Stromausfälle in Mannheim behebt die Kommandozentrale im MVV-Hochhaus

20 Spezialisten sind hier im Dauereinsatz, damit die Lichter niemals in Mannheim ausgehen - Notstromgenerator läuft 96 Stunden

22.08.2016 UPDATE: 23.08.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden

Das MVV-Hochhaus am Neckar: Im Durchschnitt muss jeder Mannheimer 14 Minuten im Jahr auf Strom verzichten, knapp drei Minuten weniger als im Bundesdurchschnitt. Foto: vaf

Von Wolf H. Goldschmitt

Mannheim. Der moderne Mensch ist abhängig vom Strom. Vom Frühstücksradio über die elektrische Zahnbürste bis zur Kaffeemaschine, vom Computer über die Klimaanlage bis zum Fernseher: ohne Energie aus der Steckdose geht nichts mehr. Hinter der sicheren Stromversorgung in Mannheim steckt ein ausgeklügeltes IT-System, dessen Herz im Hochhaus der MVV Energie schlägt.

Wer die vielen Bildschirme in der Kommandozentrale am Neckar sieht, fühlt sich unweigerlich an Nina Hagens Song "Ich glotz’ TV" erinnert: "Alles so schön bunt hier."Doch was auf den ersten Blick aussieht wie die monumentale Wiedergeburt von Änne Burdas Schnittmusterbögen aus den 60ern, ist die Basis dafür, dass der Strom in Mannheim problemlos fließt. In der Verbundleitwarte wachen 20 Mitarbeiter ganzjährig im Schichtdienst rund um die Uhr mit Hilfe modernster Technik darüber, dass in der Stadt die Lichter nicht ausgehen. "Und wenn dann trotzdem einmal die Energie ausbleibt, dann reagieren wir prompt", verspricht Florian Pavel, der neue Geschäftsführer der unternehmenseigenen Netzgesellschaft Netrion.

Es sei in erster Linie menschliches Versagen, wenn es im Haus plötzlich dunkel wird oder der Herd kalt bleibt. Unfälle bei Baggerarbeiten oder umgefallene Bäume führen die Hitliste von Ursachen der lokal begrenzten Stromausfälle an. Dennoch zeigt sich Pavel zufrieden mit seiner Störungsbilanz. Über 212 000 Anschlusspunkte in Wohnungen, Häusern und Firmen gehören zur MVV. Im Durchschnitt muss jeder Mannheimer - hochgerechnet auf zehn Jahre - maximal 14 Minuten im Jahr auf Strom verzichten, knapp drei Minuten weniger als im Bundesdurchschnitt. Und einen Totalausfall hat es noch nie gegeben. Dafür sorgt laut Geschäftsführung die Netzstruktur von Netrion: Acht Umspannwerke, 1131 Transformatoren und 3772 Straßenverteiler halten das Risiko niedrig, dass es großflächige Blackouts in Niederspannungsnetz geben könnte.

Falls ein Störfall gemeldet wird, finden die Mitarbeiter der Leitwarte meist in wenigen Minuten einen Weg, den Schaden zu minimieren. Angrenzende Häuser werden einfach über "Umleitungen" im - übrigens 3724 Kilometer langen - Versorgungsnetz bedient, bis eine Lösung gefunden und der Defekt behoben ist. Vor Ort sind dann Spezialisten des insgesamt 400 Mitarbeiter starken Netzbereichstrupps aktiv. Sie sorgen auch für die regelmäßige Wartung und Erneuerung des Netzes. Der Versorger investiert in alle Mannheimer Netze vom Strom über Wasser und Gas bis zur Fernwärme jährlich 70 Millionen Euro. Die hohe Qualität und Zuverlässigkeit bei der Stromversorgung sei nicht zuletzt für Industrie und Gewerbeunternehmen ein entscheidender Faktor, so der neue Netrion-Chef weiter.

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Auf Nummer sicher gehen die Verantwortlichen auch in Sachen zunehmender Cyberkriminalität. Der Serverraum der Leitwarte ist nur einer Handvoll Leute zugänglich, das Kontrollsystem arbeitet unabhängig vom weltweiten Internet und bei Stromausfall im eigenen Haus springt ein Notstromdieselgenerator an. 96 Stunden läuft der ohne Nachfüllen von Treibstoff.

Die deutschen Netze zählen zwar zu den sichersten in Europa - doch was passiert, wenn tatsächlich die Überlandleitungen der vier großen Netzbetreiber über ihr Hochspannungsnetz keinen neuen Saft nach Mannheim liefern können? "Dieser Fall ist extrem unwahrscheinlich", sagt Florian Pavel. Doch selbst im Worst-Case-Szenario haben die Kurpfälzer noch ein Ass im Ärmel. Das Großkraftwerk Mannheim (GKM) kann einspringen und dank des modernen Block 9 die gewünschte Versorgungssicherheit für Baden-Württembergs drittgrößte Kommune aufrechterhalten. Im vergangenen Jahr produzierte der größte Energiestandort Baden-Württembergs 7,8 Milliarden Kilowattstunden Strom für die gesamte Metropolregion.

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