Stadtrat stimmt Helmut-Kohl-Allee zu
Ludwigshafen treibt nach der Vergabe des Baurechts aber zunächst den Neubau der "Westbrücke" voran.

Ludwigshafen. (dpa) Der Stadtrat von Ludwigshafen hat dem geplanten Bau der bis zu achtspurigen Helmut-Kohl-Allee am Montag mit großer Mehrheit zugestimmt. Die ebenerdige Stadtstraße soll bis 2031 die marode Hochstraße Nord nach deren Abriss ersetzen. Die Kosten - zum Stand 2021 - werden auf 528 Millionen Euro geschätzt, Bund und Land beteiligen sich.
Befürworter des Projekts sprechen von einem historischen Schritt, der die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz verändern werde. Kritiker nennen die geplante Stadtstraße dagegen überdimensioniert.
Als posthume Würdigung für den langjährigen Bundeskanzler wird die rund 860 Meter lange Verbindung Helmut-Kohl-Allee heißen. Das Verkehrssystem in Ludwigshafen, zu dem die im Umbau befindliche Hochstraße Süd gehört, hat große Bedeutung auch für Pendler und Unternehmer in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen.
Der Stadtrat beschloss auch einen Nachtragshaushalt für 2023. Damit erhöhte sich das Defizit 2023 von 31 auf etwa 76 Millionen Euro. Hauptgrund sind etwa Rückzahlungen bereits erhaltener Gewerbesteuern.
Update: Montag, 18. September 2023, 22.18 Uhr
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Von Carsten Blaue
Ludwigshafen. Mit Freude hat die Ludwigshafener Stadtverwaltung auf das erteilte Baurecht für den Abriss der Hochstraße Nord sowie für den Bau der neuen Stadtstraße, der Helmut-Kohl-Allee, reagiert. Der rheinland-pfälzische Landesbetrieb Mobilität (LBM) hatte Anfang der Woche den Planfeststellungsbeschluss erlassen. "Wir stehen vor einer riesigen Chance für unsere Stadtentwicklung", sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck. Das Ludwigshafener Hochstraßensystem Nord und Süd ist mit seinen Rheinquerungen maßgeblich für den Verkehr in der Metropolregion Rhein-Neckar – als Verbindung zwischen Baden und Rheinland-Pfalz und für den Güterverkehr.
Steinruck sagte, die LBM bestätige der Stadtverwaltung eine ausgewogene und solide Planung im Bereich der Hochstraße Nord. Mit der nun erreichten Rechtssicherheit könne man nach vorne schauen. Wenn es jetzt Zug um Zug an die Umsetzung gehe, würde weiterhin der Dialog mit den Betroffenen gesucht. Die intensive Bürgerbeteiligung und der Ausgleich der Interessen von planerischer Notwendigkeit, Anwohnern, Geschäftsleuten und Firmen im Umfeld habe schon den Weg bis zur Planung geebnet. "Die Helmut-Kohl-Allee, die wir nun bauen dürfen, öffnet uns den Raum und den Weg zu einem neuen, sozial und ökologisch nachhaltigen Stadtquartier", betonte Steinruck. Ihr wurde der Beschluss zwar noch nicht offiziell zugestellt. Dennoch geht sie davon aus, dass den grundlegenden Abwägungen in der Planung "im Großen und Ganzen entsprochen wurde".
Einwendungen, die ein solches Planungsverfahren immer begleiten würden, seien ausgeräumt worden. Tatsächlich hatten Anlieger ihre Sorgen vor den Widrigkeiten der Baustelle – etwa Lärm oder Erschütterungen – zum Ausdruck gebracht. "Unsere Planung hat der kritischen Überprüfung durch unsere Aufsichtsbehörde in jeder Hinsicht standgehalten. Sie steht auf soliden Füßen", so die Oberbürgermeisterin.
Zunächst will sich die Stadtverwaltung der "Westbrücke" zuwenden, einem rund 440 Meter langen und bis zu 23 Meter breiten Abschnitt der nördlichen Stadtautobahn, der Straßen- und Schienenwege im Bereich des Hauptbahnhofs überbrückt – darunter auch ICE-Trassen. Die "Westbrücke" hat eine Fläche von gut 10.000 Quadratmetern. Die Fahrbahnen verfügen über zwei Fahrspuren pro Richtung. Sie sollen ersetzt werden durch ein Bauwerk aus je zwei Stahlkästen pro Richtung samt Betonplatten für die neuen Straßen. Zudem sollen die Gleisanlagen des Rangier- und Güterbahnhofs überarbeitet werden – zunächst um Platz für die Baustelle zu schaffen, dann aber auch, um das Schienensystem zu modernisieren.
Die insgesamt 1,7 Kilometer lange Hochstraße Nord ist eine Bundesstraße, die Bundesstraße B44. Sie wurde in den Jahren von 1970 bis 1981 gebaut und gilt als marode. So gibt es Abschnitte mit Schutznetzen, die herabfallende Betonteile abfangen sollen. Das Bauprojekt ist eng verbunden mit dem rund 520 Meter langen Lückenschluss in der Hochstraße Süd.
Die Lücke war durch den nötigen Abriss der ebenso baufälligen "Pilzhochstraße" zwischen der Konrad-Adenauer-Brücke über den Rhein und der "Weißen Hochstraße" im Westen entstanden. Die Arbeiten am Neubau haben Mitte Juli begonnen. 20.500 Kubikmeter Beton, 43 Pfeiler und 570 Tonnen Stahl werden hier verbaut. Eine Tieferlegung wie im Fall der Helmut-Kohl-Allee war an dieser Stelle nicht möglich, weil die Rampen zwischen der Konrad-Adenauer-Brücke und der "Weißen Hochstraße" für Autos und Lastwagen zu steil gewesen wären. Auch für Straßenbahnen wäre das Gefälle zu groß gewesen.
Die neue Hochstraße Süd soll Anfang 2026 für den Verkehr freigegeben werden. Erst dann kann der Abriss der Hochstraße Nord beginnen, die bis dahin noch als Ausweichstrecke gebraucht wird. Anderenfalls wären massive Verkehrsprobleme in der Metropolregion die Folge.