Wie die Hochstraße Nord bis 2026 halten soll
Die Stadt verweist auf regelmäßige Untersuchungen an der Brücke. Sogar auf eine Sperrung wäre man eingestellt.

Von Alexander Albrecht
Ludwigshafen. Ob die täglichen Stoßgebete von Ludwigshafens Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck ausreichen, damit die Hochstraße Nord noch zwei Jahre durchhält, sei mal dahingestellt. Der stramme Zeitplan sieht jedenfalls vor, dass die Brücke über den Rhein als eine der wichtigsten regionalen Verbindungen bis 2026 als Ausweichstrecke für die Hochstraße Süd dient.
Dann soll das Bauwerk wiederaufgebaut sein und es zu einem Rollenwechsel kommen. Die Hochstraße Nord wird abgerissen und weicht der ebenerdigen Helmut-Kohl-Allee, die südliche Trasse nimmt den zusätzlichen Verkehr der Brückenschwester auf. So weit der Plan.
Der Einsturz der Carola-Brücke in Dresden wirft nun aber auch ein Schlaglicht auf die Chemiestadt. Wie das sächsische Bauwerk ist auch die 1,8 Kilometer lange Hochstraße Nord in den 70er-Jahren gebaut worden. Fangnetze an den Überbauten schützen davor, dass Betonbrocken auf die Straßen und womöglich auch Menschen stürzen. Wie dramatisch ist die Lage also in "LU"? Hält die Hochstraße Nord den Belastungen durch mehrere Tausend Fahrzeuge täglich, stand?
Ein Sprecher der Stadt gibt sich in seiner schriftlichen Antwort auf Frage der RNZ gelassen. Er verweist auf "reguläre Bauwerksprüfungen". Daneben würden im Vier-Monatsrhythmus zusätzliche Untersuchungen durchgeführt. "Weiterhin finden Koppelfugenmessungen statt", schreibt der Sprecher. Dieses Vorgehen orientiere sich an den bekannten Schwächen der Konstruktion.
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Die Statik ändere sich nicht und müsse daher auch nicht mehrfach überprüft werden. Die Stadt rechne aber Zug um Zug alle Bauwerke nach den Vorgaben des Bundesverkehrsministeriums nach. Als Einsturzursache vermutet das Dresdner Straßenbauamt eine Korrosion bei Stahlteilen des Bauwerks, das im nächsten Jahr hätte saniert werden sollen.
Falls der "Worst case" in Ludwigshafen eintreten sollte und man auch die Hochstraße Nord sperren müsste, hat die Stadt dafür einen Plan? Hier antwortet der Sprecher vage. Die Stadt habe 2019 bei der überraschenden Sperrung der Pilzhochstraße – Teil der Südtrasse – unter Beweis gestellt, "dass sie personell und organisatorisch auf solche Ereignisse eingestellt ist".
Für den Abriss der Hochstraße Nord und aufgrund der Streckenführung der Helmut-Kohl-Allee wird aktuell das Rathaus-Center Stück für Stück demontiert. Laut Stadtsprecher werden die Fassadenelemente des Turms, in dem sich früher die Verwaltung befand, bis Ende des Jahres komplett abgebaut sein. Das "Skelett" des Turms werde vorerst noch stehen bleiben. Ab Frühjahr 2025 beginne dann der sogenannte mineralische Abbruch des ehemaligen Saturn-Elektromarkts.
Für den des Turms begännen im gleichen Zeitraum die vorbereitenden Maßnahmen, Gerüstarbeiten zum Beispiel. Noch im ersten Quartal soll dann auch hier der Abriss starten. Zunächst im oberen Bereich mit Minibaggern und anschließend ab der neunten Etage mit Longfront-Baggern, wie der Sprecher erläutert. "Wir sind grundsätzlich im Zeitplan", sagt er.
Oberbürgermeisterin Steinruck (parteilos) hatte kürzlich bei einer Pressekonferenz zum Mobilitätspakt Rhein-Neckar die verkürzte Planfeststellung für den Ersatzneubau der Pilzhochstraße eine Blaupause auch für andere Bundesländer genannt. "Ich kann die Landesregierung auch mal loben", sagte sie. Probleme gibt es bei der Weißen Hochstraße, die sich an den Neubau anschließt. Hier habe sich mit Beginn der Maßnahme zusätzlicher Sanierungsbedarf ergeben. Das lasse sich durch einen umgesteuerten Zeitplan ausgleichen.




