Nachbarn wenden sich gegen Bauprojekt in Handschuhsheim
Das Ende der Spielstraße": Anwohner fürchten deutlich mehr Verkehr. Kritik gibt es auch am Abriss eines Hampe-Hauses.

Von Hannes Huß
Heidelberg. Gegen den geplanten Neubau in der Bergstraße 147 regt sich Widerstand der Anwohner der Steckelsgasse und der angrenzenden Häuser in der Bergstraße. Die Steckelsgasse soll als Zufahrt für die Tiefgarage des Areals genutzt werden, insgesamt sollen dort zwölf neue Wohnungen entstehen, verteilt auf drei Häuser.
In der letzten Sitzung des Gestaltungsbeirats, einem Gremium aus fünf unabhängigen Architekten, waren die Pläne für die drei Gebäude in der Bergstraße noch heftig kritisiert worden. Die neuen Pläne des Bauherren wurden in der Sitzung am Dienstag vergangener Woche allerdings deutlich wohlwollender aufgenommen. "Das ist ein sehr positives Votum von uns", sagte Markus Neppl, der Vorsitzende des Beirats.
Kritik gab es allerdings von Stadtrat Sören Michelsburg (SPD), der bei der Sitzung anwesend war: "Die Steckelsgasse ist sehr schmal, da sind drei weitere Häuser verkehrstechnisch ein Problem." Außerdem fragte er: "Müssen zwei weitere Gebäude entlang der Steckelsgasse entstehen und Freiflächen dafür wegfallen?"
Michelsburg griff damit Kritik auf, welche die Anwohner bereits in mehreren Schreiben an die Stadt geäußert hatten und die der RNZ vorliegen: "Das ist eine unmögliche theoretische Planung, die in der Praxis auf keinen Fall ausgeführt werden kann", schrieben Anwohner der Steckelsgasse in Bezug auf die geplante Garagenzufahrt in ihrer Straße.
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Die Anwohner argumentieren, dass das Verkehrsaufkommen in der Straße sowieso schon an der "Obergrenze" angekommen sei und es auch keine Ausweichmöglichkeiten gäbe: "[...] Wenn sich zwei Autos begegnen, können sie nicht aneinander vorbeifahren. Also muss rückwärts gefahren werden bis zur nächsten Ausweichmöglichkeit."
Auch für Schulkinder, die über die Steckelsgasse zur Handschuhsheimer Tiefburg-Schule laufen, sei das erhöhte Verkehrsaufkommen gefährlich. "Die Steckelsgasse als Spielstraße gehört dann der Vergangenheit an, in der Kleinkinder mit ihrem Dreirad herumfahren können, Fußball und Federball spielen können."
Bisher stand auf dem Gelände der Bergstraße 147 ein vom Architekten Hermann Hampe entworfenes Haus. Dieses wird nun abgerissen, da Anpassungen im Zuge von mehreren Besitzerwechseln seit dem Bau des Hauses in den 1930-er-Jahren laut dem Gestaltungsbeirat "substanzzersetzend" gewirkt hatten. Anwohner aus der Bergstraße widersprechen diesem Befund allerdings mit Blick auf die vier Nachbarhäuser, die ebenfalls von Hampe entworfen wurden.
Eines dieser Häuser im Kehrweg 2 sei auch erst kürzlich verkauft worden, berichten sie, dort denke die neue Eigentümerin "überhaupt nicht an einen Abriss". Dass nun mehrere Häuser auf das Areal gesetzt werden sollen und damit der Garten deutlich verkleinert werde, kritisierten die Anwohner ebenfalls und sahen durch die Neubauten das Gebäudeensemble bedroht: "Das [...] harmonische Ensemble der fünf Hampe-Häuser wird zerstört."
Sorgen um das Erscheinungsbild der Bergstraße samt ihrer Umgebung äußerten auch Bewohner der Steckelsgasse: "Durch dieses mächtige und massive Projekt erfährt das wunderschöne Landschaftsbild einen kolossalen Schaden, der nie wieder gutzumachen ist."