Wissing und Schmitt legten Grundstein für Hochstraße
Es ist ein Schlüsselprojekt für die Mobilität einer ganzen Region. Der offizielle Baustart ist der Beginn einer ganzen Reihe ehrgeiziger Verkehrspläne in Ludwigshafen.

Von Wolfgang Jung und Carsten Blaue
Ludwigshafen. Für eines der wichtigsten Infrastrukturvorhaben der Rhein-Neckar-Region haben Bundesverkehrsminister Volker Wissing und die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt (beide FDP) am Dienstag den Grundstein gelegt. Mit der Zeremonie im Beisein von Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) in Ludwigshafen begann offiziell der Baustart am Lückenschluss der Bundesstraße 37 im Bereich der Hochstraße Süd.
Ihre Wiederherstellung sowie der Abriss der B 44 im Bereich der Hochstraße Nord sowie der Neubau der Helmut-Kohl-Allee, die ein Abschnitt der B 37 sein wird, gelten als Schlüsselprojekte für die Mobilität in der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz. Die Verkehrsader hat darüber hinaus größte Bedeutung für Pendler und Unternehmer in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen. Die geplante Brücke am südlichen Rand der Innenstadt ist der Ersatzbau der 2020 abgerissenen Pilzhochstraße. Das rund 520 Meter lange Stück war marode. Experten hatten unter anderem Risse festgestellt.
Zur dringend nötigen Sanierung des Hochstraßensystems hatte die Bundesregierung eine Förderzusage über 334,5 Millionen Euro gegeben. Insgesamt übernimmt der Bund damit 60 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Vom Land Rheinland-Pfalz kommen 139 Millionen Euro, das sind etwa 25 Prozent. 15 Prozent muss die Stadt stemmen. Die Arbeiten an der B 37 sollen Anfang 2026 mit der Freigabe beendet sein.
"Die 60 Prozent Bund sind außergewöhnlich viel für ein Projekt, das in der Verantwortung einer Kommune liegt", sagte Wissing. "Aber jedem muss klar sein: Die Infrastrukturprobleme von Ludwigshafen sind ein bundesweites Problem. Die Stadt ist ein bedeutender Industriestandort über die Region hinaus. Deswegen liegt die Lösung im Bundesinteresse. Die Modernisierung des Hochstraßensystems ist dringend notwendig." Natürlich könnten sich die künftigen Kosten dynamisch entwickeln. Es wird erwartet, dass der Bund auch bei Kostensteigerungen einspringt.
Auch interessant
Steinruck unterstrich: "Ludwigshafen plant und baut hier für Ludwigshafen, aber eben auch für die ganze Region, deren Funktionieren und letztendlich auch deren Wohlstand maßgeblich von einer guten Infrastruktur abhängt." Die Oberbürgermeisterin versprach, auch während der Bauphasen am Dialog mit den Bürgern festzuhalten. Auch Schmitt unterstrich, dass die links- und rechtsrheinischen Wirtschaftsräume in der Region von moderner, sicherer und leistungsfähiger Infrastruktur abhängen.
Das Ludwigshafener Hochstraßensystem, das in den Jahren zwischen 1957 und 1982 entstanden ist, spiele dabei eine zentrale Rolle. An der Zeremonie nahm ebenfalls Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) teil. Gerade auch das verdeutlichte den grenzüberschreitenden Stellenwert der Projekte für die Mobilität auch auf der baden-württembergischen Rheinseite.
Bis 2031 soll dann die marode Hochstraße Nord abgerissen und durch eine neue Brücke über die Gleisanlagen und eine mehrspurige ebenerdige Straße ersetzt werden. Helmut-Kohl-Allee: So soll diese rund 860 Meter lange Verbindung als posthume Würdigung für den langjährigen Bundeskanzler dann heißen. Befürworter des Projekts sprechen von einem historischen Schritt, der Ludwigshafen verändern werde. Kritiker der geplanten Straße, am Dienstag vertreten durch eine Handvoll Demonstranten, nennen sie dagegen überdimensioniert, insbesondere das Mittelstück der Helmut-Kohl-Allee im Bereich des Stadtentwicklungsgebietes City-West.
Update: Dienstag, 31. Oktober 2023, 16.18 Uhr
Symbolischer Start für neue Hochstraße
Von Carsten Blaue
Ludwigshafen. Der Bundesverkehrsminister hat sich angesagt. Dazu seine rheinland-pfälzische Ressortkollegin. Und natürlich Ludwigshafens Oberbürgermeisterin – quasi als Gastgeberin. Jutta Steinruck will am heutigen Dienstag mit Volker Wissing (FDP) und dessen Parteifreundin Daniela Schmitt auf der Baustelle der Hochstraße Süd einen ganz besonderen Grundstein legen. Es geht nicht nur um den Neubau, sondern auch noch den Abriss der Hochstraße Nord sowie den Bau der neuen Helmut-Kohl-Allee. Aus den Reden dürfte dann eines hervorgehen: Die Hochstraßen-Projekte sind für den gesamten Verkehr in der Metropolregion Rhein-Neckar wichtig. Und ohne die Förderzusagen von Bund und Land ginge all das nicht.

