Klimagutachten für Heidelberg: Neues Gutachten gibt Hinweise für Bauherren
Außerdem geht es auch darum, herauszufinden, wie sich der erwartete Klimawandel auf Heidelberg auswirkt

Wunderbare Aussichten: Heidelberg ist einmalig. Die Lage am Neckar und den Hängen des Odenwalds sorgt nicht nur für tolle fotografische Motive, sondern auch dafür, dass jeden Abend die Straßen und Gassen durchlüftet werden. Archiv-Foto: Stefan Kresin
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Wo die Bebauung am dichtesten ist, ist es auch am wärmsten. Kein Wunder, dass in Bergheim die höchsten Temperaturen herrschen. Bei einer stabilen Hochdruckwetterlage ist es in Ziegelhausen im Schnitt fünf Grad kälter. Das geht aus dem aktuellen Klimagutachten für Heidelberg hervor (siehe Klimakarte). Prinzipiell sei die Stadt wegen ihrer Lage am Hang und am Neckar aber gut aufgestellt, sagt Sabine Lachenicht, die Leiterin des Amts für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie. Und ihr Abteilungsleiter Raino Winkler fügt hinzu: "Der Neckartäler bläst abends konstant Frischluft aus dem Odenwald in die Stadt." Sprich: Dank dieses Windes, der jeden Abend weht, werden die Gassen und Straßen gut durchlüftet. Auch in Bergheim.
Es ist die Fortschreibung des Stadtklimagutachtens von 1995, das nun im Umweltausschuss des Gemeinderats vorgestellt wurde. Es soll Anhaltspunkte für zukünftige Bauvorhaben geben. Die Büros Ökoplana aus Mannheim und Geo-Net aus Hannover haben das Gutachten im Auftrag der Stadt Heidelberg erstellt. 40 Messstationen waren über ganz Heidelberg verteilt, Luftströme und Temperaturen wurden gemessen. Entstanden ist ein 3D-Modell, in das Bauherren ihren Neubau hineinprojizieren können. So lässt sich erkennen, wie die geplanten Bauten den Luftaustausch in der Stadt verändern könnten. "Das ist ein Hilfsinstrument für die Bauherren und den Gemeinderat, mehr nicht", betont Bürgermeister Wolfgang Erichson.
Raino Winkler ist beim Amt für Umweltschutz für das Gutachten zuständig. Langfristig geht es ihm darum, herauszufinden, wie sich der erwartete Klimawandel auf Heidelberg auswirkt. Die Bedingungen auf der "Wärmeinsel Bergheim" werden sich in seinen Augen mit großer Wahrscheinlichkeit noch weiter verschlechtern. Gerade deshalb sei es wichtig, zu schauen, wie mit kleinen Veränderungen geplante Neubauten optimiert werden könnten. Manchmal reiche es schon aus, eine Gebäudekante ein klein wenig zu drehen, die Höhe des Neubaus zu verändern oder eine Dachbegrünung vorzunehmen, um den Luftaustausch zu verbessern. Ein Instrument, um unliebsame Nachverdichtung zu verhindern, sei das Gutachten jedoch nicht. Im Baugesetzbuch werde nur empfohlen, das Bioklima mit zu berücksichtigen, so Winkler: "Es gibt aber rechtlich ganz wenige Möglichkeiten, das durchzusetzen." Für Winkler gilt nach wie vor: Innen- vor Außenentwicklung. Ökologisch sei es besser, zunächst Brachflächen innerhalb der Stadt zu entwickeln, als neue Freiflächen außerhalb der bisherigen Bebauung zu erschließen.
Und was hat sich in den letzten 20 Jahren bioklimatisch verschlechtert? Am meisten Unterschiede sieht man in der Bahnstadt. Aber auch in diesem neuen Stadtteil sieht Winkler keinen Grund zur Besorgnis. Er werde über die Verkehrsachsen durchlüftet: "Für die Dichte der Bebauung haben wir das Optimum herausgeholt." Prinzipiell zeigt der Umweltexperte auch Verständnis für die Investoren und die hohe Bebauung im neuen Stadtteil. "Wenn sie eine Fläche entwickeln, muss sich das auch lohnen", so Winkler. Und eine Einfamilienhaussiedlung in der Bahnstadt wäre in seinen Augen ökologischer Unsinn. Denn dann hätte man viel mehr in die Breite bauen müssen und noch mehr Böden versiegelt.



