Touristen bleiben länger in Heidelberg
Hotels haben beste Auslastung in Baden-Württemberg - Heidelberg-Marketing will Ausflugspakete fürs Umland schnüren

Nicht nur die Zahl der Tagestouristen steigt, auch die Übernachtungszahlen in Heidelberg legen zu. Foto: privat
Von Birgit Sommer
Der Heidelberg-Tourismus schrieb auch im vergangenen Jahr Rekordzahlen: Höchste Bettenauslastung unter den Hotels baden-württembergischer Städte, höchste Übernachtungszahl in Heidelberg selbst und dazu die längste Aufenthaltsdauer seit Jahren, sagt die Statistik. Größer allerdings war der Zuwachs bei den Übernachtungszahlen im Jahr zuvor mit stolzen 14,1 Prozent. Da kann das Plus im Jahr 2016 mit 1,7 Prozent nicht mithalten.
1.412.887 Übernachtungen, 24.063 mehr als im Jahr 2015 - das ist für Heidelberg dennoch eine schöne Steigerung nach den phänomenalen Rekordzahlen des Vorjahres. Zum Vergleich: Mannheim hat 1,3 Millionen. Angesichts von Terrorangst und Wirtschaftskrisen weltweit ist Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg-Marketing, durchaus zufrieden mit der Bilanz seines ersten Jahres, in dem aus Japan und Russland jeweils ein Viertel weniger Gäste kamen. "Die Japaner entdecken derzeit ihr eigenes Land", weiß Schiemer - so, wie die Deutschen am liebsten Deutschland-Urlaub machten.
Hintergrund
Heidelberg hat seine Übernachtungszahlen 2016 um 1,7 Prozent und die Aufenthaltsdauer der Gäste auf zwei Tage gesteigert. Mannheim ist laut Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg noch besser: plus 4,7 Prozent Übernachtungen, 2,2 Tage Aufenthalt. Das dürfte
Heidelberg hat seine Übernachtungszahlen 2016 um 1,7 Prozent und die Aufenthaltsdauer der Gäste auf zwei Tage gesteigert. Mannheim ist laut Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg noch besser: plus 4,7 Prozent Übernachtungen, 2,2 Tage Aufenthalt. Das dürfte dem Kongresstourismus geschuldet sein.
> Heidelberg: Die Top 10 der Herkunftsländer sind die USA, die arabischen Golfstaaten, Schweiz, Großbritannien, China, Niederlande, Frankreich, Spanien, Italien, Österreich. Der Gästerückgang betraf vor allem die USA (-24,6 Prozent), die Golfstaaten und Großbritannien, bei den Übernachtungen hatte China mit -12,5 Prozent das höchste Minus.
> Mannheim: Die Top 10 sind Schweiz, USA, Großbritannien, Niederlande, Frankreich, Österreich, China, Indien, Italien, Polen. Weniger US-Bürger, dafür sehr viel mehr Holländer, Polen, Italiener kamen. Bei den Übernachtungszahlen hatten die Inder mit 27,3 Prozent das größte Plus (sie bleiben sogar 7,3 Tage), gefolgt von den Niederländern mit 26,3 Prozent. bik
Auch aus China reisten im vergangenen Jahr 8,4 Prozent weniger Gäste an - dafür macht Mathias Schiemer eine allgemeine Angst vor Terror verantwortlich -, knapp sechs Prozent geringer fielen die Übernachtungszahlen aus den arabischen Golfstaaten und aus Italien aus. Die Rückgänge aus dem Ausland lagen 2016 bei insgesamt 4,6 Prozent. Die Deutschen sind dagegen die größten Heidelberg-Fans. Mit einem Plus von 5,9 Prozent bei den Übernachtungen hat sich deren prozentualer Anteil auf 62,8 Prozent erhöht. Mehr Übernachtungen als im Jahr zuvor wurden bei Franzosen (+3,9 Prozent), Niederländern (+1,5 Prozent), Belgiern (+14,2 Prozent) und Schweizern (+0,1 Prozent) gezählt.
Bei der Bettenauslastung war Heidelberg wieder Spitze unter den Städten in Baden-Württemberg: 54,6 Prozent nach 55,6 Prozent im Jahr 2015. Doch die beiden Zahlen zeigen auch: In Heidelberg sind neue Hotels entstanden, trotz der Zuwächse sank die Auslastung insgesamt. Das kann nicht beliebig so weitergehen. "Wir dürfen nicht zu viele Hotels in Heidelberg bauen, wir müssen gewisse Grundstücke schützen", mahnt Schiemer.
Erfreulich findet er, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Besucher erstmals auf zwei Tage gesteigert werden konnte. "Das entspricht dem tourismuspolitischen Bestreben von Heidelberg-Marketing, den Übernachtungstourismus gegenüber dem Tagestourismus zu fördern", sagt auch Steffen Schmid, der Leiter der Marketingabteilung.
Für Schiemer sind deshalb die geringeren Zuwächse 2016 in Ordnung. "Es ist zwar unsere Aufgabe, die Zahlen zu steigern", sagte er, "doch das muss die Stadt auch vertragen. Ich möchte keinen Kollaps." Der Tourismus-Chef setzt auf Nachhaltigkeit. Das versucht Heidelberg-Marketing nun auf zweierlei Weise. Schiemer will einen mehrtägigen Aufenthalt in der Stadt für Touristen noch attraktiver machen, indem er Pakete gemeinsam mit Nachbarstädten wie Mannheim, Schwetzingen, Speyer oder Sinsheim schnürt. Dort gibt es zusätzliche attraktive Kultureinrichtungen vom Schloss über Kunstausstellungen bis zu Technikmuseen. "Ich habe da keinerlei Berührungsängste", bekennt er, "wir müssen nur gucken, dass die Gäste abends wieder in Heidelberger Hotels wohnen."
Zudem will er erst einmal eine gesunde Infrastruktur schaffen, ehe die Stadt zu weiteren Tourismus-Rekorden eilt. Das bedeutet für ihn beispielsweise, mehr Busparkplätze anzulegen. Derzeit existieren knapp 50 davon an Karlstorbahnhof und Bauhaus, "80 wären gut." Denn eine ganz besondere Klientel an Tagestouristen wächst ebenfalls: die Kreuzfahrttouristen, die auf ihrer Rhein-Reise von Basel nach Rotterdam per Bus Ausflüge in das berühmte Heidelberg machen wollen.