Große Pläne für das alte Heideldruck-Areal
Stadtentwicklungsausschuss stimmte Ideenwettbewerb zur Entwicklung des Areals von Druckmaschinen und Stadtwerken zu - Politik setzt große Hoffnung in Projekt

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Es sei das wichtigste Entrée der Stadt, das letzte große zentrumsnahe Stadtentwicklungsprojekt – die Stadträte überschlugen sich geradezu mit Superlativen, als es im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss am Dienstag um die Zukunft des ehemaligen Geländes der Heidelberger Druckmaschinen und der Stadtwerke zwischen Kurfürsten-Anlage und Alter Eppelheimer Straße ging. Direkt am Hauptbahnhof gelegen, setzt die Stadtpolitik große Hoffnungen in die Entwicklung des 6,2 Hektar großen Areals, wobei die Neugestaltung der Kurfürsten-Anlage mit dem Erhalt des alten Baumbestandes mitgerechnet ist. Nun ging es um den Auslobungstext für den städtebaulichen Ideenwettbewerb, den die Projektträger von Epple, GGH und Stadtwerke ins Leben gerufen haben. Am Ende war der Beschluss einstimmig.
Die Ausgangslage: Nach dem Wegzug der Heidelberger Druckmaschinen hat die Epple GmbH deren 1,6 Hektar großes Areal im Jahr 2015 erworben. Die benachbarten Stadtwerke werden in absehbarer Zeit in das ehemalige Forschungs- und Entwicklungszentrum der Druckmaschinen umziehen, sodass auch deren zwei Hektar großes Gelände für eine städtebauliche Entwicklung zur Verfügung steht. Sowohl Epple als auch die Stadtwerke, die bei diesem Thema mit der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) kooperieren, sehen große Chancen in einer Gesamtentwicklung des Areals, das von der Print Media Academy im Westen bis zum Landratsamt im Osten reicht.
Was soll bleiben, was kommt weg? Die beiden Tiefgaragen sind in den Augen der Projektträger "erhaltenswert". Die ehemalige Druckmaschinen-Verwaltung und die westlichen Gebäude der Stadtwerke wie die Kantine sollen aber abgerissen werden, sodass diese Bereiche für eine Neuentwicklung zur Verfügung stehen. Andere Gebäude der Stadtwerke, wie der Schornstein und das Heizwerk Mitte, werden erhalten und werden auch noch gebraucht. Laut Stadtplanungsamtsleiterin Annette Friedrich können deshalb auf dem Stadtwerke-Gelände nur zu 50 Prozent Wohnungen entstehen, beim Epple-Areal ist der Anteil höher.
Welche Büros machen mit? Zu dem Wettbewerb sollen 20 Teilnehmer eingeladen werden. Ihre Aufgabe: ein "Quartier mit Aufenthaltsqualität" zu entwickeln, das mit der Umgebung vernetzt ist und einen Mix aus Wohnungen unterschiedlicher Größe, Dienstleistungen, Handel und kleinteiligem Gewerbe beinhaltet. Besonders im Erdgeschoss der Kurfürsten-Anlage sollen publikumswirksame Nutzungen entstehen. Pläne und Modelle sollen im Frühjahr nächsten Jahres vorliegen, das Preisgericht wird dann im April tagen.
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Wer entscheidet? Sachpreisrichter sind GGH-Geschäftsführer Peter Bresinski, Andreas Epple, Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Teigeler und Bürgermeister Hans-Jürgen Heiß. Fachpreisrichter sind Baubürgermeister Jürgen Odszuck, Architekt und Stadtplaner Wolfgang Riehle sowie fünf weitere Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten, die namentlich noch nicht feststehen. Der Stadtentwicklungsausschuss beschloss, dass auch sechs Stadträtinnen und Stadträte sowie ein Mitglied des Bezirksbeirats Bergheim ins Preisgericht entsandt werden. Diese allerdings ohne Stimmrecht.
Wie dicht wird gebaut? Zwar dürfte laut aktuellem Bebauungsplan bis zu 32 Meter hoch gebaut werden. Die Projektträger wollen aber bewusst auf Hochhäuser verzichten, da der Schwerpunkt auf Wohnen gelegt werden soll.
Was geschieht mit den bestehenden Mietern? Das Laureate Forum und die "Mathematik-Informatik-Station" sollen Bestandsschutz haben und werden künftig in einem Neubau auf 2000 statt bisher 1500 Quadratmetern untergebracht. Er hat sogar schon einen Namen: "Haus der vielen Möglichkeiten" mit Café. Auch die Kreativwirtschaft, die sich in der alten Heideldruck-Zentrale als Zwischennutzer angesiedelt hat, darf nach Möglichkeit bleiben.
Wie familienfreundlich wird das neue Quartier? Auf Antrag der SPD sollen auf dem Areal auch Fünf-Zimmer-Wohnungen gebaut werden, denn der innerstädtische Wohnraum sei für Familien knapp, so Stadtrat Sören Michelsburg. Zudem ist eine Kindertagesstätte mit mindestens drei Gruppen für etwa 40 Kinder über drei Jahren und zehn unter drei Jahren geplant.
Wird es bezahlbaren Wohnraum geben? Um dies sicherzustellen, gelten die aktuellen Regelungen zum Baulandmanagement, das demnächst überarbeitet werden soll. In der derzeit gültigen Fassung heißt es, dass mindestens 20 Prozent der Wohnungen für sogenannte Schwellenhaushalte bezahlbar sein sollen.
Und der Verkehr? Das Areal ist nur 300 Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Da auch Handel und Gewerbe untergebracht werden und deren Stellplätze in den bestehenden Tiefgaragen abends nicht genutzt werden, sieht der Ideenwettbewerb nur einen Stellplatzschlüssel von 0,5 vor, also einen Stellplatz für zwei Wohnungen. Dagegen soll es pro Wohneinheit zwei überdachte Fahrradstellplätze geben. Auf Anregung von Simone Schenk (FDP) sollen die Autostellplätze bevorzugt an mobilitätseingeschränkte Personen und Familien mit Kindern vergeben werden.