Heidelberger Kommunalwahlkampf

(Plakat-)rennen um den Bismarckplatz (plus Video)

Kandidaten berichteten von "mulmigen Gefühl" nach den Angriffen auf Politiker.

08.05.2024 UPDATE: 09.05.2024 04:00 Uhr 2 Minuten
Am Taxistand am Bismarckplatz hängten die Parteien besonders gerne ihre Plakate auf. Foto: han

Von Hannes Huß

Heidelberg. Die Kandidaten stehen schon in den Startlöchern: Erst ab Mittwoch 18 Uhr dürfen sie plakatieren, eine halbe Stunde davor haben sie ihre Plakate aber schon vorbereitet. Grüne, FDP und "Die Heidelberger" tummeln sich auf dem Bismarckplatz, einem der "neuralgischen" Orte, wie FDP-Spitzenkandidat Tim Nusser sagt. Hier steigen besonders viele Menschen aus Bahnen und Bussen aus und wieder ein. Hier versprechen sich die Kandidaten und ihre Wahlkampfhelfer die größte Sichtbarkeit.

Während die Parteien in die heiße Phase des Wahlkampfs starten, ist vor allem bei den linksgerichteten Parteien ein "mulmiges" Gefühl mit dabei. Grund dafür: die Angriffe auf Politiker wie Franziska Giffey und Matthias Ecke von der SPD. Ecke war vergangene Woche beim Plakatieren in Dresden von vier Männern zusammengeschlagen worden. "Das war noch nie so komisch wie heute", erzählte Frieda Fiedler, Spitzenkandidatin der Grünen.

Sie sieht in der Gewalt gegen Politiker "nicht nur Angriffe auf SPD, FDP oder Grüne, sondern einen Angriff auf die Demokratie." Auch Marvin Frank von der SPD berichtet: "Wir hatten das natürlich alle im Kopf und waren erstmal fassungslos und nicht so befreit wie sonst." Glücklicherweise lief aber alles friedlich ab, so Frank.

Unter den Parteien auf dem Bismarckplatz ist die Stimmung von einer gewissen Kollegialität geprägt. Fiedler leiht sich bei Seraphim Kirjuhin und Elke Messer-Schillinger von Heidelberg in Bewegung (HiB) die Trittleiter aus, im Gegenzug nutzen die beiden Kandidaten der Wählerliste ihren Kabelschneider. Die HiB-Kandidaten wollen es am Mittwoch sowieso etwas lockerer angehen lassen: "Wir wollen nur am Bismarckplatz und in der Innenstadt ein bisschen was aufhängen", so Messer-Schillinger. Auch sie hoffen natürlich, dass es zu keinen Zwischenfällen kommt, Anfeindungen aus dem rechtsextremen Spektrum kennen sie aber schon. Messer-Schillinger, da sie bei "AfD-Watch Heidelberg"aktiv ist, Kirjuhin aufgrund seines jüdischen Glaubens, wie er sagt.

Kurz nach 18 Uhr kommen Carla Höpcke und Jérémie Heymel von der Linkspartei mit einem Lastenrad voller Wahlplakate zum Bismarckplatz. Sie sind eines von vielen "Plakatierteams", die ihre Partei zusammengestellt hat. "Gute Plätze sind rar", stellen sie fest. Sie und ihre Parteigenossen seien nur in Teams unterwegs, berichten Kim Sophie Bohnen und Zara Kızıltas von Die Linke, außerdem habe man sich auf Solidarität geeinigt: "Wenn wir sehen, dass Mitglieder anderer Parteien angegriffen werden, schreiten wir ein."

Auch Matthias Kutsch von der CDU sieht eine "große Solidarität unter den demokratischen Parteien" und hofft auf einen "sportlichen Wettstreit", wenn es um die besonders sichtbaren Plätze geht. Kutsch freut sich auch, dass er und sein kleines Team schon ab 18 Uhr und nicht – wie bei vergangenen Wahlen – erst ab Mitternacht Wahlwerbung aufhängendürfen. "Wir haben direkt positives Feedback bekommen", berichtet er aus seinem Heimatstadtteil Neuenheim.

Die Plakate der antretenden Listen unterscheiden sich teilweise merklich: Während HiB am Mittwoch vor allem das Gesicht ihres Stadtrats Wassem Butt plakatiert, setzt die FDP auf die Verschränkung von Inhalten und Personen. "Wir haben keinen einzigen Aushang, auf dem nur der Kandidat zu sehen ist", sagt FDP-Chef Nusser. Stattdessen steht unter jedem Kandidatenfoto ein passender Slogan. Auch wo welche Plakate aufgehängt werden, ist kein Zufall: "Wir schauen natürlich, dass wir die Kandidaten vor allem in ihren eigenen Stadtteilen stark präsentieren."

Update: Donnerstag, 9. Mai 2024, 19.29 Uhr

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