Wie Zuckerberg vor 175 Jahren
Springer-Verlag feierte im Neuenheimer-Feld mit Vorträgen und Torte

Der Springer-Verlag feierte an seinem Heidelberger Hauptsitz im Neuenheimer Feld sein 175. Jubiläum, Geschäftsführer Heinrich Weinheimer (links) und Vorstandsvorsitzender Derk Haank schneiden die Geburtstagstorte an, die die Form eines großen Buches hat. Foto: Rothe
abs. Die Torte hätte Julius Springer wahrscheinlich gefallen. Sie ist riesig, damit möglichst alle anwesenden Mitarbeiter (von knapp 900 in der Stadt) ein Stück abbekommen können, und sie sieht aus wie ein Buch - wie sich das für einen Verlag, der sich der Vermittlung des Wissens verpflichtet hat, schließlich gehört.
175 Jahre ist es her, dass Julius Springer in Berlin seinen Wissenschaftsverlag gründete, der heute auch in Heidelberg einen seiner beiden Hauptsitze hat. Um dieses Jubiläum zu feiern, hatte der Verlag in sein Hauptgebäude im Neuenheimer Feld geladen. Geschäftsführer Heinrich Weinheimer persönlich ließ die bewegte Geschichte des Verlags Revue passieren - im Eiltempo. "Wir befinden uns hier praktisch in einem ICE, wir können deshalb leider nicht alle Stationen anschauen", scherzte er. Es sei eine "turbulente Zeit" gewesen, als der deutsch-jüdische Buchhändler Julius Springer 1842 seine Verlagsbuchhandlung gründete: "Politisch turbulent, weil es die Zeit des Vormärz und der demokratischen Bewegung war. Und geistig turbulent, weil gerade die modernen Naturwissenschaften entstanden."
Um den Zuhörern den Gründer und seine Zeit näher zu bringen, zog er Vergleiche mit der Gegenwart: Julius Springer sei "der Mark Zuckerberg" seiner Zeit gewesen - "und er war sogar noch jünger". Der Verlag sei so etwas wie "ein Start-up in einer Garage" gewesen. Bei alledem sei Springer auch politisch ein liberaler Geist gewesen - also für die damaligen Verhältnisse "saulinks". Einen schweren Schlag für die Verlagsgeschichte habe der Nationalsozialismus bedeutet; erst in den 1960er Jahren, so Weinheimer, habe man wieder an die Auflage der Vorkriegszeit anknüpfen können. Inzwischen stehe der Verlag mit 9000 neuen Buch- und Zeitschriftentiteln auch international gut da.
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Ehe Weinheimer mit dem Vorstandsvorsitzenden Derk Haank. die Torte anschnitt, zog er aber noch ein nachdenkliches Fazit. Das Vermächtnis von Springer sei nicht nur der Verlag und die Bandbreite an Publikationen, es sei "die Marke". "Wenn Sie heute an eine Uni kommen", so Weinheimer "wird Ihnen der Name Springer alle Türen öffnen." Dies sei das Erbe all jener Wissenschaftler, die "hart dafür gearbeitet haben".