Nikolas Löbel im Wahlkampf - Er hat "aus Fehlern gelernt"
Mit Vollbart in den Wahlkampf - Nikolas Löbel wird heute Abend voraussichtlich zum CDU-Bundestagskandidaten gewählt

Nikolas Löbel. Foto: Dorn
Von Wolf H. Goldschmitt und Alexander Albrecht
Er hat inzwischen ein dickes Fell, der 30-jährige Mannheimer CDU-Kreisvorsitzende Nikolas Löbel. Auch wenn es ihn immer noch wurmt, als "Karrierist" bezeichnet zu werden. Der designierte Bundestagskandidat der Union spricht lieber von seiner Berufung zum Politiker. Der Weg zum seriösen Spitzenmann mit politischen Perspektiven war allerdings keineswegs geradlinig.
Es gab Zeiten, da wollte der Senkrechtstarter, der schon mit 23 Jahren zum Stadtrat avancierte, mit dem Kopf durch die Wand. Auf Kosten seines Jurastudiums peilte er vor fünf Jahren ein Landtagsmandat an - erfolglos. Eine bittere Erfahrung, aber sie sei nicht umsonst gewesen, betont er. "Man darf Fehler machen, wenn man daraus lernt", sagt er.
Schnell zog Löbel Lehren aus der Niederlage und stand rasch wieder auf den Beinen. Kurz nach dem Wahlflop wurde er zum Landesvorsitzenden der Jungen Union gewählt und vor zwei Jahren übernahm er das ungeliebte Amt als Chef des damals zerstrittenen Mannheimer Kreisverbands. Der gute Rhetoriker schaffte es, innerparteiliche Gräben zuzuschütten. Obendrein machte er den akademischen Abschluss als Bachelor in Business Administration und gründete seine eigene Firma.
Löbels Kniff, wie er der CDU ein neues Image verpasst hat: "Immer wenn die Vergangenheit anklopft, lassen wir sie einfach nicht rein". Will heißen: Manche Granden aus Zeiten des umstrittenen Landtagsabgeordneten Klaus-Dieter Reichardt haben heute nur noch eine Beraterrolle. Die Christdemokraten treten jetzt geschlossener auf.
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Das war allerdings nicht immer so. Mitte Dezember 2014 befragte die Mannheimer CDU auf Initiative Löbels ihre Mitglieder zur Bundesgartenschau 2023 - und änderte ihren Kurs. Die Christdemokraten lehnten später mehrheitlich im Gemeinderat eine Verlegung der durch das Buga-Gelände führenden Straße "Am Aubuckel" zwischen Spinelli-Gelände und Feudenheimer Au ab. Eine innerhalb der CDU hochumstrittene Entscheidung - mit weitreichenden Folgen. Ob die Buga noch Sinn macht und überhaupt kommt, ist fraglich.
Für Kritik in den eigenen Reihen sorgte auch Löbels Nein zur Demo von "Mannheim sagt Ja!" im Januar 2015, bei der sich mehr als 10 000 Menschen mit den Flüchtlingen in der Stadt solidarisierten. Einige Monate später musste er nach einem erbitterten Streit mit Heinrich Braun, geschasster Schatzmeister eines kleinen Ortsverbands, den hohen Schuldenstand der Mannheimer CDU öffentlich machen. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt.
Mit der Nominierung zum Nachfolger des politischen Urgesteins Egon Jüttner als Direktkandidat zur Bundestagswahl im kommenden Jahr steht Löbel vor seiner wohl größten Herausforderung. Der langjährige Bundestagsabgeordnete Jüttner (74) war von seinen Parteifreunden gebeten worden, auf eine erneute Kandidatur zu verzichten. Es muss ihm schwergefallen sein, denn er gilt nicht als Freund Löbels. Ein letztes Strippenziehen Jüttners, der mit dem ehemaligen Stadtrat und Reitervereinspräsidenten Peter Hofmann das "Erbe" seines Mandats in den Sattel heben wollte, lief ins Leere. Die Mehrheit der Union steht hinter Löbel.
Schon einmal hatte die CDU ihr Schicksal in seine Hände gelegt. Löbel holte im Alleingang den Horber Oberbürgermeister Peter Rosenberger als Kandidaten nach Mannheim, um dem SPD-Amtsinhaber Peter Kurz einen adäquaten Mitbewerber zu bieten. Kurz musste im Sommer 2015 in den zweiten Wahlgang, ein Achtungserfolg. Diese Leistung als Wahlkampfmanager hat Löbel vielleicht sogar die Basis für seine Bundestagskandidatur ohne Kampfabstimmung gelegt.
Der Stimmenfang wird wesentlich härter als früher. Nicht nur, weil der Grüne Gerhard Schick gut im Rennen um das Mannheimer Direktmandat liegt. Sondern auch, weil ein Zweitmandat für einen CDU-Mann keine sichere Fahrkarte ins Parlament mehr bedeutet. Löbel wird nun sein Profil auch beim Wähler schärfen müssen. Ein Anfang ist gemacht: Er trägt neuerdings einen Vollbart.