Heidelberger Gemeinderat entscheidet, ob das Marriott-Hotel erweitert wird
Roland Ernst: Der Penta-Park wird sogar aufgewertet - Der Projektentwickler wirbt für die Erweiterung des Hotelkomplexes am Neckar

So stellen sich die SSV-Architekten den Marriott-Neubau mit der neuen Fassade und dem umgestalteten "Penta-Park" vor. Repro: RNZ
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Selten polarisiert ein Thema so wie die geplante Erweiterung des Marriott-Hotels am Neckar. Am Donnerstag fällt im Gemeinderat die endgültige Entscheidung, ob der "Penta-Park" am Neckar bebaut werden darf. Zuletzt hatte der Bauausschuss den vorhabenbezogenen Bebauungsplan mit sechs zu acht Stimmen abgelehnt. Alle anderen Entscheidungen zuvor waren mit knapper Mehrheit zugunsten der Hotelerweiterung gefallen.
Die Umweltverbände Nabu und BUND begrüßen die Entscheidung des Bauausschusses. Das Areal am Fluss sollte auch weiterhin in öffentlicher Hand bleiben, da es die einzige Grünfläche für Bergheim-West sei. Gerade in diesem dicht bebauten Stadtteil sei sie als Klimaausgleichsfläche wichtig. Doch Projektentwickler Roland Ernst betont auf Anfrage der RNZ, dass man der Bevölkerung den Park keineswegs wegnehmen wolle. Im Gegenteil: Das Grundstück werde qualitativ deutlich aufgewertet.
Mit einem Brief an alle Fraktionsvorsitzenden will Ernst den Gemeinderat nun davon überzeugen, dem Bebauungsplan doch noch zuzustimmen. Von dem 5200 Quadratmeter großen Grundstück wolle man nur 1700 überbauen. Ernst ärgert sich darüber, dass den Stadträten im Bauausschuss höhere Zahlen vorgelegt wurden.
Schon im August 2012 hatte die Roland-Ernst-Projektentwicklungsgesellschaft den Bauantrag gestellt. Damals wollte Marriott noch die gesamte Fläche des Parks mit zwei neuen Häusern bebauen. Es folgten unzählige Sitzungen, eine frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung, und immer wieder besserte Ernst nach. Am Ende blieb nur noch ein Neubau übrig, auf Antrag der SPD ließen sich der Investor und sein Architekt Jan van der Velden-Volkmann von SSV-Architekten sogar auf einen Fassadenwettbewerb ein. Statt des ursprünglichen kristallinen Baus mit viel Glas votierte der Gemeinderat schließlich für den "Findling". Die Kupferfassade des Neubaus soll nach diesen Plänen wie ein mit Moos überzogener Fels aussehen. "Es ist schon ein ungewöhnlicher Prozess, dass ein Gemeinderat so gravierend in die Architektur eingreift", kommentiert van der Velden-Volkmann.
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Von einem Neubau profitieren alle, auch die Anwohner, sagt Ernst. Sollte der Gemeinderat dem Bebauungsplan zustimmen, hat er sich nämlich dazu verpflichtet, die verbleibende Grünfläche für rund eine Million Euro aufzuwerten - mit Sitzgelegenheiten im Park und einem Spielplatz. Dank einer Auskragung in den Neckar ist sogar ein sieben Meter breites, offenes und für jeden zugängliches Terrassendeck geplant, mit einem kleinen öffentlichen Café direkt am Fluss.
Volkmann ist sich sicher: "So wie es im Moment ist, werden die Potenziale des Areals doch gar nicht ausgenutzt." Die Grünfläche sei doch auch deshalb so verwahrlost, weil sie zu wenig genutzt und daher kein öffentlicher Druck auf die Stadt ausgeübt werde. Dabei sei es eine der wenigen Flächen, an denen die B 37 nicht direkt am Neckar verlaufe und die durch eine Neugestaltung deutlich aufgewertet werden könnte. Volkmann: "Der Freiraum, den wir zur Straße hin wegnehmen, kommt am Fluss wieder dazu."
"Unser Erbpachtvertrag läuft noch 85 Jahre", weist Roland Ernst auf ein anderes Problem hin. Das heißt, ohne ihn könnte die Stadt das Gelände ohnehin weder aufwerten noch nutzen. Hinzu kommt das Kostenargument. Weil er unter dem Park eine Tiefgarage betreibt, zahlt Ernst derzeit eine jährliche Pacht von 25 000 Euro. Im Falle eines Neubaus kauft er das Areal für 2,9 Millionen Euro.
"Der Neubau hat keine Auswirkungen auf das Mikroklima", sagt Ernst, der auf Antrag des Bauausschusses ein entsprechendes Gutachten bezahlt hat. Zusammen mit dieser Untersuchung sei er insgesamt bereits mit einer halben Million Euro in Vorleistung getreten. Im Übrigen sei das geplante "Residence Inn" auch für den Wirtschaftsstandort Heidelberg für Vorteil. Der Hotel-Neubau mit größeren Zimmern als im Stammhaus ist für Gäste gedacht, die wegen eines Klinikaufenthaltes ihrer Angehörigen oder eines zeitlich befristeten Aufenthalts an der Universität länger als nur ein paar Nächte in Heidelberg bleiben.
Info: Der Gemeinderat tagt am Donnerstag, 10. Dezember, ab 16 Uhr im Großen Rathaussaal, Marktplatz 10.



