Ehemalige Stadtbücherei-Leiterin Regine Wolf-Hauschild ist gestorben
32 Jahre lang leitete sie bis 2007 die Heidelberger Stadtbücherei. Nun ist die 80-Jährige nach langer Krankheit verstorben.
Heidelberg. (pne) An dem Tag, an dem sie die Leitung der Stadtbücherei übernahm, feierte sie ihren 30. Geburtstag. "Ich habe es dem damaligen Oberbürgermeister Reinhold Zundel zu verdanken, dass er mir das in dem Alter zugetraut hat", sagte Regine Wolf-Hauschild bei ihrer Verabschiedung im Jahr 2007.
Für ihren Vor- und Ruhestand nahm sie sich damals vor, nur noch zu lesen "was ich will und nicht mehr, was ich muss". Nun ist "Die Frau, die Bücher über alles liebt" – so titelte einst die RNZ – im Alter von 80 Jahren und nach langer Krankheit verstorben.
Geboren im Jahr des Kriegsendes in der beschaulichen Stadt Biberach an der Riß, zog es Regine Wolf-Hauschild für ihre Ausbildung zur Bibliothekarin 1965 in die große Weltstadt Hamburg. Eine Umgebung, die sie auch äußerlich veränderte, sodass sie eines Tages in grellen Farben, Minirock und künstlichem Zopf bei ihrer Mutter in der Tür stand, die prompt die Hände über dem Kopf zusammenschlug und ihrer Tochter mitteilte: "Nächstes Mal solltest du mich aber auf dein Aussehen vorbereiten."
Nach Tätigkeiten in der Unibibliothek Ulm und in der Mannheimer Stadtbücherei übernahm Wolf-Hauschild zum 1. April 1975 die stellvertretende Leitung der Heidelberger Stadtbücherei. Durch den plötzlichen Tod ihres Vorgängers, Robert Krischke, wurde sie kurz darauf zur jüngsten Leiterin einer deutschen Großstadtbücherei.
Den Sprung ins kalte Wasser meisterte sie mit Bravour: Die Ausleihzahlen stiegen (von 350.000 Entleihungen im Jahr 1975 auf 1,25 Millionen im Jahr 2007), der Bestand wurde aufgestockt, es kamen Zweigstellen und der Bücherbus hinzu sowie beispielhafte Kooperationen, etwa mit der Universitätsbibliothek.
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"Was Regine Wolf-Hauschild in den 32 Jahren ihrer Tätigkeit für das Bibliothekswesen in Heidelberg geleistet hat, das alles aufzuführen, würde den Rahmen sprengen", schrieb die frühere RNZ-Redakteurin Karla Sommer über Wolf-Hauschild.
Die Leiterin, deren erste Stelle selbst in einer EDV-Abteilung war, führte die Stadtbücherei in ein neues digitales Zeitalter: Heidelberg wurde zur zweiten Stadt in Baden-Württemberg, in der die Elektronische Datenverarbeitung im Bibliotheksbetrieb zum Einsatz kam. Auch Personal-Computer fand man hier früh.
Regine Wolf-Hauschild machte aus der Einrichtung in der Bergheimer Poststraße zudem ein echtes Haus der Kultur. Viele namhafte Schriftsteller, Publizisten und Künstler holte sie nach Heidelberg, darunter Astrid Lindgren, Günter Grass, Barbara Frischmuth und Ernst Jandl.
Das kulturelle Angebot der Heidelberger Stadtbücherei fand sogar bundesweite Anerkennung: 2001 kürte die Bertelsmann-Stiftung sie zur besten Großstadtbibliothek Deutschlands. Das Heidelberger Erfolgsgeheimnis? Für Regine Wolf-Hauschild lag es in einer "Gemeinschaftsleistung" ihres Teams, so sagte sie es in einem Interview mit dem Stadtblatt.
"Ich glaube, was ich gemacht habe, war goldrichtig", blickte sie kurz vor ihrem Abschied in den Vorruhestand auf ihr Berufsleben zurück. Doch die scheidende Bibliothekarin wollte noch mehr vom Leben. Sie habe "viel liegengelassen und noch viel vor", verriet sie RNZ-Redakteurin Sommer.
Verreisen wollte sie, nach Kambodscha. Und natürlich: ganz viel lesen. Iljia Trojanows "Der Weltensammler", Salim Alafenischs "Feuerprobe" oder die "Fußreise mit Adolf Dietrich" von Beat Brechbühl: Diese Bücher nahm sich Wolf-Hauschild vor, im Ruhestand zur Hand zu nehmen. Es dürften noch viele weitere hinzugekommen sein.




