Trotz höherem Tarifabschluss soll es neue Stellen geben
Wolfgang Polivka sieht den Tarifabschluss optimistisch. Personalausbau trotz Lohnsteigerung machbar.



Kämmerer der Stadt Heidelberg
Heidelberg. (hob) Dank des Tarifabschlusses für den öffentlichen Dienst erhalten 2,5 Millionen Beschäftigte in der Bundesrepublik mehr Geld. Darunter auch die 1800 Angestellten der Stadt Heidelberg. Für die 720 Beamten, die zuletzt im Dezember eine Lohnerhöhung bekommen haben, gibt es dagegen keine Veränderungen.
Hintergrund
> So sieht die Tarifeinigung aus: Als Inflationsausgleich erhalten alle Beschäftigten insgesamt 3000 Euro. 1240 Euro werden im Juni ausbezahlt. Bis Februar folgen dann jeden Monat weitere 220 Euro. Im zweiten Schritt werden dann im März alle Entgelte um den Sockelbetrag
> So sieht die Tarifeinigung aus: Als Inflationsausgleich erhalten alle Beschäftigten insgesamt 3000 Euro. 1240 Euro werden im Juni ausbezahlt. Bis Februar folgen dann jeden Monat weitere 220 Euro. Im zweiten Schritt werden dann im März alle Entgelte um den Sockelbetrag von 200 Euro erhöht, hinzu kommt eine prozentuale Steigerung um 5,5 Prozent – aber mindestens 340 Euro pro Monat. hob
Kämmerer Wolfgang Polivka erklärt im Interview mit der RNZ, welche Auswirkungen das deutliche Lohnplus für die anstehenden Haushaltsberatungen hat. Und warum der Entwurf für den aktuellen Doppelhaushalt, den Oberbürgermeister Eckart Würzner am Donnerstag im Gemeinderat vorgestellt hat, jetzt nicht komplett umgeschrieben werden muss.
Herr Polivka, wie bewerten Sie den Tarifabschluss, den Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, als den teuersten aller Zeiten bezeichnet?
Die Tarifeinigung auf Grundlage des Schlichterspruchs kommt für uns nicht überraschend. Wenn ich mir das Ergebnis anschaue, schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Die Lohnerhöhung ist zwar in dieser Höhe noch nicht im Haushaltsentwurf abgebildet, da wir bei der Ausarbeitung immer einen längeren Vorlauf haben. Aber gerade für die unteren Gehaltsgruppen ist sie als Inflationsausgleich sehr wichtig. Und es geht auch darum, dass die Stadt Heidelberg als Arbeitgeber in Bezug auf die freie Wirtschaft konkurrenzfähig bleibt.
Welche konkreten Auswirkungen hat die Tariferhöhung für den städtischen Haushalt? Allein im Juni soll es ja für die Angestellten eine Einmalzahlung von 1240 Euro geben.
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Im Haushaltsentwurf haben wir bereits eine deutliche Lohnsteigerung eingepreist. Der jetzt erzielte Tarifabschluss liegt nur geringfügig darüber. Für 2023 haben wir Personalausgaben in Höhe von 197 Millionen Euro veranschlagt. Der tatsächlich erzielte Abschluss macht demgegenüber nur eine Steigerung von 0,7 Prozent oder 1,5 Millionen Euro aus. Im nächsten Jahr ist die Abweichung etwas größer. Die Personalausgaben steigen gegenüber unserem Haushaltsentwurf um 3,5 Prozent oder 7,4 Millionen Euro. Aber natürlich nur, wenn wir auch alle offenen Stellen besetzen können.
Oberbürgermeister Eckart Würzner hat eine Personaloffensive angekündigt. Es soll 220 zusätzliche Stellen geben. Ist dieses Ziel noch zu halten?
Ich denke, es steht außer Frage, dass diese neuen Stellen notwendig sind. Und ich bin sicher, dass wir das auch im Haushalt abbilden können.
Welche konkreten Berufsgruppen profitieren denn am meisten von den Lohnerhöhungen?
Die niedrigen Gehaltsgruppen profitieren prozentual am meisten. Ein Müllwerker in der dritten Stufe der Tarifgruppe E3 mit aktuell 2660,65 Euro bekommt nach den Berechnungen des Personalamts 13,4 Prozent mehr, ein klassischer Sachbearbeiter immerhin noch 11,4 Prozent. Bei Erziehern sind es 10,8 Prozent, bei einem Amtsleiter acht Prozent.
Glauben Sie, dass die Stadt Heidelberg dadurch auch leichter Fachkräfte findet?
Ich hoffe es. Bei dem Tarifabschluss geht es auch um die Attraktivität des öffentlichen Dienstes.