Kleingemünder Straße sorgt weiter für Ärger für Betriebe
"Aus ideologischen Gründen kaputtberuhigt" - Viele Betriebe sind unglücklich über die Situation - Autos sind zu schnell unterwegs

Von Thomas Seiler
Heidelberg-Ziegelhausen. Die Berichte und der Schriftwechsel mit den städtischen Ämtern über die Situation in der Kleingemünder Straße könnte mittlerweile Bücherregale füllen. Denn so sehr heizt die Lage dieser nun verkehrsberuhigten Zone die Gemüter auf. "Die Gewerbetreibenden in dieser Straße sehen sich seit Jahren mit der Tatsache konfrontiert, dass immer wieder versucht wird, aus ideologischen Gründen alles kaputt zu beruhigen", wandte sich nun der Vorsitzende des Bunds der Selbstständigen, Peter Gassert, an die RNZ: Seit die Straße 1991 nach einer vollkommenen Umgestaltung durch eine Bepflasterung zur "kleinsten Fußgängerzone Deutschlands" mutierte – so die Bezeichnung im Stadtteil – begann ein baldiges Sterben bestehender Geschäfte.
"Seit Jahrzehnten wird dieser Bereich zwischen der Peterstaler- und der Schönauer Straße mit allen möglichen Hindernissen konfrontiert", regte sich Gassert auf, und kann sich diese in seinen Augen unsinnige Maßnahme bis heute nicht erklären. Auch nicht, dass "die Betriebe immer wieder wochenlange Sperrungen durch ganz verschiedene Arbeiten hinnehmen mussten." Dabei wünschen sich die Inhaber des Goldschmiedebetriebs "Höhlwerk", Horst und Astrid Zipp, wie viele andere nur eine Erhöhung der Attraktivität, langsam durchfahrenden Auto- und Fahrradverkehr, Parkplätze sowie "mal eine Zeit lang überhaupt keine Fahrzeuge mit blinkendem Gelblichtern".
Die Zipps können sich – wie Axel Gscheidle vom gleichnamigen Frisiersalon schräg gegenüber – oder der Inhaber des "kleinsten Kaufhauses Heidelbergs" Richard Steppan noch gut daran erinnern, als die Stadt die marode Pflasterung in der Straßenmitte entfernte, sich für einen provisorischen Asphaltbelag entschied und mit dieser optischen Unterscheidung von Fahrbahn und gepflastertem Randbereich die Autofahrer wieder schneller fuhren.
"Wir haben schon alles versucht, um für eine Entschleunigung zu sorgen", sagt Gassert. Viele Vorschlägen hätte das Amt für Verkehrsmanagement allerdings abgelehnt. "Wir wollten sogar ein von uns finanziertes Spannband über die Straße hängen, um auf den verkehrsberuhigten Bereich hinzuweisen." Zusätzlich sollten mehrere "Achtung Kind"-Schilder, ein Display oder die jetzt "immerhin angedachten Blumenkübel" dafür sorgen, dass Fußgänger weniger gefährdet werden.
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Die jetzt von den Grünen präferierte Schrankenlösung, um den Durchgangsverkehr aus der Straße zu verbannen, stieß ebenfalls bei Mohsen Hakami, der eine Schusterwerkstatt und einen Schlüsselnotdienst betreibt, auf generellen Widerspruch. "Wir sind für den Einsatz von ,Berliner Kissen’ auf dem Boden, um den Vorteil einer nicht auftretenden Lärmbelastung beim Abbremsen und Anfahren zu nutzen", so Gassert. Das hatten auch Stadtteilverein und CDU vorgeschlagen.
Wie die Tierärztin Karen Böhning prangerte Gassert die aktuelle Maßnahme der Sperrung des einzigen Parkplatzes, des Gscheidle-Parkplatzes, für "die sicher notwendige Belegung durch die Feuerwehr" an, zumal "die wenigen Kurzparkplätze in der Straße dies nur schwer kompensieren könnten". Eine "lebendige und allen Nutzern gerechte Straße", lautete daher die abschließende Forderung Gasserts. Dies konnten ebenfalls Daniel Knapp von "Augen-Optik", der den "Feinkost Jakobi" betreibende Ulrich Frank oder Rudi Berhausen, der Leiter der Volksbank Kurpfalz-Filiale, deutlich unterstreichen.



