universitätstheater unter www.uni-mannheim.de oder per E-Mail an unitheater-ma@web.de.

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