Das sind bekannte Tatsachen. Insofern ist der Termin der politischen Prominenz für die Chemiestadt und die Region allenfalls von symbolischer Bedeutung. Viel wichtiger aber war der 14. Juli. Denn an diesem Tag gab Wissing endgültig die Förderzusage des Bundes – drei Tage vor dem Start der Bauarbeiten am Lückenschluss der Hochstraße Süd.
Diese umschließt gemeinsam mit der Hochstraße Nord die Ludwigshafener Innenstadt an ihren Rändern. Von der A650 her führen die Hochstraßen hin zu den beiden Rheinquerungen nach Mannheim, zur Kurt-Schumacher- und zur Konrad-Adenauer-Brücke. Daher sind die Hochstraßen auch so wichtig für den Verkehr zwischen Nordbaden und der Vorderpfalz. Das zeigen auch die Zahlen: 100.000 Fahrzeuge passierten täglich das Hochstraßensystem, gut 45.000 die Hochstraße Nord, rund 55.000 die Hochstraße Süd – bis zu deren Sperrung.
Im August 2019 war die Hochstraße Süd auf einem gut 500 Meter langen Abschnitt dicht gemacht worden. Einsturzgefahr. Schließlich wurde er abgerissen. Seitdem klafft dort eine Lücke. Nun wird dieses Teilstück ersetzt – für kalkulierte 100 Millionen Euro. Auch die sich anschließende sogenannte "Weiße Hochstraße" soll auf einer Länge von 800 Metern saniert werden. Klappt alles, dann wird die Hochstraße Süd Anfang 2026 wieder für den Verkehr freigegeben, und zwar als Straße, die auch auf den modernen, deutlich gewichtigeren Schwerlastverkehr ausgelegt ist.
Danach kann der Abriss der gut 40 Jahre alten Hochstraße Nord beginnen, die solange noch als Ausweichstrecke durchhalten muss – zumindest für den Verkehr bis 3,5 Tonnen, für alles Schwerere ist auch sie schon gesperrt. Denn die Hochstraße Nord ist ebenfalls marode. Daran erinnern die Schutznetze unter der Konstruktion, welche herabfallende Betonteile auffangen sollen. Sie soll durch eine ebenerdige, achtspurige Stadtstraße ersetzt werden – die Helmut-Kohl-Allee. Abriss und Neubau werden auf rund 467 Millionen Euro kalkuliert. Für die neue Stadtstraße wird auch das Rathaus-Center abgerissen.
Der ehemalige Verwaltungssitz samt Einkaufszentrum steht der neuen Stadtstraße im Weg. Das Rathaus-Center soll spätestens Mitte 2025 aus dem Stadtbild verschwunden sein. Denn der Platz wird auch für Umleitungsstrecken der Hoch- und Stadtstraßenprojekte gebraucht. Geht es nach den bisherigen Plänen, dann ist alles im Jahr 2031 fertig und wird rund 1,126 Milliarden Euro kosten: die Hochstraßen, die Helmut-Kohl-Allee sowie der Abriss des Rathaus-Centers als Gesamtpaket. Steinruck nennt die Grundstein-Legung daher auch den offiziellen Start für das "größte Infrastrukturvorhaben in der Geschichte Ludwigshafens".
Die Stadtverwaltung hatte die Gesamtkosten zuletzt um rund 350 Millionen Euro nach unten korrigiert. Teuer wird es trotzdem. Auch für Ludwigshafen. Daran ändert auch nichts, dass der Bund für die Sanierung des Hochstraßensystems – dabei handelt es sich um Bundesstraßen – rund 334,5 Millionen Euro zugesagt hat und vielleicht auch bei Kostensteigerungen einspringt. Rheinland-Pfalz schießt weitere 139 Millionen Euro für die Hochstraßen zu. Den Rest muss die ohnehin megaklamme Stadt tragen. Aber es muss sein. Daran haben in den vergangenen Jahren weder die Industrie- und Handelskammern Zweifel gelassen, noch Spediteure, Unternehmen oder Verbände in der Region.
Derweil wird auf der Baustelle der Hochstraße Süd alles für die 20 Meter tiefe Betongründung der Fundamente des Ersatzbaus vorbereitet, die im November beginnen soll. Es sei denn: Man findet doch noch Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg oder andere Munition bei den laufenden Kampfmittelsondierungen. Außerdem müssen Kabel und Entwässerungen der Technischen Werke Ludwigshafen und der Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft an andere Stellen verlegt werden, weil sie sonst den Bauablauf stören.
Ach ja, und dann sind da noch ein paar Hundert Mauereidechsen aus dem Bereich der Bahn-Gleise an der Westbrücke, unweit der Hochstraße Nord. Für sie müssen noch in diesem Jahr Ersatzhabitate gefunden werden.





























