Heidelberg

Investoren sammeln erste Ideen für ehemaliges Druckmaschinen-Areal

Direkt am Hauptbahnhof - Baubeginn frühestens im Jahr 2022

18.07.2019 UPDATE: 19.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Blick auf die ehemalige Zentrale der Heidelberger Druckmaschinen nahe dem Hauptbahnhof. Der Abriss beginnt voraussichtlich 2022. Auch das angrenzende Stadtwerke-Areal wird entwickelt. Die roten Backsteingebäude und der Schornstein müssen stehen bleiben. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Es ist das letzte große Filetstück in zentraler Lage. Doch was geschieht mit der ehemaligen Zentrale der Heidelberger Druckmaschinen in der Kurfürsten-Anlage und dem angrenzenden Areal der Stadtwerke? Im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Heidelberg Laureate Forums durften die Nachbarn nun Wünsche und Anregungen äußern.

Allein das Gelände der alten Heideldruck-Zentrale, das der Immobilienunternehmer Andreas Epple Ende 2015 von dem Konzern kaufte, ist 13.000 Quadratmeter groß. Das angrenzende Areal der Stadtwerke, das die städtische Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) entwickeln soll, umfasst weitere 10.000. Zusammen reichen die Grundstücke beinahe vom Hauptbahnhof bis zum Römerkreis. Der GGH und Epple schwebt dort ein Mix von Wohnungen, Büros und Geschäften vor. Doch noch lange bevor es an detaillierte Planungen geht, wollten die Unternehmen wissen, wie sich die Anwohner die Zukunft ihrer Nachbarschaft vorstellen. 70 Personen waren zum Gedankenaustausch in die Mathematik-Informatik-Station, die Ausstellung des Laureate Forums in der Kurfürsten-Anlage 52, eingeladen.

"Wir erhoffen uns Erkenntnisse, worüber wir für dieses Gelände nachdenken sollten", gab Epple die Losung aus. Für Annette Friedrich, Leiterin des Stadtplanungsamts, geht es um die "Umcodierung eines Quartiers in direkter Nachbarschaft zum Hauptbahnhof und an einer ganz wichtigen Verbindung in die Innenstadt". Albrecht Reuß vom Büro Citiplan, der erste Ideen für das neue Quartier skizzierte, könnte sich vorstellen, dass aus der ursprünglich als Prachtstraße geplanten Kurfürsten-Anlage ein richtiger Boulevard mit Aufenthaltsqualität wird. Die Straße sei bisher für die Menschen eine "graue Barriere". "Die angrenzenden Gebäude stehen nur so rum. Für Fußgänger gibt es nur einen zwei Meter breiten Gehweg", so Reuß. Das Potenzial werde nicht genutzt.

Heideldruck ist längst nach Wiesloch umgezogen. Die Zwischenmieter wie das Laureate Forum, die SRH und verschiedene Start-ups fühlen sich in der ehemaligen Zentrale wohl und sorgen für eine Belebung des Quartiers. Sie können wohl noch bis mindestens 2021 bleiben. Andreas Epple rechnet damit, dass erst 2022 die ersten Gebäude abgerissen werden. Für das angrenzende Gelände müssen GGH und Stadtwerke noch Vertragsfragen klären. Laut Geschäftsführer Michael Teigeler sollen alle Stadtwerke-Mitarbeiter bis Ende 2020 in das ehemalige Forschungs- und Entwicklungszentrum der Heidelberger Druckmaschinen in der Alten Eppelheimer Straße ziehen. Bevor in der Kurfürsten-Anlage überhaupt etwas geschieht, wird es einen Architektenwettbewerb und ein Bebauungsplanverfahren geben.

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Nur eines ist jetzt schon klar. Zumindest für Fußgänger und Radler soll es künftig Verbindungen von der Alten Eppelheimer Straße in die Kurfürsten-Anlage geben. Anwohner Helmut Pehlke, der in den Gutenberghöfen, wohnt, wünscht sich eine ruhige Nachbarschaft: "Gegenüber von uns kann ich mir eher eine Büronutzung vorstellen." Trotzdem sei es wünschenswert, dass in dem Quartier viele Wohnungen entstehen. Dies sieht Susanne Holzschuh genauso: "Wir brauchen sie vor allem für größere Familien mit Kindern." Wegen des Wohnungsmangels habe Bergheim zu wenig Kinder, an der Wilckensschule gebe es derzeit nur eine erste Klasse.

Mit dem Bau der benachbarten Gutenberghöfe sei dieser Teil Bergheims aufgewertet worden, meint ein anderer Anwohner. Dies dürfe nun auf keinen Fall mit einer massiven Bebauung der ehemaligen Heideldruck-Zentrale zunichte gemacht werden. Ihm und seinen Nachbarn sei die freie Sicht auf den Gaisberg und die Weststadt wichtig. Epple selbst kann die Befürchtungen einer zu hohen Bebauung zerstreuen: "Sieben Geschosse sind ideal." Alles was höher ist, wäre ein Hochhaus. Und da gebe es viel strengere Auflagen etwa in Sachen Brandschutz.

Auf Pinnwänden befestigten die Anwohner ihre Wunschzettel für das neue Quartier. Die Bandbreite reichte von bezahlbaren Wohnungen über belebte Erdgeschosse, eine Kita und Co-Working-Spaces bis zu begrünten Dächern und Spielplätzen. Selbst eine Eisdiele und das Hip Hop-Archiv wurden genannt.

Die Stadtwerke werden unterdessen nur etwa zwei Drittel ihres Geländes aufgeben und zur Entwicklung freigeben, wie Teigeler betont. Einige Gebäude, die für die Versorgung der Heidelberger notwendig sind, werden bleiben: zum Beispiel das Umspannwerk, die Werkstätten, die Übergabestellen für die Fernwärme. Auch der Schornstein bleibt. Vorerst. Bis zum Ende des Jahres soll der Auslobungstext für den Architektenwettbewerb stehen.

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