Eckart Würzner zeigt im Süden viel Neues
Radtour durch die Stadt: Auf den früheren US-Flächen zeigte Eckart Würzner, wo und wie sich Heidelberg unter ihm entwickelt hat.

Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Eckart Würzner hat ein Ziel: Er möchte am 6. November zum dritten Mal zum Oberbürgermeister gewählt werden. Und so ist der Amtsinhaber derzeit fast omnipräsent im Stadtgebiet und wird nicht müde zu betonen, was hier in den letzten 16 Jahren, unter seiner Ägide, besonders gut gelaufen ist. So auch am Mittwoch, als er zur Radtour durch den Heidelberger Süden einlud.
Sie führte von Rohrbach Markt über die einstigen US-Flächen Hospital, Campbell Barracks, Mark Twain Village und den Heidelberg Innovation Park bis zum Patrick-Henry Village. Rund 30 Frauen und Männer radelten mit, eine Handvoll von den Fraktionen CDU und "Die Heidelberger", die den parteilosen Kandidaten auch in diesem Jahr wieder unterstützen.
Mit seinen 60 Jahren kommt Würzner auffällig junggeblieben daher. Den inzwischen zum Wiedererkennungszeichen gewordenen Strohhut tauschte er am Mittwoch gegen einen schwarzen Helm ein, das Fahrrad: ein stylisches Design-E-Bike des Heidelberger Herstellers Coboc. Komplett machten das Outfit ein hellblaues Poloshirt, eine beige Chino und weiße Sneaker.
Hintergrund
Mehr zur Heidelberger OB-Wahl 2022 finden sie auf www.rnz.de/obwahlhd.
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Frischen Wind will nicht nur der OB vermitteln, er durchweht auch das Hospital-Gelände rund um das alte US-Krankenhaus in Rohrbach. Unweit der Karlsruher Straße steht ein Holzbau. Es ist das Zuhause des selbstverwalteten studentischen Wohnprojekts Collegium Academicum und sozusagen die Initialzündung für die Entwicklung der insgesamt zehn Hektar großen Fläche.
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Das Besondere an der Quartiersentwicklung, so Würzner: Die Stadt entwickelt das Areal über ihre Wohnungsbaugesellschaft GGH selbst, ist also Grundstückseigentümerin. Hier soll ein gleichermaßen klimafreundliches wie soziales Quartier wachsen.
Was es dafür braucht? Fernwärme, natürlich viel Solar und eine zentrale Garage, die dafür sorgt, dass der Verkehr weitgehend aus dem Quartier herausgehalten wird. Zudem werden 650 und damit rund die Hälfte aller Wohnungen, die hier entstehen, laut Würzner bezahlbar sein – für Menschen mit geringem Einkommen und für Angehörige sogenannter Schwellenhaushalte.
Von den mehr als 1000 Wohnungen wird nur die Hälfte privat verkauft oder vermietet, die andere Hälfte gehört der Stadt selbst. Für Würzner in Zeiten eines angespannten Wohnungsmarktes ein gutes Zeichen. 17 Prozent aller Wohnungen in Heidelberg, betont er, seien heute in städtischem Besitz. "Das sind doppelt so viele wie in Freiburg oder Tübingen." Und nicht nur da sei Heidelberg in Baden-Württemberg ganz vorne dabei, sondern auch bei der Nachverdichtung bei gleichzeitig geringem Flächenverbrauch.
Die Erschließung des Hospital-Geländes ist bereits abgeschlossen, Anfang nächsten Jahres soll dann auch mit dem Bau der anderen Gebäude begonnen werden. Etwas weiter ist man da bereits in den Campbell Barracks und in Mark-Twain-Village. Der neue Karlstorbahnhof ist fast fertig, alternative Wohnformen wie die "Woge" oder die "Hagebutze" beleben das Quartier seit vielen Jahren.
Auch hier, so Würzner, habe die Stadt die komplette Fläche gekauft und entwickelt. Zudem habe man Wert gelegt auf hohe Energie- und Sozialstandards. Das komme bei der Bürgerschaft an. "Wer hier hinzieht, will nicht mehr weg."
Wo nachkriegszeitliche Lampen und Sitzbänke nach wie vor an die Amerikaner erinnern, können sich die Alt- und Neu-Heidelberger in Mark Twain Village über viel bezahlbaren Wohnraum freuen. 70 Prozent davon werden bezuschusst – der größere Teil wird zum Quadratmeter-Preis von unter acht Euro vergeben. Das, so der Amtsinhaber, gebe es sonst in kaum einer anderen Stadt in Deutschland.
Doch es braucht ihn ja auch, den Wohnraum, schließlich ist Heidelberg in den letzten Jahren stetig gewachsen, und nicht nur die Bevölkerung: 20.000 neue Arbeitsplätze seien seit seinem Amtsantritt geschaffen worden, sagte Würzner.
Wo früher die Universität als Arbeitgeber weitgehend allein auf weiter Flur stand, siedeln sich heute immer mehr Start-ups und Biotechunternehmen an. Zu sehen vor allem im Heidelberg Innovation Park , wo nahe dem 2021 eröffneten SNP Dome die Arbeitswelt von morgen geformt wird.
Beim Blick von dort aus in Richtung Westen kann man es unschwer erkennen, Würzners Lieblings- und Vorzeigeprojekt: die Bahnstadt und ihr Passivhausstandard. Vor vielen Jahren in Heidelberg entwickelt, gelte dieser heute noch immer nicht auf Landes- und Bundesebene. "Zukunft", sagt Würzner, "haben wir schon lange in Heidelberg gedacht und gebaut."
Beim Blick auf die vielen tristen Gebäude im südlichsten Süden der Stadt, in Patrick-Henry-Village (PHV), ist die Zukunft noch weit weg. Der Bürgerentscheid, dass die Landeserstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete auch weiterhin hierbleiben muss, zählt zu den größten politischen Niederlagen des OB.
Weil das Ankunftszentrum nicht auf die Wolfsgärten verlagert werden kann, dauere es noch mit der Entwicklung der größten Konversionsfläche im Stadtgebiet, machte der OB klar. Erst wenn die neue Aufnahmeeinrichtung fertig sei, könne Heidelbergs künftig 16. Stadtteil vollständig entwickelt werden.
Würzner hofft, dass das Land als Betreiber dafür aufs Tempo drückt, denn: "Wir brauchen die Fläche als eine der Städte in Baden-Württemberg mit dem größten Siedlungsdruck."
Unberührt vom Siedlungsdruck sollen weiterhin die Landwirte rund um PHV ihrer Arbeit nachgehen können. Auf dem Kirchheimer Kurpfalzhof ließen Würzner und seine Mitfahrer die Tour nach zwei Stunden ausklingen und sammelten neue Kräfte. Der nächste Wahlkampftermin, er kommt bestimmt.




