Wo die digitalen Start-ups groß werden sollen
Investor bietet im Innovation-Park jungen Firmen Raum - Insgesamt entstehen dort 5000 bis 6000 Jobs

Investor Friedrich Hoepfner (l.) vor seinem künftigen „IWerkx“ im Innovation Park. Neben ihm stehen Aline Moser (v.l.), Nicole Huber, Oberbürgermeister Eckart Würzner und Marc Massoth von der Stadt sowie Georg Breithecker von Sparkassen Immobilien. Foto: Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Wie ein typischer Vertreter der digitalen Start-up-Szene wirkt Friedrich Hoepfner eigentlich nicht. Doch der 71-jährige Karlsruher mit Krawatte, Schnauzer und Schirmmütze stand am gestrigen Montag bei der Pressekonferenz des Oberbürgermeisters im künftigen Heidelberg Innovation-Park (HIP) im Mittelpunkt. An jenem Ort also, an dem bald die Menschen arbeiten sollen, "die im digitalen Zeitalter Zukunft denken", wie Eckart Würzner es ausdrückte.
Aber eben auch an jenem Ort, an dem Hoepfner in zwei Jahren sein "IWerkx" eröffnen will – ein Zentrum, in dem junge Digitalunternehmen ihre ersten Schritte machen sollen. Denn der ehemalige Inhaber der Karlsruher Hoepfner-Brauerei ist eben auch schon seit vielen Jahren als sogenannter Business-Angel tätig: Er investiert in neue Firmen, vermietet Räume und unterstützt sie mit seiner Erfahrung.
Und das will er ab 2021 auch im HIP tun. Er hat dazu kürzlich eines der Bestandsgebäude in den ehemaligen "Patton Barracks" zwischen Speyerer Straße und Kirchheimer Weg gekauft. In den nächsten 18 Monaten wird es ertüchtigt, um Balkone und einen Turm erweitert und soll dann Unternehmen Platz bieten. Denn auch wenn man das beim ersten Anblick nicht vermutet: Hopefner kennt die Bedürfnisse der Branche: "Die Zeit der Garagen ist vorbei", sagt er, "auch Start-ups gehen nur noch in hochklassige Büros". In Räume, die eher wie Wohnzimmer aussehen, wo ein Sofa steht und wo es Möglichkeiten gibt, sich zu treffen. Und der "Business-Angel" ist sich sicher, dass die Digitalisierung nicht nur Jobs bedrohe, sondern eben auch viele schaffe. "Wir brauchen auch eine Intelligenz, die nicht künstlich ist". Und die soll sich im HIP ansiedeln: "Was wir schaffen, ist eine Heimat für die digitale Vernunft", so der ehemalige Brauerei-Chef.
Die Pläne für Hoepfners Zentrum passen perfekt in den Innovation Park, wo Stadt und Sparkasse 5000 bis 6000 moderne Arbeitsplätze ansiedeln wollen. In Startups einerseits, aber auch in größeren Firmen, die dann Räume in großflächigen Büroneubauten mieten.
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"IWerkx" wird ein weiterer Baustein dafür, einige andere wurden schon in den letzten Monaten angesiedelt. So wurde vor zwei Wochen das Business Development Center für Organische Elektronik eröffnet, wo sich ebenfalls Startups ansiedeln können. In dem ehemaligen Kasernengebäude am Kirchheimer Weg, wo bis vor wenigen Monaten noch Flüchtlinge untergebracht waren, sitzt mittlerweile das Software-Unternehmen Ameria. Außerdem haben dort die städtische Digital-Agentur, das Amt für Digitales und der "Digital Hub Kurpfalz" Räume bezogen.
Ungefähr ein Drittel des 15 Hektar großen Innovation Parks ist bereits voll belegt, betonte gestern Georg Breithecker, Geschäftsführer der Sparkassen Immobilien. Weitere 15 Prozent seien "fest zugesagt", nur noch 18 Prozent wirklich frei. Denn die Nachfrage sei groß: "Wir könnten viel schneller verkaufen", so Breithecker, "das wollen wir aber nicht." Denn es sei nicht wichtig, möglichst schnell Nutzer zu finden – sondern die richtigen: "Wir wollen gute Nutzer, die den Campus mit Leben füllen und Interesse am Netzwerken mitbringen."
Ein Teil dieser "guten Nutzer" dürfte nicht nur aus der Region kommen, sondern auch aus dem Silicon Valley. Denn dessen zentrale Stadt Palo Alto ist eine der Partnerstädte Heidelbergs – und diese Partnerschaft soll beim Innovation Park eine große Rolle spielen. "Wir haben dort jetzt auch Strukturen für die Kooperation ausgebaut", erläuterte Nicole Huber, die bei der Stadt für Digitalthemen zuständig ist. So sollen die jungen US-Unternehmen, die den Sprung über den Atlantik wagen und den europäischen Markt erobern wollen, hier in Heidelberg Fuß fassen. Dass einer der Plätze im Innovation Park nach der 9227 Kilometer entfernten Partnerstadt benannt wird, könnte ihnen den Schritt erleichtern.
Info: Am Freitag, 15. November, lädt die Stadt um 15.30 Uhr zu einem öffentlichen Rundgang über den HIP ein. Treffpunkt ist am Eingang am Kirchheimer Weg 4.