Heidelberg

Kindergarten "Sankt Theresia" nach 115 Jahren geschlossen

"Wo bleibt da die soziale Verantwortung?" SPD und Eltern starten Initiative "Lasst Kindergärten im Dorf".

01.08.2022 UPDATE: 01.08.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 40 Sekunden
Eltern und Großeltern der Kindergartenkinder von „Sankt Theresia“ in Alt-Rohrbach protestierten mit Vertretern des SPD-Ortsvereins gegen die Schließung. Foto: Hentschel

Von Maria Stumpf

Heidelberg. 115 Jahre gab es diesen Kindergarten im Ortskern Rohrbach, jetzt ist Schluss: Am vergangenen Freitag öffnete sich zum letzten Mal die Pforte für die noch verbliebenen 17 Kinder des Kindergartens "Sankt Theresia". Überraschend kam das nicht. Denn die Katholische Stadtkirche als Träger hatte schon vor zwei Jahren über die Schließung der Einrichtung mit einer Kita-Gruppe informiert, weil das Grundstück verkauft werden soll. Das wollen SPD-Ortsverein und Eltern aber nicht einfach hinnehmen und starteten ihre Kampagne "Lasst Kindergärten im Dorf" mit einem Ortstermin.

"Ich frage mich, wo da die soziale Verantwortung bleibt? Kirche darf sich nicht einfach so davonschleichen," formulierte eine Frau ihren Unmut, die zu der Veranstaltung gekommen war. Sybille Ziegler vom Vorstand des SPD-Ortsvereins erinnerte an vergangene Aktionen zum Erhalt der Kindereinrichtung, an Anstrengungen einer Elterninitiative, den Kindergarten in Eigenregie weiterzuführen, und an das Scheitern von Gesprächen mit anderen Trägern auch für neue Ideen am Standort. "Vielleicht ein Haus für Senioren und für Kinder? Das wäre doch eine schöne Lösung gewesen hier im Ortskern."

Stattdessen verschärfe sich mit dem Aus die Situation der Kinderbetreuung in Alt-Rohrbach erheblich. "Wir wollen unsere Kinder nicht in andere Stadtteile fahren müssen, wir wollen die kurzen Wege für kurze Beine", so Ziegler. Gerade auch Kindergärten leisteten einen Beitrag dazu, einen Stadtteil zu beleben. "Wir fordern, dass Stadt und Kirche gemeinsam nach einer Lösung suchen," so Ziegler. Zumal seitens der katholischen Kirche noch immer keine konkreten Vorstellungen zur künftigen Nutzung von Grundstück und Gebäude präsentiert worden seien. "Die Kirche verhält sich viel zu passiv", meinten mehrere Teilnehmer.

Das wollten Mathias Kirchgässner und Werner Bomm vom Pfarrgemeinderat der Katholischen Stadtkirche nicht unkommentiert stehen lassen. Die Verkaufsverhandlungen für das gesamte Gelände an der Rathausstraße mit Pfarrhaus, Gemeindehaus und Kindergarten gestalteten sich wegen gebundener Eigentumsrechte schwieriger und aufwendiger als erwartet, sagte Kirchgässner. Bomm verwies auf die finanzielle Situation der Kirche. "Wir haben uns bewusst dafür entschieden, Kindergärten weiter zu betreiben. Aber wir schaffen das nicht an diesem Standort mit nur einer Gruppe. Das ist zu kostenintensiv", bat er um Verständnis. Außerdem seien die Gebäude auf dem Grundstück so nicht mehr zu halten.

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Barbara Pfeiffer, Elternbeiratsvorsitzende in Sankt Theresia, appellierte eindringlich, nach "Zwischenlösungen" zu suchen. Sie habe Verständnis für die Situation der Kirche. "Doch seit vier Jahren bin ich am Ball, um den Kindergarten zu retten." Sie habe Finanzierungs- und Betreibermodelle an unterschiedlichen Stellen vorgeschlagen. "Ich habe alles probiert. Und nichts ist passiert." Immerhin: SPD-Stadtrat und Oberbürgermeisterkandidat Sören Michelsburg versprach nun vor Ort, sich als Mitglied im Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrates um das Thema zu kümmern.

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