Kneipenwirte wollen die Öffnungszeiten nicht ausreizen
Die Kneipen in der Kernaltstadt machen jetzt früher zu - Initiative aus Gastronomen und Gästen bezog Stellung

Heidelberg. (hob) Ab Donnerstag gelten die neuen Sperrzeiten für die Kernaltstadt. In den Nächten auf Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag müssen die Kneipen um 1 Uhr schließen, am sogenannten "studentischen Donnerstag", also in der Nacht auf Freitag um 3 Uhr - und am Wochenende um 4 Uhr. Unterdessen meldet sich die Initiative "Falk" (Fröhliche Altstadt, lebendige Kneipen), in der sich Gastronomen und ihre Gäste zusammengeschlossen haben, mit einer Stellungnahme zu Wort.
Mit der neuen Sperrzeit-Regelung, die auch begleitende lärmreduzierende Maßnahmen wie die Ernennung eines Lärmbeauftragten und eine Aufstockung des Kommunalen Ordnungsdienstes beinhaltet, habe der Gemeinderat versucht, für einen Interessenausgleich zwischen Anwohnern, Wirten und Gästen zu sorgen. "Der Gemeinderat hat erkannt, dass man den Lärm in der Altstadt nicht nur der konzessionierten Gastronomie zuordnen kann und darf", schreiben die Wirte. Nach dem Wegfall des Alkoholverkaufsverbotes nach 22 Uhr dürften sogenannte "Spätis", also kleine Supermärkte in der Altstadt, Alkohol bis spät in die Nacht verkaufen und dies zu absoluten Schnäppchenpreisen. Da die Getränke aber nicht im Laden konsumiert werden dürften, würden sie im Freien konsumiert. Während die Gastronomie mit Türstehern vor ihren Lokalen für Ruhe sorgen könne, sei der Alkoholverkauf der "Spätis" unkontrollierbar.
25.000 Euro im Jahr für Türsteher
"Falk" kritisiert auch, dass die Anwohner, die die strengeren Sperrzeiten vor Gericht einklagten, gar nicht in den wirklich lärmbelasteten Straßen der Altstadt wohnten. Das Urteil des Verwaltungsgerichtshofs orientiere sich an einem "zweifelhaften" Gutachten. "Gemessen wurde an Orten, an denen eigentlich keine Beschwerden vorlagen, da nur an städtischen Gebäuden gemessen werden durfte." Messungen an privaten Häusern hätten ein langwieriges Genehmigungsverfahren mit sich gebracht. Die ermittelten Werte spiegelten daher "in keinster Weise" die tatsächliche Lärmbelastung der Altstadtbewohner wider.
Der "studentische Donnerstag" in der aktuellen Regelung sei ein Kompromiss. Zugleich betonen die Wirte aber auch, dass sie die Kneipenöffnungszeiten nicht unbedingt ausreizen wollten: "Wir sollten die Sperrzeiten als möglichen Richtwert sehen."
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"Falk" kritisiert die SPD, die gefordert hatte, die Wirte mehr zur Kasse zu bitten, um der Situation gerecht zu werden: "Hierzu sei gesagt, dass auch schon lange vor dem ausgearbeiteten 58-Punkte-Plan Türpersonal für Sicherheit und Ruhe gesorgt hat und von den Betrieben hierfür teilweise über 25.000 Euro pro Laden und Jahr aufgewendet werden müssen." Trotzdem sei man weiterhin an einem offenen Dialog interessiert - und einem Austausch mit allen Beteiligten.



