Hemsbach

Für Ukraine-Flüchtlinge werden Hotels angemietet

Städte und Gemeinden brauchen dringend Unterkünfte für Geflüchtete. Die Stadt Hemsbach widmet jetzt eine ehemalige Schule um.

31.05.2022 UPDATE: 01.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Ein Willkommens-Banner in den ukrainischen Nationalfarben hängt bereits, die ersten Geflüchteten kommen Anfang Juli. Foto: Dorn

Von Stefan Hagen

Hemsbach/Rhein-Neckar. Viele Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis suchen derzeit geradezu händeringend nach Unterkünften für geflüchtete Menschen – überwiegend aus der Ukraine. "Es werden teilweise sogar Hotels angemietet", weiß Jürgen Kirchner. Der Bürgermeister von Hemsbach blickt ernst, man merkt ihm an, dass ihm die Schicksale dieser Menschen nahe gehen. Doch dann huscht ein Lächeln über sein Gesicht, es gibt in diesen schwierigen Zeiten auch positive Nachrichten zu vermelden.

Denn Hemsbach muss kein Hotel anmieten, um die insgesamt 145 Menschen, die der Stadt nach dem Einwohnerschlüssel vom Rhein-Neckar-Kreis zugeteilt werden, unterzubringen. Es wurde eine bessere Lösung gefunden: Die nun leer stehende ehemalige Uhlandschule wird in eine Unterkunft für Geflüchtete umgewidmet. Zwischen 45 und 60 Personen sollen hier ab 1. Juli einziehen.

Dabei gehört das Gebäude der Stadt gar nicht mehr, es wurde an die Familienheim Rhein-Neckar eG verkauft. Das Unternehmen will die Schule abreißen und auf dem Areal Wohnungen errichten. "Doch als die Stadt Hemsbach bei uns angefragt hat, ob wir das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stellen würden, haben wir sofort zugesagt", wird Mike Kirsch, Vorstandsmitglied der Familienheim Rhein-Neckar, in einer Mitteilung zitiert.

In die Klassenzimmer sollen dann jeweils bis zu zwei Familien einziehen. Foto: Dorn

Am Montag wurde das Projekt nun vorgestellt. Vor Vertretern der Presse und Gemeinderatsfraktionen erläuterten Bürgermeister Kirchner, Felix Ernst, Referent Marketing und Kommunikation der Familienheim, sowie Vorstandsmitglied Florian Grabarek die Vorgehensweise nach Zustandekommen der Kooperation, die zunächst für zwei Jahre gilt. Gebäude und Räumlichkeiten waren renovierungsbedürftig, außerdem musste die Wasser- und Energieinfrastruktur erneuert und teilweise sogar neu eingebaut werden, betonte Ernst.

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Die ehemaligen Klassenzimmer wurden zu Schlafräumen oder Aufenthaltsräumen umgerüstet. Auch für adäquate sanitäre Einrichtungen, eine Küche sowie einen Raum mit Voraussetzungen für Waschmaschinen und Trockner wurde gesorgt, ergänzte Florian Grabarek. Mit der tatkräftigen Unterstützung vieler Handwerksbetriebe aus der Region habe die Familienheim Rhein-Neckar das gesamte Gebäude in wenigen Wochen für die Unterbringung der Geflüchteten hergerichtet.

Eine Botschaft, die Jürgen Kirchner mit Dankbarkeit und Realismus entgegennahm. "Wir sehen diese Räumlichkeiten in erster Linie als Puffer", machte er deutlich. Denn ein Schulgebäude könne natürlich niemals eine Wohnung sein. Aber man müsse nun, anders als im Jahr 2015, der Situation nicht mehr hinterherhecheln. "Wir hoffen natürlich, dass diese Menschen bald in ihr Heimatland zurückkehren können. Auch wenn derzeit leider nichts dafür spricht", sagte Kirchner. Aber jetzt wolle man den Geflüchteten den Aufenthalt erst einmal so angenehm wie möglich gestalten. Bei einem Rundgang wirkt das Gebäude freundlich und penibel sauber. In die acht Klassenzimmer können jeweils zwei Familien mit Kindern einziehen.

Noch stapeln sich die Kisten in den Gängen, doch bis zum 1. Juli sollen die Arbeiten im Innern der ehemaligen Uhlandschule abgeschlossen sein. Foto: Dorn

Es gibt einen Wickelraum, eine Sporthalle und einen großen Pausenhof, der sich als Spielgelände für die Kinder eignet. Noch sind die Klassenzimmer fast leer, auch der Küchentrakt sowie der Bereich für die Waschmaschinen und Trockner müssen noch eingerichtet werden. Dafür ist die Stadt Hemsbach zuständig, die dafür geschätzt zwischen 40.000 und 60.000 Euro in die Hand nimmt.

Derzeit seien zudem rund 100 Menschen aus der Ukraine in Hemsbach privat untergebracht, lobt Kirchner die Bürger seiner Stadt, die überhaupt ein sehr großes Engagement zeigen würden. Jetzt treibt ihn die Frage um, ob diese Personen auf das Kontingent des Kreises – also die besagten 145 Geflüchteten – angerechnet werden.

Werden sie, sagt Stefan Becker, Leiter des Ordnungsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, auf RNZ-Anfrage. Allerdings nur unter gewissen Voraussetzungen. "Der dauerhafte Verbleib in der Gemeinde muss gesichert sein", erläutert Becker. Beispielsweise durch einen Mietvertrag oder einen Untermietervertrag. Anschließend müsse die Gemeinde diese Menschen dem Kreis melden.

Ort des Geschehens

Personen, die die genannten Voraussetzungen erfüllen, würden dann – auch wenn sie einen privaten Mietvertrag abgeschlossen haben – auf das Kontingent der Stadt im Rahmen der kommunalen Anschlussunterbringung angerechnet.

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