Südamerika-Feeling im Luisenpark
Bundesgartenschau und Luisenpark haben ab diesem Donnerstag eine neue Attraktion. Das frühere Schmetterlingshaus wurde aufwendig umgebaut.

Von Alexander Albrecht
Mannheim. "Caipirinha" ist eine stolze Single-Lady. Tierisch Ärger gab es, als das Luisenpark-Team die Dame einmal mit einem männlichen Exemplar verpartnern wollte. Für den Kerl endete die geplante Liaison "mit Wunden", weiß die leitende Zoologin Christine Krämer. Beinahe schüchtern wirkt "Caipirinha" dagegen in ihrem Gehege im Südamerikahaus, das vor dem Umbau das Schmetterlingshaus war. Langsam, sehr langsam, kriecht der Brauen-Glattstirnkaiman aus der Transportbox. Das Reptil ist kurz vor dem Besuch der RNZ am Mittwoch von seinem Übergangsdomizil auf der Anlage in sein neues Zuhause gebracht worden.
Und das kann sich sehen lassen. Der hellbraune Sandton lässt die in die Konstruktion eingebauten Kunstfelsen täuschend echt erscheinen. Die beiden Trupps der Fachfirma – eine fürs Modellieren, die andere fürs Kolorieren – haben tolle Arbeit gemacht. Einer der Künstler ist Peruaner – und nicht nur deshalb stellt sich schnell Südamerika-Feeling ein. Wer das Haus betritt, muss sich auf bis zu 30 Grad Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit gefasst machen. Hätte man doch lieber nicht die dickere Jacke angezogen ...

Die großen Schmetterlinge machen gute Laune und sind genauso bunt wie die floralen Exoten entlang der verschlungenen Wege, die kleineren mexikanischen Ameisenbäume und die Barbados-Stachelbeere zum Beispiel. Mittendrin befindet sich eine sattgrüne Pflanzenwelt mit einer schon recht stattlichen Bananenstaude. Bromelien feiern nicht nur in heimischen Wohnzimmern ihr Comeback, sondern auch im Luisenpark. Vorbei geht es an Felsvorsprüngen, aus denen farbenprächtige Agaven wachsen.

Die Namen verraten es bereits: Nicht alle der komplett neuen Pflanzen haben einen Bezug zum namensgebenden Kontinent. "Das wäre schwer durchzuhalten gewesen", sagt Krämers Stellvertreterin Andrea Gerstner. Just in diesem Moment schlüpft im "Puppenhäuschen" inmitten der Pflanzenwelt ein neuer Schmetterling. Viele weitere sollen hinzukommen. "Wir haben gerade Puppengruppen bestellt", verrät Gerstner. Bis zu 200 Schmetterlinge aus rund 15 Arten sollen einmal im Südamerikahaus umherflattern.
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Neben "Caipirinha" und durch eine Glaswand getrennt, haben zwei weitere alte Bekannte ihr Quartier bezogen: Ein Leguanpärchen starrt gerade an seinem Becken etwas unentschlossen in die Luft. Falls den beiden der Trubel in der Halle zu viel werden sollte, können sie sich in ihren neuen Außenbereich verziehen. Wobei die grünen Leguane auch dort auf Parkbesucher "treffen". Das Boa constrictor-Duo hat sich bereits wieder prächtig eingelebt und schlängelt sich um Äste.
Die kleine Reise durch Südamerika endet beim größten Gehege, um das die Halle extra erweitert worden ist. Aber wo sind sie denn, die zwei kleinen Goldkopflöwenäffchen? Da muss man schon genauer hinschauen. Oben links haben sie sich hinter dem Zaun versteckt. Ihre Mähnen erinnern tatsächlich an Löwen. Der Luisenpark betreibt hier auch Artenschutz. Die größte Krallenaffenart stammt aus einem der am stärksten bedrohten Regenwälder Brasiliens. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte ist der Lebensraum zunehmend zerstört worden.
Ihr Mannheimer Reich ist im Vergleich zum früheren Gehege der inzwischen abgegebenen Lisztäffchen wesentlich großzügiger. Außerdem steht vor der Scheibe ein Bänkchen, das Besucher zum Verweilen einlädt und sogar einen Blick auf die weiten Wiesen des Luisenparks erlaubt.
Eigentlich hätte das Südamerikahaus pünktlich zum Start der Bundesgartenschau am 14. April öffnen sollen. Dass es erst an diesem Donnerstag aufmacht, lag laut Krämer an Problemen mit der Mess- und Regelungstechnik. So mussten einige Wasser- und Lufttests durchgeführt werden, damit auch sehr empfindliche Tiere wie die Schmetterlinge dort leben können. "Hier konnten wir keine Abkürzung nehmen", bittet die Zoologin um Verständnis.
Der Eingang führt wie gehabt durch das Kakteenhaus, und die Tierpfleger haben nun sogar einen "Backstage-Bereich" mit Futterküche, Lagerräumen und Quarantänezonen. Das erspart lange Wege. Und mit dem Zusammenführen der Tiere im Südamerikahaus muss das große Pflanzenschauhaus auch nicht mehr so stark beheizt werden, was den Energieverbrauch senkt.

"Caipirinha" hat es dann doch noch geschafft und ist aus der Transportbox gekrochen. Jetzt ist erst mal Abkühlung im Becken angesagt, wo sich der Kaiman gerne auf die Lauer legt. Geplant ist, das Becken um mehrere Fischarten zu bereichern. Gäste können über eine Scheibe "Caipirinha" beim Jagen zusehen.




