Erweiterung des Heidelberger Marriott-Hotels: Etappensieg für Neubau-Gegner
Die geplante Erweiterung des Marriott-Hotels wurde im Bauausschuss abgelehnt - Hitzige Diskussion

Noch ungewiss: Der Erweiterungsbau des Marriott-Hotels in der Grünfläche. Foto: Rothe
Von Holger Buchwald
Die "Penta-Park"-Initiative könnte sich am Ende doch noch durchsetzen und die Erweiterung des Marriott-Hotels in letzter Minute verhindern. Am Dienstagabend sprach sich der Bauausschuss mit sechs zu acht Stimmen gegen den Neubau aus. Die Stadträte empfehlen damit dem Gemeinderat, den vorhabenbezogenen Bebauungsplan in der Sitzung am 10. Dezember endgültig zu begraben.
Drei Jahre lang schwelt schon der Streit um die rund 6500 Quadratmeter große Grünfläche zwischen Vangerowstraße und Neckar. Im August 2012 hatte die Roland Ernst Projektentwicklungs GmbH den Bauantrag gestellt, um das vorhandene Marriott-Hotel auf diesem Areal um die Sparte "Residence Inn" zu erweitern. Es folgten zahlreiche Veranstaltungen mit Bürgern, lange Sitzungen in den Ausschüssen und im Gemeinderat, Petitionen und Protestveranstaltungen der Anwohner und der Umweltverbände. Und immer wieder besserten Roland Ernst und die SSV-Architekten die Pläne nach.
Wollten sie zu Beginn der Diskussion noch den ganzen "Penta-Park" überbauen, sehen die derzeitigen Entwürfe vor, 3000 Quadratmeter der öffentlichen Grünfläche zu erhalten. Der vorhandene Weg am Neckar soll verbreitert und durch neue Beläge aufgewertet werden. Zudem soll auf der gesamten Breite des bisherigen Parks ein Balkon zum Fluss entstehen, der auf Höhe des Marriott-Neubaus als Außengastronomie und vor der von Roland Ernst neu gestalteten Grünfläche als öffentlicher Aufenthaltsbereich genutzt werden könnte. Auf Antrag der SPD wurde sogar die Fassadengestaltung des 50 mal 22 Meter breiten und 23 Meter hohen Neubaus nochmals überarbeitet. Wie alle vorhergehenden Verbesserungsvorschläge wurde auch dieser vom Gemeinderat mit knapper Mehrheit verabschiedet.
Nun aber haben die Neubau-Gegner erstmals einen Etappensieg errungen, sehr zum Unmut von Stadtrat Wolfgang Lachenauer ("Heidelberger"). Alle bisherigen Abstimmungen hätten dem Vorhabenträger doch signalisiert, dass der Gemeinderat im Grunde für den Bebauungsplan sei. "Was ist denn nun auf einmal anders? Das müssen Sie schon gut begründen, wenn Sie nach zwei Jahren dagegen sind. Hier geht es auch um die Verlässlichkeit des Gemeinderats."
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Lachenauers Seitenhieb richtete sich vor allem gegen die beiden SPD-Räte Monika Meißner und Andreas Grasser, die im Bauausschuss gegen den Bebauungsplan gestimmt hatten. Meißner verteidigte ihr Vorgehen: "Wir waren von Anfang an unterschiedlicher Meinung in der Fraktion. Das ist Demokratie." Im Gemeinderat sind vier SPD-Räte für die Ernst-Pläne, vier dagegen.
Erneut gab es eine hitzige Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern der Hotelerweiterung. Ein Gutachten beweist laut Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke), dass keine zusätzlichen Betten in Heidelberg gebraucht werden. Auch die Standorte für mögliche neue Konferenzzentren seien zu weit entfernt, um eine Erweiterung des Marriott-Hotels zu rechtfertigen. Auch Hans-Martin Mumm (GAL) sprach sich gegen den Bebauungsplan aus: "Wer die Stadt an den Fluss bringen will, verkauft kein Grundstück am Neckar. Dieses könnte für die zukünftigen Planungen wichtig sein." Hingegen wies Simone Schenk (Freie Wähler) darauf hin, dass sie mehrmals in der Woche mit dem Fahrrad durch den Park fahre und dort noch nie einen Anwohner gesehen habe. "Der Park war immer nur eine Hundewiese", fügte Alfred Jakob (CDU) hinzu, daher könne man ihn ruhig überbauen.
Die Abstimmung im Gemeinderat bleibt ungewiss. Die kleinen Gruppen könnten dort nun das Zünglein an der Waage sein. Unter anderem die AfD, deren Stadträtin Anja Markmann sich am Dienstag der Stimme enthielt. Obwohl sie im Sommer begeistert beobachtet hatte, wie Anwohner der Vangerowstraße einen Tisch ins Freie trugen, um sich gegenüber im "Penta-Park" zu treffen.
Info: Der Gemeinderat tagt am Donnerstag, 10. Dezember, im Großen Rathaussaal, Beginn ist um 16 Uhr.



