OB-Wahl Heidelberg

SPD-Politiker Sören Michelsburg will die smarte Alternative sein

Der Stadtrat tritt bei OB-Wahl an. Der 33-Jährige möchte "an 10.000 Türen klingeln" und schlägt eine Seilbahn vor.

20.06.2022 UPDATE: 21.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
Für den RNZ-Fotografen nahm SPD-Kreisvorsitzender und Stadtrat Sören Michelsburg auf einer Bank vor dem Rathaus Platz. Der Lehrer kandidiert bei der OB-Wahl im November unter anderem gegen Amtsinhaber Würzner und Grünen-Kandidatin Bauer. Foto: Rothe

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Nadelstreifenanzug, gepflegter Drei-Tage-Bart, breites Lächeln: Sören Michelsburg ist gut gelaunt, als er am Montagnachmittag am Marktplatz sein Fahrrad abschließt. Den Ort für diesen Exklusivtermin mit der RNZ hat der SPD-Kreisvorsitzende und Stadtrat selbst ausgewählt. "Vor dem Rathaus, das passt doch gut", lacht er.

Denn wenn es nach ihm geht, bezieht er hier in ein paar Monaten sein Büro: Sören Michelsburg will Oberbürgermeister von Heidelberg werden. Am Mittwoch schlagen SPD-Kreisvorstand und Fraktion ihn offiziell den Parteimitgliedern vor, die ihn dann zu ihrem Kandidaten für die OB-Wahl im November küren sollen.

Lange ließen die Sozialdemokraten offen, ob sie einen Kandidaten ins Rennen ums Rathaus schicken. "Als dann Theresia Bauer kandidierte, war uns klar: Wir brauchen eine Alternative", sagt Michelsburg. "Denn weder der Amtsinhaber noch die Herausforderin von den Grünen stehen für smarte Entscheidungen."

Das Wort "smart" sagt er alle paar Minuten, es wird wohl ein Kernbegriff seines Wahlkampfes werden. Denn in Heidelberg, meint Michelsburg, könne man "so viel mehr ermöglichen, wenn man es smarter angeht".

Auch interessant
OB-Wahl Heidelberg: Bernd Zieger stellt sein Programm vor
Oberbürgermeisterwahl Heidelberg: Björn Leuzinger fordert Würzner heraus
OB-Wahl Heidelberg: Theresia Bauer kandidiert "nicht gegen Würzner, sondern für Heidelberg"
CDU für OB Würzner: "Die große Linie ist bei Eckart Würzner die gleiche wie bei uns"
Hintergrund

Mehr zur Heidelberger OB-Wahl 2022 finden sie auf www.rnz.de/obwahlhd.

[+] Lesen Sie mehr

Mehr zur Heidelberger OB-Wahl 2022 finden sie auf www.rnz.de/obwahlhd.

[-] Weniger anzeigen

Für diesen Job sei er als junger Mann – mit seinen 33 Jahren ist er deutlich jünger als Eckart Würzner (60) und Theresia Bauer (57) – der Richtige, denn er kenne die großen Herausforderungen, vor der die junge Generation in Heidelberg stehe. "Ich habe hier selbst schon mehrmals eine Wohnung gesucht." Michelsburg wuchs in Reutlingen auf, kam 2010 als Lehramtsstudent nach Heidelberg, arbeitet inzwischen an einer Gemeinschaftsschule in Bad Rappenau ("Ich pendele jeden Tag pro Weg eine Stunde mit Fahrrad und Bahn") und wohnt mit seiner Frau Martina in Handschuhsheim.

Als wichtigste Themen nennt er die Klassiker: bezahlbarer Wohnraum, Verkehr, Klimaschutz. Was sind da für ihn smarte Lösungen? "Wir müssen viel smarter bauen: Wenn ich vier Zimmer auf 90 Quadratmeter unterbringe statt auf 120, schaffe ich für mehr Menschen Wohnraum."

Die Stadt dürfe Grundstücke nicht aus der Hand geben, müsse das Instrument der Erbpacht viel stärker nutzen. "In der Bahnstadt, wo alles an private Investoren ging, können sich heute nur wenige Menschen eine Wohnung leisten."

Beim Verkehr hat Michelsburg einen konkreten Vorschlag: "Eine smarte Entscheidung wäre eine Seilbahn ins Neuenheimer Feld." Die könne man viel schneller bauen als eine Straßenbahn – und gleich bis Patrick-Henry-Village (PHV) führen.

Eine Strecke schwebt ihm auch schon vor: "Zum Beispiel von der Kopfklinik über den Zoo, die SRH und den S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen bis weiter nach PHV." Zudem will Michelsburg ein Mobilitätsticket, mit dem man nicht nur den Nahverkehr nutzen kann, sondern auch Carsharing, E-Scooter und Leihräder. "Die SPD hat schon vor zwei Jahren beantragt, das mal durchzurechnen – aber es kam bis heute keine Vorlage dazu."

Um Prozesse bei Verkehrsprojekten – aber auch ganz generell – zu beschleunigen, will Michelsburg, dass Kommunalpolitiker und Stadtverwaltung enger zusammenarbeiten. "Die Stadträte in den Fachausschüssen sollten sich mit der Verwaltung zusammensetzen und gemeinsam Lösungen finden. Damit dämmen wir auch diese Antragsflut im Gemeinderat ein."

Beim Klimaschutz heißt "smart" für Michelsburg, alle mitzunehmen: So kann er sich etwa einen "Bürgerklimarat" vorstellen, in dem ein Querschnitt der Bevölkerung zusammen an Lösungen arbeitet. "Es bringt nichts, wenn die Politik von oben vegetarisches Essen auf Veranstaltungen vorschreibt. Klimapolitik braucht die Akzeptanz der Bevölkerung." So verhindere man auch teure und langwierige Bürgerentscheide gegen vom Gemeinderat beschlossene Projekte.

"Ich bin der Underdog und trete gegen zwei Schwergewichte an", sagt Michelsburg, "aber dafür werde ich zehn Mal so viel Einsatz zeigen." Bis zum ersten Wahlgang am 6. November will er an den Türen von 10.000 Heidelbergern klingeln.

Wenn er sofort damit anfängt, wären das 73 Haushalte pro Tag. Ausdauernd ist der glühende VfB-Stuttgart-Fan jedenfalls – als ambitionierter Hobby-Triathlet trainiert er rund zehn Stunden pro Woche.

Und selbstbewusst ist er auch, wie seine Antwort auf die Frage zeigt, wen er denn unterstützen würde, wenn er im ersten Wahlgang weit hinter Würzner und Bauer landete: "Ich kandidiere, um Oberbürgermeister zu werden.

Mein Angebot wird so attraktiv sein, dass im zweiten Wahlgang eher die Frage sein wird, ob mich die Wähler des Amtsinhabers oder die der Grünen-Kandidatin unterstützen."

 
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.