IHK-Kaufkraft-Analyse 2018

Kunden in der Region sind besonders zahlungskräftig

Einzelhandel profitiert von hohen Einkommen – Walldorf verdrängt Weinheim von Spitzenplatz – Mannheim hat bundesweit höchste Anziehungskraft

01.10.2018 UPDATE: 02.10.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 6 Sekunden

Reiche Region. Die Menschen im Rhein-Neckar-Raum können sich besonders viel leisten. Das belegen die neuen IHK-Zahlen (14. September). Das verfügbare Einkommen beträgt in der Region 26,8 Milliarden Euro. Den Einzelhandel freut’s. In Heidelberg ist die Kaufkraft noch stärker als in Mannheim. Foto: dpa-Archiv

Von Carsten Blaue

Mannheim. Auf der Suche nach neuen Standorten kommen Einzelhandels- und Dienstleistungsunternehmen an der Region nur schwer vorbei. Denn an Rhein und Neckar sind gute Geschäfte zu machen. Die Umsätze sind im Bundes- und Landesvergleich einfach höher. Weil die Bürger mehr Geld haben als in anderen Regionen.

Das geht aus der Kaufkraft-Analyse für das Jahr 2018 der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar (IHK) hervor, in der zum vierten Mal 18 Ober-, Mittel- und Unterzentren des Kammerbezirks unter die Lupe genommen wurden. Das Ergebnis sei wieder "sehr erfreulich", so IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Nitschke. Die Region behaupte ihre überdurchschnittlich und überregional attraktive Position als Einzelhandelsstandort.

Die allgemeine Kaufkraft der Bürger, also ihr verfügbares Einkommen, ist in der Region im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das geht aus der Kaufkraft-Analyse der Industrie- und Handelskammer (IHK) hervor. Grafik: RNZ-Repro

8,2 Milliarden Euro für Einkäufe im Laden

Die IHK hat in ihrem Kammerbezirk ein allgemeines Kaufkraftvolumen, also das verfügbare Einkommen, in Höhe von 27,9 Milliarden Euro für dieses Jahr ermittelt. Das sind 3,3 Prozent mehr als in der Prognose für 2017. Damit liegt die Region 0,2 Prozentpunkte über der bundesweiten Steigerung. Für den Einzelhandel fallen von der allgemeinen Kaufkraft laut der IHK-Erhebung etwa 8,2 Milliarden Euro ab - genau eine Milliarde mehr als in der Kalkulation des vergangenen Jahres.

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Jeder Einwohner verfügt laut Statistik über ein Einkommen in Höhe von knapp 24.090 Euro, ein Plus von 2,6 Prozent im Vorjahresvergleich. Davon kommen rund 7051 Euro, also knapp 400 Euro mehr als 2017, dem Einzelhandel zugute. Im Bundesvergleich haben die Kunden in der Region für Einkäufe in den Geschäften rund 100 Euro mehr im Geldbeutel, im landesweiten Vergleich etwa 200 Euro weniger. Ähnlich groß waren die Unterschiede auch im Vorjahr.

Im kommunalen Vergleich haben zwei Städte eine überdurchschnittlich hohe allgemeine Kaufkraft von über 28.000 Euro pro Kopf. Dabei wird Weinheim als Spitzenreiter des Jahres 2017 in der Statistik für das laufende Jahr von Walldorf abgelöst. Hier ist nicht nur die allgemeine Kaufkraft spitze, sondern auch noch die einzelhandelsrelevante.

Die Walldorfer haben demnach pro Kopf ein Einkommen von 28.447 Euro (2017 waren es 26.464 Euro). Das sind 5100 Euro mehr als im Bundesdurchschnitt und 3400 Euro über dem Landesvergleich. Für den Einzelhandel stehen davon kalkulierte 7858 Euro (2017: 7249 Euro) zur Verfügung. Weinheim rangiert dahinter mit 28.063 Euro allgemeiner und 7696 Euro einzelhandelsrelevanter Kaufkraft. Das sind Steigerungen von 1065, beziehungsweise 443 Euro. Ladenburg wurde trotz eigener Steigerungen auf den dritten Platz durchgereicht. Im vergangenen Jahr lag die Römerstadt am Neckar beim Einkommen noch auf Platz zwei mit 26.464 Euro und wird für 2018 bei diesem Indikator mit 27.926 Euro gelistet. Für den Einzelhandel hatten die Ladenburger im vergangenen Jahr das meiste Geld im ganzen Kammerbezirk, nämlich 7254 Euro. Selbst das Plus in Höhe von 445 auf 7699 Euro bedeutet in der aktuellen Analyse nur den Bronzerang.

