Heidelberger Klimagutachten kann Marriott-Erweiterung nicht verhindern
Raino Winkler vom Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie ist sich sicher: "An der Belüftungssituation wird der Neubau nichts ändern"

Idyllisch sieht der Penta-Park im Herbst aus. Diese Freifläche möchte eine Bürgerinitiative aus Anwohnern und Umweltschutzverbänden unbedingt in der jetzigen Größe erhalten. Foto: Philipp Rothe
Heidelberg. (hob) Eines verspricht Raino Winkler vom Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie: "Wenn eine Freifläche verkleinert werden soll, wie das bei der Erweiterung des Marriott-Hotels in Bergheim geplant ist, schauen wir genau hin." Aber er ist sich auch sicher: "An der Belüftungssituation wird der Neubau nichts ändern."
Die "Penta-Park"-Initiative hoffte, mithilfe des neuen Stadtklimagutachtens den ungeliebten Neubau auf einer der letzten Grünflächen im westlichen Bergheim doch noch verhindern zu können. Denn es weist das Areal zwischen Neckar und Vangerowstraße als Gebiet mit "hoher bioklimatischer Bedeutung" aus. Werde es bebaut, seien davon die Wohnungen südlich der Straße betroffen, so das Argument. Die Roland-Ernst-Projektentwicklungsgesellschaft will rund 2500 Quadratmeter des 6500 Quadratmeter großen Parks überbauen. Dort soll nach den bisherigen Planungen auf der Grundfläche von 50 auf 22 Metern ein 23 Meter hoher Anbau entstehen.
In den Planungshinweiskarten des Stadtklimagutachtens ist der Penta-Park in der Tat dunkelgrün markiert, seine Bedeutung für die Kaltluftlieferung wäre demnach sehr hoch. Allerdings weist die Stadt darauf hin, dass die Bewertung einzelner Flächen nach einem standardisierten Verfahren erfolge. "Es stimmt schon, dunkelgrüne Flächen weisen Gebiete mit hoher bioklimatischer Bedeutung aus. Das heißt aber vor allem, dass es in der Nachbarschaft eine hohe Bebauung gibt. Es heißt im Umkehrschluss nicht, dass dort nicht gebaut werden dürfte", stellt Umweltbürgermeister Wolfgang Erichson klar. Um wirklich Bedeutung für das Stadtklima zu haben, sei der Penta-Park schlichtweg zu klein. Auch Winkler ist überzeugt: "Mit einer Dachflächenbegrünung und neuen Sträuchern kann man den Neubau so optimieren, dass sich die Situation für die Anwohner nicht verschlechtert."
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Viel entscheidender als die Dichte der Bebauung sei der bestehende Luftaustausch. Im Klimagutachten werden regelmäßig wehende Winde mit Pfeilen markiert. In Bergheim kommt hier auch den großen Straßenzügen Bedeutung zu. Die breite Bergheimer Straße, die Kurfürsten-Anlage, aber auch die Vangerowstraße sorgen demnach dafür, dass auch die Bewohner der Wärmeinsel Bergheim nachts wieder durchatmen können. Erichsons Fazit: "Heidelberg ist optimal durchlüftet. Es ist extrem schwer, sich hier eine Bebauung vorzustellen, die bioklimatisch allzu bedenklich wäre, im Gegensatz zum Stuttgarter Kessel."



