Schokolade mit gutem Gewissen essen
Lastenradler aus der Region holen fair getradete Schokolade in Amsterdam ab - Der Schwetzinger Oswald Wieser erklärt den Hintergrund der Aktion

Von Rolf Kienle
Schwetzingen. Die Idee hat viele Freunde gefunden: Schokolade aus Amsterdam, die weitgehend emissionsfrei hergestellt wird. Die Kakaobohnen kommen mit einem Segelfrachter aus der Dominikanischen Republik, werden mit Hilfe von Solarenergie zu Schokolade verarbeitet und per Lastenfahrrad zu den Händlern gefahren – und zwar von Ehrenamtlichen. Mit dabei ist eine Gruppe von Lastenradlern aus der Rhein-Neckar-Region. Initiator der Gruppe ist der Schwetzinger Oswald Wieser. Die Rhein-Neckar-Zeitung hat mit ihm über seine Tour gesprochen, die Ende April startet.
Herr Wieser, Sie radeln 500 Kilometer, um Schokolade von Amsterdam in die Rhein-Neckar-Region zu transportieren. Sie müssen ein großer Schokoladen-Fan sein …
Ja, ich mag Schokolade sehr. Es geht aber nicht um Genuss allein. Die Kakaobohnen für diese Schokolade wurden mit dem Segelfrachter "Tres Hombres" von der Dominikanischen Republik nach Amsterdam gebracht und dort mit Hilfe von Solarenergie zu Schokolade verarbeitet. Da ist es nur konsequent, sie mit Muskelkraft zu den Verbrauchern zu bringen.
Wohin bringen Sie die Schokolade?
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Wir sind nur die Lieferanten. Es gibt Besteller in Mannheim, Heidelberg, Heilbronn, Stuttgart und Schwetzingen. Danach geht es weiter nach Österreich, wo sich weitere Geschäfte gemeldet haben.
Wie viele Lastenradler nehmen denn an der Tour teil?
Ich rechne mit fünf bis zehn Teilnehmern nur auf unserer Strecke. Insgesamt treffen Ende April um die 150 Radler bei der Amsterdamer Schokoladenmanufaktur ein, die ihre Pakete abholen und transportieren.
Wie viel transportiert jeder?
Das werden wohl jeweils 20 bis 30 Kilo sein. Insgesamt könnte eine Vierteltonne zusammenkommen, die wir aufladen.
Wie lange werden Sie für die Strecke brauchen?
Wir haben fünf Tage eingeplant. 100 Kilometer am Tag. Das sind realistische Strecken für ein E-Bike.
Sie fahren mit einem selbst gebauten Lastenrad aus Bambus nach Amsterdam. Wie kam es dazu?
Eine Gruppe von Radfreunden hat das E-Lastenrad im Auftrag der Stadt Schwetzingen gebaut. Es steht jetzt dem Hausmeister des Rathauses für Besorgungen und die Dienstpost zur Verfügung. Ich leihe es für die Schokofahrt aus.
Sind Sie schon einmal eine so lange Strecke gefahren?
Nein, mit dem Lastenrad noch nie. Aber wir machen bis dahin einige Testfahrten, weil wir wissen wollen, welche Belastung für das E-Bike noch machbar ist.
War die Tour eine Idee der Amsterdamer Schokoladenmanufaktur?
Nein. Das waren Initiativen von umweltbewussten Lastenradlern, denen es um Nachhaltigkeit und emissionsfreie Aktionen geht. Es gibt die Touren auch schon ein paar Jahre. Aber auch der Amsterdamer Schokoladenhersteller legt großen Wert auf Nachhaltigkeit. Er kauft seine Kakaobohnen nach fairen Regeln.
Wie ist Ihr Verhältnis zu einer umweltbewussten Lebensweise?
Ich erledige Einkäufe grundsätzlich mit dem Rad, kaufe vorwiegend regionale Produkte und versuche, auf überflüssige Verpackung zu verzichten.
Werden Sie unterwegs Schokolade naschen?
Nicht von der bestellten Ware, aber natürlich werden wir uns selbst auch welche kaufen und uns unterwegs damit stärken. Es gibt nichts Besseres als Schokolade.
Wie viel kostet die Schokolade später im Laden?
4,50 Euro pro Tafel. Sie ist fair getradet. Das macht sie teurer. Wir bekommen nichts für unseren Transport.
