Mannheimer Großkraftwerk: Block 9 soll im Mai ans Netz gehen
Die neue Anlage soll auch die Basis für den weiteren Ausbau des regionalen Fernwärmenetzes legen - das schon heute als eines der größten in Europa gilt.

Nach sechsjähriger Bauzeit soll der Steinkohleblock im Mannheimer Großkraftwerk im Mai ans Netz gehen. Foto: Alfred Gerold.
Von Wolf H. Goldschmitt
Zehn Jahre nach Beginn der Planungen und nach sechsjähriger Bauzeit kommt der große Moment: die Großkraftwerk Mannheim AG (GKM) wird im Mai einen der wohl modernsten Steinkohleblöcke in Betrieb nehmen. Mitte Januar zeigte die Anlage erstmals, dass die gewünschten 900 Megawatt Leistung reibungslos abgerufen werden können. Auch der Test der Fernwärmeerzeugung verlief bereits erfolgreich. Im Herbst wollen die Vorstände Markus Binder und Karl-Heinz Czychon bei einem Infotag die Anlage der Öffentlichkeit vorstellen.
Als Vorbereitung für den Probebetrieb, der Anfang April beginnt, laufen derzeit verschiedene Programme und Tests. In den kommenden Wochen werden rund 90 000 Signale und Verknüpfungen, 460 Antriebsmotoren, 1050 Steuer- und Regelantriebe, 550 Magnetventile, 4500 Messstellen und 290 Regelkreise aufeinander abgestimmt und im Systemablauf optimiert. Wegen der Komplexität der Einrichtung sind für jeden dieser Schritte mehrere Tage oder Wochen notwendig. Und bei allen Tätigkeiten gelte laut GKM der Grundsatz: Qualität und Sicherheit gehen vor Schnelligkeit.
Nach erfolgreichem Probelauf ist Anfang Mai der Beginn des kommerziellen Leistungsbetriebs geplant und damit die finale Inbetriebnahme von Block 9. Inzwischen sind auch die Montagearbeiten auf der Block-9-Baustelle nahezu fertiggestellt. Durch einen Wirkungsgrad von 46,4 Prozent und einer Brennstoffausnutzung von bis zu 70 Prozent setzt der Block laut GKM in Sachen Effizienz und Wirtschaftlichkeit Maßstäbe.
Mit dem Neubau werde für die Produktion der gleichen Menge Strom und Wärme deutlich weniger Kohle eingesetzt und der CO2-Ausstoß könne in der Folge signifikant zurückgehen. Dies werde auch dadurch erreicht, dass das GKM die Nutzung der entstehenden Abwärme maximiert hat. In der Folge sinkt die Rauchgastemperatur und der Dampf über dem Schornstein ist auch bei höheren Außentemperaturen sichtbar.
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Nachdem schon im August vergangenen Jahres die Entladung der Kohle per Bahn und per Schiff erfolgreich getestet wurde, wächst die Halde von Block 9 weiterhin sichtbar. Die Förderbänder zur Blockbekohlung sind in Betrieb und das erste Kohlefeuer wurde Mitte September entzündet. Nach dem Abschluss der Einzelprüfungen waren auch erstmals die vier neuen Kohlemühlen gleichzeitig am Start.
Anfang November 2014 wurde zum ersten Mal der bei der Verbrennung erzeugte Dampf auf die Turbine geleitet, ein notwendiger Abstimmungsbetrieb zwischen Kessel und Turbine. Mitte November folgte mit der "ersten Synchronisierung" von Generator und Stromnetz ein weiterer Meilenstein. Erstmals wurde planmäßig in Block 9 erzeugter Strom in das Netz eingespeist.
Die neue Anlage soll nach dem Ende der Blöcke 3 und 4 nicht nur die langfristige Strom- und Fernwärmebereitstellung für Mannheim und die Metropolregion Rhein-Neckar gewährleisten, sondern auch die Basis für den weiteren Ausbau des regionalen Fernwärmenetzes legen - das schon heute als eines der größten in Europa gilt.