Heidelberger Sperrzeiten-Streit

Tausende fordern lange Öffnungszeiten der Kneipen per Online-Petition

Petition ist seit Montag online - Ziel: "Rettung der Altstadt", weil das nicht im Sinne der Mehrheit sei

14.08.2019 UPDATE: 15.08.2019 06:15 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
'Wir wollen schlafen'. Der Streit um die Sperrzeiten schwelt seit Jahren. Schon im Jahr 2009 hängten einige Altstadt-Bewohner in der Unteren Straße Protestbanner auf. Archivfoto: Hoppe

Von Anica Edinger

Gegen die Verlängerung der Sperrzeiten in der Altstadt regt sich Widerstand. Seit Montagabend ist eine Petition unter www.openpetition.de online. Der Titel: "Rettet die Altstadt". Das Ziel: "Nein zur Verlängerung der Sperrzeiten". Bis Redaktionsschluss am Mittwochabend haben schon rund 4000 Menschen unterschrieben. Und stündlich werden es laut Daniel Adler, Initiator der Petition, mehr. Der gebürtige Heidelberger ist überzeugt: "Da wird sich noch viel bewegen." Denn, so heißt es im Infotext auf der Petitionsseite: "Eine Verlängerung der Schließzeiten ist nicht im Sinne der Mehrheit der Heidelberger."

Vor gut zwei Wochen hatte das Verwaltungsgericht Karlsruhe im schon Jahrzehnte andauernden Sperrzeiten-Streit zwischen lärmgeplagten Anwohnern auf der einen und Kneipengängern sowie Altstadt-Gastronomen auf der anderen Seite sein Urteil verkündet. Demnach müssen die Kneipen werktags um Mitternacht, am Wochenende um 2.30 Uhr schließen. Diese Uhrzeiten sind nun bindend für eine neue Entscheidung des Gemeinderats, der sich am 17. Oktober mit dem Thema befassen wird. Allerdings zeichnet sich bereits ab, dass die Stadträte Berufung gegen das Urteil einlegen werden.

Mit der Petition soll dem Nachdruck verliehen werden. Und: "Darüber hinaus soll eine dauerhafte und nachhaltige Lösung für Anwohner, Besucher, Studenten und Gastronomiebetriebe gefunden werden", heißt es. Ansonsten befürchtet Adler, der auch das Heidelberger Kneipenquartett "Kneipenaffe" ins Leben gerufen hat, verheerende Folgen nicht nur für die Kneipenszene - sondern für ganz Heidelberg. "Wirtschaftlich ist das eine Katastrophe", so der 31-Jährige. Das hätten ihm viele Kneipiers bescheinigt, mit denen er wegen seines Quartetts regelmäßig im Kontakt steht. Es müsse Personal entlassen werden - und, viel schlimmer noch: "Durch die Verlängerung der Sperrzeiten können viele Unternehmen ihren Betrieb nicht mehr aufrechterhalten." Die Folge: "Ein Bar-, Kneipen- und Restaurantsterben. Adler: "Der Flair der Altstadt geht verloren." Mittelfristig werde Heidelberg unattraktiv für Studenten und für Touristen. "Dagegen muss man vorgehen", findet Adler.

Dass viele Menschen diese Sichtweise teilen, zeigt ein Blick in die Kommentarspalte der Petition. An die 1000 Unterzeichner haben dort ihre Meinung kundgetan. "Ich lebe und studiere hier und möchte nicht auf gemütliche Stunden am Abend in der Altstadt verzichten", heißt es da, oder: "Die Kneipenszene gehört zur Altstadt." Ein Anwohner aus der Unteren Straße kommentiert: "Es gibt ruhige Viertel in Heidelberg und der Umgebung für Menschen, denen ihre Ruhe rund um die Uhr heilig ist. Die Altstadt ist ein lebhaftes Kulturzentrum und soll weiterhin Treffpunkt junger Leute bleiben."

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