"Heidelberg vernichtet immer mehr seine Zukunft"
Die Reaktionen und Meinungen der RNZ-Leser zur Situation in der Altstadt

Heidelberg. (RNZ/mare) Die Stadt Heidelberg muss längere Sperrzeiten in der Altstadt festsetzen. Das hat das Verwaltungsgericht Karlsruhe am Donnerstag entschieden. Und damit für die klagenden Anwohner geurteilt.
Doch im Netz führt das Urteil eher zu Kopfschütteln. Die Reaktionen auf der RNZ-Facebook-Seite im Überblick:
"Friedhof Heidelberg", schreibt ein Leser. "Am besten nur noch Ü60 Pensionäre ansiedeln. In 5 Jahren titelt dann die RNZ 'Unerklärliches Kneipensterben'." Er gehe zwar auch nicht mehr bis 4 Uhr feiern. "Aber 0 Uhr ist ja wohl ein Witz."
"Unglaublich in einer angeblichen Touristenstadt!", echauffiert sich ein Nutzer. "Ich bin so froh, dass ich die schönste Zeit in Heidelberg erleben durfte."
"Wer in der Altstadt wohnt, dem müsste dieser Zustand seit Jahrzehnten bekannt sein!", beginnt ein weiterer User. Er glaubt: "Die Gastronomiebetriebe in der Altstadt leben sehr stark vom Tourismus. Eine Sperrzeit ab 24 Uhr ist der Tod." Die Grünen im Stadtrat würden sich freuen. Er sei gespannt, wie sich der übrige Gemeinderat jetzt verhalte. "Das Urteil ist gefallen und Heidelberg vernichtet immer mehr seine Zukunft!" Auch die Wirtschaft werde wohl "aus dieser Stadt abziehen", so fürchtet er.
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Ähnlich sieht es eine weitere Leserin: "Ob sich die, die Altstadt in einen Friedhof verwandeln wollen, nicht ins Bett eigene Knie geschossen haben? Im Sommer ist es draußen auf jeden Fall schöner, als in einer stickigen, heißen Kneipe." Sie stelle sich deshalb vor, wie dann "Horden von Feierwütigen nach Mitternacht mit ihren mitgebrachten Getränken und Musikboxen den öffentlichen Raum bevölkern." Den Anwohnern wünscht sie dann "Viel Spaß!"
"Was ist nur aus meiner Heimatstadt geworden?", fragt sich ein weiterer User. Nicht mehr lange und Heidelberg werde ein "Kurort für Mimimimi-Senioren", befürchtet er. "Discos weg, Kinos weg, Kneipen weg und die jungen Leute ebenfalls."
"Kann man nur nach Mitternacht feiern und Spaß haben?", fragt ein anderer User daraufhin. "Also ich kann das auch davor", meint er. Er ordnet das Urteil so ein: "Möchten Sie neben einer Kneipe wohnen, vor der bis in die Puppen gesoffen und gelärmt wird (alles schon live gesehen)? Ich nicht!" Er meint: "Wenn in den Kneipen gezecht würde und die Gäste Verständnis auch für andere – eben für die Anwohner – aufgebracht hätten, wäre es nicht zu diesem Urteil gekommen." Für Werktätige, die früh aufstehen müssten, sei die Haltung der Anwohner nachvollziehbar.
Dass das Angebot zum Feiern in der Stadt (wie fast überall) immer dünner wird, ist ein anderes Thema.
Eine ähnliche Meinung hat dieser Nutzer: "Recht so! Vielleicht wird dann endlich mal ruhiger in der Altstadt!" Das Kneipensterben habe im übrigen schon mit dem Nichtraucherschutzgesetz angefangen. Was Nachts an Lärm in Altstadt zu hören "beziehungsweise nicht zu überhören" sei, sei "tatsächlich sehr grenzwertig".
Eine Antwort folgt auf dem Fuß: "Jeder, der in die Altstadt zieht, weiß worauf er sich einlässt.". Sich im Nachhinein zu beschweren sei, als ob man ein Auto kaufe und sich danach beschwere, dass der Motor Geräusche mache.
"Das was heute hier los ist", vergleicht eine Leserin, "war in den 70ern, 80ern und 90ern ein lahmes Kammerspiel dagegen."
Einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag macht schließlich dieser User: "Kneipenstraße in die Ziegelhäuser Landstraße verlegen - andere Flussseite = anderer Stadtteil = andere Sperrzeiten ??"



