Heidelberg

Die Tage des staatlichen Notariats sind gezählt

Notare werden Freiberufler - Nachlassrichter künftig am Heidelberger Amtsgericht - In der Übergangszeit kann es zu Verzögerungen kommen

29.11.2017 UPDATE: 30.11.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Notariatsdirektor Theodor Zimmermann, Amtsgerichtsdirektorin Jutta Kretz und Verwaltungsleiter Oliver Klevenz (v.l.) vor dem staatlichen Notariat in der Vangerowstraße, das bald Geschichte sein wird. Foto: Hentschel

Von Holger Buchwald

Heidelberg. In der Vangerowstraße geht eine 200-jährige Tradition zu Ende. Hier wird das letzte staatliche Notariat in Heidelberg zum 31. Dezember dieses Jahres schließen. Wie auch in der ganzen Bundesrepublik wird es dann ab dem 1. Januar nur noch freie Notare geben. Das Nachlassgericht wird zu einer Abteilung des Heidelberger Amtsgerichts und ist dann auch für Eberbach zuständig.

"Prinzipiell ändert sich nur die Adresse", beschwichtigt Notariatsdirektor Theodor Zimmermann. Die Geschäfte laufen weiter. Allerdings könne es in der Übergangszeit, vor allem was die Ausstellung von Erbscheinen, Testamentseröffnungen oder andere Nachlassangelegenheiten angeht, zu Verzögerungen kommen. Das liegt daran, dass schon jetzt einzelne Abteilungen im Notariat geschlossen werden,und dass der Umzug des Nachlassgerichts in die Kurfürstenanlage 15 mit einigen Widrigkeiten verbunden ist: Das neue Stockwerk, das derzeit auf die Terrasse des Justizgebäudes gebaut wird, wird frühestens zum 1. April fertig. Vor Kurzem gab es wegen des Umbaus auch noch einen Wasserschaden. Im zweiten und dritten Stock des Amtsgerichts sind deshalb die Zwischendecken runtergekommen. "Inzwischen ist das aber behoben", versichert Amtsgerichtsdirektorin Jutta Kretz. Trotzdem müssen ihre Mitarbeiter ab dem 1. Januar erst einmal zusammenrücken. 22 neue Leute wird Kretz bekommen.

Ein weiteres Problem: Zum 1. Januar müssen die Nachlassrichter mit einer anderen Software arbeiten. Bei allen offenen Erbschaftsangelegenheiten - immerhin um die 2000 - müssen die Daten zur weiteren Bearbeitung deshalb noch einmal von Hand eingegeben werden. In der Tiefgarage des Justizgebäudes schaffen die Mitarbeiter überdies gerade Platz für drei Kilometer Akten. Es geht also um viel mehr als um einen Umzug.

Reibungsloser wird der Übergang des staatlichen in das freie Notariat vonstattengehen. Das Land hat allen Notaren angeboten, zum 1. Januar ihren Beamtenstatus aufzugeben und künftig freiberuflich tätig zu sein. Zusammen mit den bereits existierenden zwei freien Notaren wird es dann insgesamt sechs in Heidelberg geben. Diese Zahl hat das Land festgesetzt. Sie sitzen dann am Bismarckplatz, in der Friedrich-Ebert-Anlage, in der Alten Glockengießerei und im Langen Anger (Bahnstadt). Wer zum Beispiel einen notariell beglaubigten Kaufvertrag für eine Wohnung abschließen oder eine Firma gründen möchte, kann sich jetzt schon bei allen sechs Notaren anmelden. Die Notare, die nicht den Weg in die Selbstständigkeit gehen wollten, bleiben in der Justiz beschäftigt.

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An den Gebühren ändere sich nichts, betont Zimmermann. Das staatliche Notariat nehme nur Fälle an, die in diesem Jahr noch beurkundet werden können. Sollten die Fälle zum Stichtag 31. Dezember noch offen sein, gibt es sogenannte "Abwickler", die die Vorgänge abschließen.

"Die ersten zehn Tage können wir im neuen Nachlassgericht nur einen Notdienst anbieten", bittet Amtsgerichtsdirektorin Kretz um Verständnis. Und Noch-Notariatsdirektor Theodor Zimmermann verweist auf die Grundbucheinsichtstelle im Vermessungsamt, Gaisbergstraße 7. Dort können auch Unterschriftsbeglaubigungen vorgenommen werden - was das staatliche Notariat in der Übergangszeit entlastet. Zimmermann selbst wechselt zum Oberlandesgericht, Verwaltungsleiter Oliver Klevenz zum Grundbuchamt nach Mannheim. Die beiden sind sich sicher: "Keine Angst, die Welt bricht nicht zusammen."

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