Schlusslichter bei der allgemeinen Kaufkraft bleiben Osterburken (21.706 Euro) und Adelsheim (21.303 Euro), obwohl beide Kommunen die 21.000 Euro-Marke geknackt haben. Auch für die Einkäufe in den Geschäften haben die Adelsheimer im IHK-Bezirk das wenigste Geld übrig, nämlich 6561 Euro pro Kopf. Auf dem vorletzten Platz landet Eberbach in dieser Statistik mit 6626 Euro.

Unter dem Strich kann sich der hiesige Einzelhandel noch immer über eine durchaus zahlungskräftige Kundschaft freuen. Doch nicht allen Städten und Gemeinden gelingt es auch, die Kaufkraft im Ort zu halten. Die größten Einzelhandelsumsätze pro Kopf werden noch immer in Walldorf gemacht - 11.512 Euro sind sogar über 1000 Euro mehr als im Vorjahr. Wie in der Statistik von 2017 folgen dahinter Schwetzingen (11.391 Euro, plus 1062 Euro) und Mosbach (10.718 Euro, plus 524 Euro). Überdurchschnittliche Werte. Weinheim rückt hier vor von Platz acht auf sechs mit 8438 Euro, Ladenburg verharrt mit 5422 Euro auf der drittletzten Position. Schlusslicht bleibt Leimen mit 2874 Euro. Mannheim verteidigt den fünften Platz in dieser Statistik (9049 Euro), Heidelberg rutscht hinter Buchen von sieben auf acht (mit 7478 Euro Einzelhandelsumsatz je Einwohner).

In Mannheim und Heidelberg als mit Abstand größten Einkaufsstädten wird laut der IHK-Prognose aber auch in diesem Jahr über die Hälfte der gesamten Einzelhandelsumsätze im Kammerbezirk erwirtschaftet. Gemeinsam kommen die beiden Metropolen auf knapp vier Milliarden Euro. Das entspricht rund 52 Prozent. Heidelbergs Einzelhandel macht einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro.

Mannheims City muss erreichbar bleiben

Mannheim verzeichnet hier einen Zuwachs von rund 85 Millionen auf 2,8 Milliarden Euro. Das sind alleine 36 Prozent des gesamten Umsatzes im Einzugsbereich der IHK. Doch Nitschke warnt: Mannheims Bedeutung sei für den Einzelhandel zwar herausragend. Doch die Innenstadt müsse für Kunden erreichbar bleiben. Denn viele kämen von außerhalb.

Auch weil Mannheim in Sachen Attraktivität und Anziehungskraft weiter zugelegt hat und im bundesweiten Vergleich von 39 Kommunen mit über 200.000 Einwohnern unschlagbar bleibt. Das wird in der sogenannten "Zentralitätskennziffer" abgebildet. Nur die Quadratestadt erreicht hier einen Wert von über 150 Zählern und baut auch im Jahr 2018 den Vorsprung aus - vor Lübeck. Die Hansestadt hat Freiburg vom zweiten Platz verdrängt. Heidelberg belegt bei den Städten mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern einen guten Rang im Mittelfeld: Platz 21 von 41.

Mit Blick auf den Kammerbezirk sind aber andere noch stärker darin, Kundschaft von außerhalb anzuziehen. Mosbach hat hier seinen Spitzenplatz in der Statistik für 2018 verteidigt. Auch dahinter gibt es keine Änderungen: Schwetzingen kommt vor Walldorf und Hockenheim. Mannheim bleibt hier auf dem fünften Platz. Heidelberg wird von Weinheim auf den achten Rang verdrängt.

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