Sperrzeiten in Heidelberg

Studenten tragen das Nachtleben zu Grabe

Demo gegen strengere Sperrzeiten - Reue über leere Versprechungen - Dehoga will Landesregelung

14.05.2018 UPDATE: 15.05.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Heidelberger Partymeile "Untere Straße" bei Nacht. Foto: Philipp Rothe

Heidelberg. (hob) Kurz vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung am kommenden Donnerstag trauen sich die Gegner strengerer Sperrzeiten in der Kern-Altstadt aus der Deckung. Wie schon einmal im Dezember 2016, als die Stadträte das letzte Mal über die Kneipenöffnungszeiten abstimmen sollten, werden die Studenten der Universität das Heidelberger Nachtleben heute symbolisch zu Grabe tragen. Die Demonstration, zu der der Studierendenrat aufruft und zu der sich Redner unterschiedlichster politischer Gruppierungen - von der Partei "Die Linke" über die Jusos und die Liberale Hochschulgruppe - angekündigt haben, startet um 19 Uhr am Heumarkt und zieht bis zum Marktplatz.

Parallel versuchen die Studenten, über eine Online-Petition möglichst viele Unterschriften zu sammeln. Am liebsten wäre ihnen, wenn gar keine neue Sperrzeitsatzung verabschiedet würde und somit für ganz Heidelberg wieder die Landesregelung gelten könnte: Die Gaststätten dürften dann werktags bis 3 Uhr und in den Nächten auf Samstag sowie Sonntag bis 5 Uhr öffnen. Als Kompromiss können sich die Studenten auch Sperrzeiten von 2 Uhr unter der Woche, 3 Uhr in der Nacht zum Freitag und 4 Uhr am Wochenende vorstellen.

Der Vorschlag der Stadtverwaltung sieht hingegen vor, dass die Kneipen künftig werktags um 1 Uhr und am Wochenende um 3 Uhr schließen müssen. Sowohl der Bezirksbeirat Altstadt als auch der Haupt- und Finanzausschuss sprachen sich für diese Regelung aus.

Damit will sich die Initiative des Studierendenrats, die sich "Lebendige Altstadt für alle" (Lafa) nennt, jedoch nicht abfinden. "Heidelberg ist eine Studentenstadt, das macht einen wichtigen Teil der Außenwahrnehmung aus. Dazu gehört auch das Nachtleben in der Altstadt. Dieses so drastisch einzudämmen, nimmt einen großen Teil von Heidelbergs jungem, lebendigem Charakter und sicherlich auch der Attraktivität der Stadt", heißt es in einer Presseerklärung. Andere Maßnahmen zur Eindämmung des Lärms - wie eine angemessene Polizei-Präsenz oder schalldämmende Fenster - seien nicht ausreichend betrachtet worden.

Schon einmal machten die Studenten gegen strengere Sperrzeiten mobil. Der damalige Lafa-Sprecher kündigte eine breit angelegte Informationskampagne an, um die Nachtschwärmer für die Lärmproblematik zu sensibilisieren. Die Studentenvertreter boten den Vertretern der Bürgerinitiative "Leben in der Altstadt" sogar Gespräche an. Anderthalb Jahre ist das her, passiert ist allerdings nichts. "Leider fand die Informationskampagne damals zu wenig Unterstützer", gibt sich Lea Fischer, eine der diesjährigen Organisatoren der Demo, selbstkritisch. Dieses Mal wolle man sich aber auf jeden Fall für eine Informationskampagne einsetzen und suche dafür die Kooperation mit der Stadt.

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Auch Melanie von Görtz, Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, wendet sich mit einem Brief an den Gemeinderat und setzt sich für die Landesregelung ein. In Heidelberg gebe es einen erheblichen Bedarf an Gaststätten, Nachtlokalen und Diskotheken. Längere Ausgehzeiten, die sich am veränderten Verhalten der Kneipengänger orientierten, erhöhten die Attraktivität. Die Mehrheit der Dehoga-Mitglieder wünsche sich in der Woche einen Sperrzeitbeginn nicht vor 2 Uhr, in der Nacht zu Samstag und Sonntag sollten die Kneipen mindestens bis 4 Uhr öffnen dürfen.

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