Einziger "Pirat" im Heidelberger Rat

Alexander Schestag im Alter von 49 Jahren gestorben

"Die Stadt Heidelberg trauert um einen engagierten und grundsympathischen Menschen", sagt Bürgermeister Wolfgang Erichson.

14.06.2022 UPDATE: 15.06.2022 11:51 Uhr 1 Minute, 22 Sekunden
Alexander Schestag. Foto: privat

Heidelberg. (hob) Alexander Schestag war einer, der sich nur zu Wort meldete, wenn er etwas zu sagen hatte. Seine große Themen waren die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und die Inklusion. Selbst Rollstuhlfahrer, setzte er sich dabei unter anderem für den barrierefreien Ausbau von Haltestellen ein. Am Wochenende ist Schestag, der von 2014 bis 2019 als Einzelstadtrat für die Piratenpartei im Gemeinderat saß, gestorben.

Schestag bildete mit Sahra Mirow und Bernd Zieger von der "Linken" eine Fraktion. Von ihnen kam nun auch die traurige Nachricht. "Alex’ Tod macht uns sehr traurig. Wir haben über Jahre hinweg sehr harmonisch und gut zusammengearbeitet. Gemeinsam konnten wir viele gute Impulse für die Stadt setzen", sagt Fraktionschefin Mirow: "Alex stand immer kompetent für seine Themen wie Digitales und Inklusion ein. Wir werden ihn sehr vermissen." Stadtrat Bernd Zieger ist ebenfalls erschüttert: "Die letzten Wochen haben wir ihn noch mehrfach besucht. Jetzt sind unsere Gedanken bei seinen Angehörigen."

"Die Stadt Heidelberg trauert um einen engagierten und grundsympathischen Menschen", sagt auch Bürgermeister Wolfgang Erichson, der zurzeit Oberbürgermeister Eckart Würzner vertritt: "Als bislang einziger Vertreter der Piratenpartei im Stadtrat hat er viele neue Perspektiven eingebracht – mit einer sehr angenehmen Mischung aus Bestimmtheit und Besonnenheit. Wir werden seine offene Art und seine klugen Beiträge zu unserem Stadtgeschehen sehr vermissen."

Der Diplom-Psychologe Schestag arbeitete als selbstständiger Internet-Berater und war seit 2005 politisch aktiv. Zunächst engagierte er sich als Bezirksbeirat der Grünen in Rohrbach, von 2009 bis 2011 war er auch Mitglied im Beirat von Menschen mit Behinderungen. 2014 schließlich kandidierte er zunächst als parteiloser Spitzenkandidat der Piraten für den Gemeinderat – und trat nach seiner Wahl auch in die Partei ein. Nach seinem Ausscheiden kehrte er ihr aber den Rücken.

"Ich bin soeben mit sofortiger Wirkung aus der Piratenpartei ausgetreten. Eine Stellungnahme dazu wird es nicht geben", schrieb er am 5. März 2020 auf seiner Facebook-Seite. Dort hatte er auch, kurz nach einem fünfwöchigen Krankenhausaufenthalt im November 2019, eine schwere, unheilbare Herzmuskelerkrankung bekannt gemacht: "Ich möchte die Zeit, die mir zum Atmen bleibt, nutzen und genießen und würde mich freuen, den oder die eine(n) oder andere(n) von euch in dieser Zeit noch häufig zu sehen", schrieb Schestag. Er wurde 49 Jahre alt.

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