Marriott darf sich jetzt doch erweitern

Bauausschuss stimmte für den Hotel-Erweiterungsbau am Neckar - Streit um Grünfläche

10.05.2013 UPDATE: 10.05.2013 05:20 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden
Ein Schmuckstück? Der Bezirksbeirat will den Park am Marriott erhalten, der Bauausschuss ist für eine Hotelerweiterung. Foto: Joe
Von Holger Buchwald

Es war eine denkbar knappe Mehrheit: Mit sieben zu sechs Stimmen und einer Enthaltung votierte der Bauausschuss in seiner Sitzung am Dienstagabend für einen Erweiterungsbau des Marriott-Hotels in der Vangerowstraße (siehe Hintergrund). Dabei stellte sich das Gremium gegen den Willen des Bezirksbeirats Bergheim, der sich eindeutig gegen das Projekt ausgesprochen hatte.

Vor allem zwei Meinungen prallten in der Debatte aufeinander. Die Stadträte von Grünen, GAL und Bunte Linke wollten die "Penta-Park" genannte Grünfläche westlich des Hotels vollständig erhalten. CDU, SPD und "Heidelberger" waren hingegen dafür, dass Marriott einen Erweiterungsbau errichten darf - wenn auch nur auf der Hälfte des 5000 Quadratmeter großen Areals. Karin Werner-Jensen (SPD) ist davon überzeugt, dass der Hotelanbau dringend benötigt werde, damit dort junge Wissenschaftler für eine Weile preiswert wohnen können. Ähnlich argumentierte Wolfgang Lachenauer ("Heidelberger"): "Einer Totalüberbauung hätten wir nicht zugestimmt." Die ganze Stadt habe aber etwas davon, wenn Marriott in Bergheim erweitere und dadurch neue Arbeitsplätze entstünden. Baubürgermeister Bernd Stadel wies darauf hin, dass auch das Amt für Wirtschaftsförderung von der Wichtigkeit des Projekts überzeugt sei.

"Wir müssen für die Heidelberger keine neuen Arbeitsplätze schaffen", behauptete Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke): "Wir haben fast doppelt so viele Stellen wie Einwohner." Die wenigen Grünflächen in Bergheim gelte es dagegen zu erhalten. Judith Marggraf (GAL) argumentierte in die gleiche Richtung: Das Filetstück am Neckar dürfe sich die Stadt nicht ohne Not zubauen lassen. Die Drohung des Hotelbetreibers, sich ganz aus der Stadt zurückzuziehen, hält die Stadträtin für eine Finte. Heidelberg sei für Marriott auch ohne Erweiterungsbau ein viel zu wichtiger Standort. Zudem gebe es in der Bahnstadt oder auf den Konversionsflächen noch genügend Möglichkeiten zur Expansion.

Die Gegner des Hotelanbaus betonten vor allem, wie wichtig die Grünfläche für die Bewohner der GGH-Gebäude in der Vangerowstraße seien. Dort lebten viele gehbehinderte Menschen, der "Penta-Park" sei deren einzige direkte Zugangsmöglichkeit zum Neckar. SPD-Stadtrat Karl Emer glaubt hingegen, dass auch die Hälfte der Grünfläche ausreicht. Er schlug vor, den restlichen Park aufzuwerten und auch die Uferpromenade besser zu pflegen. Möglicherweise, so Baubürgermeister Stadel, könne auch mit dem Hotelinvestor ausgehandelt werden, dass dieser sich an den Kosten beteilige. Emer schlug sogar einen Balkon vor, der in den Neckar hineinragen könne. Denn heutzutage, so seine Fraktionskollegin Karin Werner-Jensen, könne man beim Penta-Park beileibe nicht von einem Schmuckstück sprechen. "Dort wurden zuletzt gebrauchte Kondome, Drogenbestecke und Ratten gefunden. Ein Filetstück sieht für mich anders aus."

Auf Antrag der SPD soll nun auch geprüft werden, ob die Grünfläche an der Ecke York-/Gneisenaustraße aufgewertet werden könne. Am 13. Juni wird sich der Gemeinderat mit dem Thema befassen.

Hintergrund
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Das Marriott-Hotel in der Vangerowstraße liebäugelt schon seit Jahren mit einer Erweiterung. Deshalb beantragte der Vorhabenträger, die Roland-Ernst-Projektentwicklungs-GmbH, bei der Stadt, auf dem 5300 Quadratmeter großen Grundstück westlich des

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Hintergrund



Das Marriott-Hotel in der Vangerowstraße liebäugelt schon seit Jahren mit einer Erweiterung. Deshalb beantragte der Vorhabenträger, die Roland-Ernst-Projektentwicklungs-GmbH, bei der Stadt, auf dem 5300 Quadratmeter großen Grundstück westlich des Hotels zwei Neubauten zu errichten. Sie waren für die Sparten "Courtyard by Marriott" mit 150 Betten und "Residence Inn" mit weiteren 80 Betten vorgesehen. Im Rahmen einer frühzeitigen Bürgerbeteiligung wurden die Bergheimer am 29. Oktober über die Pläne informiert. Doch die Anwohner sprachen sich deutlich gegen das Projekt aus. Deshalb speckte Ernst sein Vorhaben ab. Die SSV-Architekten aus Heidelberg planen nun in seinem Auftrag nur einen Erweiterungsbau für 160 Zimmer, der sich dann nur noch über die Hälfte der Grünfläche erstreckt. Das Gebäude soll 23 Meter hoch werden und einen Grundriss von 55 auf 61 Meter haben. Der "Penta-Park" ist bereits über Erbpachtrecht im Besitz Ernsts, denn darunter befindet sich heute schon die Tiefgarage des Hotels. Das Hotel und das ehemalige IBM-Forschungsgebäude nebenan befinden sich auf dem Gelände des Kohlehafens, der 1984 abgerissen wurde. 1986 wurde das Penta-Hotel (heute Marriott) bezogen, nach ihm wurde auch der Park benannt; 1992 folgte dann die Computerfirma, die sich ab 1996 aus Heidelberg zurückzog. Zwischen beiden Komplexen liegt der kleine Park. hob

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