Süße Sachen in schwierigen Zeiten
Lastenrad-Tour von Amsterdam nach Schwetzingen fiel anders aus als geplant - Schokolade wurde teilweise mit dem Lkw gebracht

Von Rolf Kienle
Schwetzingen. Das Lastenrad stand bereit, die Tour nach Amsterdam war bis ins Detail geplant – und dann kam die Corona-Pandemie. Sie machte den Lastenradlern der Region, die Ende April größere Mengen Schokolade bei dem niederländischen Unternehmen Chocolate Makers abholen und per pedes ausfahren wollten, einen Strich durch die Rechnung. Nun ist die Schokolade eingetroffen – wenn auch mit dem Lastwagen – und hat jene Geschäfte in Schwetzingen und Umgebung erreicht, die bestellt hatten.
Die Lastenrad-Tour ist ein großes Ereignis, das jeweils über 150 Radfahrer auf den Plan ruft. Es ist nicht so, dass sie alle für ihr Leben gern Schokolade essen würden. Vielmehr unterstützen sie den ökologischen Ansatz der Aktion. Denn die Amsterdamer Schokoladenmanufaktur erhält die Kakaobohnen per Lastensegler aus den Anbaugebieten, zum Beispiel aus der Dominikanischen Republik. Der 32 Meter lange Schoner "Tres Hombres" bringt sie emissionsfrei nach Amsterdam, wo sie dann mit Solarstrom zu Schokolade verarbeitet werden.
Die beiden rührigen Unternehmer Enver und Rodney legen Wert auf fair gehandelte Kakaobohnen und biologischen Anbau. In Peru arbeiten sie seit neun Jahren mit der Bauerngenossenschaft Norandino zusammen, die insgesamt 1500 Mitglieder zählt. "Ein gutes Auskommen für die Kakaobauern, keine Auswirkungen auf das Klima, Schutz der Biodiversität und Müllvermeidung" – das sind die Ziele der Chocolate Makers.
An einem wesentlichen Teil dieses Vorhabens arbeiten jedes Jahr mehr als 150 Idealisten mit, die zwei Dinge haben: Ein Lastenrad sowie die Zeit und die Power, die Schokolade zu den Kunden zu bringen – von Amsterdam bis nach München. Und erstmals nach Schwetzingen. Die Idee hatte Bambusrad-Spezialist Oswald Wieser, der für die Stadt Schwetzingen im vergangenen Jahr ein Bambus-Lastenrad baute. Das Rad nutzt der zuständige Mann im Rathaus nun für die innerstädtischen Botengänge, für die er sonst das Auto genommen hätte.
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Wieser suchte über den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) nach Gleichgesinnten und fand Leute wie den Mannheimer Markus Schlegel. Er lieh sich ein Lastenrad bei "LaMa" in Mannheim aus, um mitzumachen. Gemeinsam mit anderen wollten sie per Bahn nach Amsterdam fahren, in der Schokoladenmanufaktur jeweils gut zwanzig Kilo Schokolade aufladen und in fünf Etappen zurück in die Rhein-Neckar-Region radeln. Allein in Schwetzingen hatten zwei Geschäfte bestellt: Das Kulinarum auf dem Wochenmarkt und "Genuss x Zeit" in der Carl-Theodor-Straße. Außerdem kamen allein 700 Tafeln in Heidelberg zusammen, die nun aber nicht wie vorgesehen bei einer Radveranstaltung, sondern ebenfalls auf Wochenmärkten angeboten werden.
Immerhin: Oswald Wieser und Markus Schlegel luden die Schokolade beim Stopp des Lastwagens in Heidelberg auf und fuhren sie die letzten paar Kilometer nach Schwetzingen. Wieser war eigentlich noch einen Schritt weiter gegangen. Er hatte die weiteren Etappen für den Schoko-Transport bis nach Klagenfurt in Kärnten geplant, was vorerst ebenfalls ausfällt. Die Beteiligten sind allerdings drauf und dran, die Aktion im Herbst noch einmal in Angriff zu nehmen – sofern die Rahmenbedingungen dann stimmen.