Ab Herbst wird's kühler in Schulen und öffentlichen Gebäuden
Die Stadt senkt die Heiz-Temperatur um drei Grad. So sollen 15 Prozent der Energie gespart werden. Weitere Maßnahmen sollen folgen.

Von Denis Schnur
Heidelberg. In den Heidelberger Schulen, Verwaltungsgebäuden und Turnhallen wird es im Herbst und im Winter wohl deutlich kälter, als es die Mitarbeiter, Schüler und Besucher gewohnt sind. Denn die Stadtverwaltung plant, die durchschnittliche Temperatur in öffentlichen Bauten um drei Grad abzusenken. Das gab Oberbürgermeister Eckart Würzner am Montagmittag in einer Pressekonferenz bekannt. Die kühleren Räume sollen Teil eines größeren Konzeptes sein, mit dem die Stadt zum Herbst rund 15 Prozent Energie einsparen möchte.
Hintergrund
> Erdgas spielt beim Heizen in Heidelberg eine geringere Rolle als in den meisten deutschen Städten. Wichtig ist es vor allem dort, wo keine Fernwärmeleitungen liegen – etwa in den äußeren Stadtteilen. Laut der Stadt heizen derzeit etwa 24.000 der 82.000 Privathaushalte
> Erdgas spielt beim Heizen in Heidelberg eine geringere Rolle als in den meisten deutschen Städten. Wichtig ist es vor allem dort, wo keine Fernwärmeleitungen liegen – etwa in den äußeren Stadtteilen. Laut der Stadt heizen derzeit etwa 24.000 der 82.000 Privathaushalte Heidelbergs mit Erdgas. Das gilt zudem für acht von 42 Verwaltungsgebäuden, 16 von 28 städtischen Schulen, fünf von 15 Sporthallen sowie eines der fünf Schwimmbäder.
> An das Fernwärmenetz der Stadtwerke ist dagegen fast die Hälfte aller Bauten in Heidelberg (49 Prozent) angeschlossen. Dieses erhält seine Wärme etwa zur Hälfte aus der Steinkohleverbrennung im Großkraftwerk Mannheim. Der Rest wird bereits jetzt erneuerbar erzeugt – zum größten Teil in der Mannheimer Müllverbrennungsanlage oder im Holzheizkraftwerk der Stadtwerke im Pfaffengrund. Demnächst kommt zudem ein großes Luftwärmekraftwerk hinzu. Nur an sehr kalten Tagen und bei hohem Verbrauch wird zusätzlich ein Gasheizkraftwerk in Bergheim hochgefahren. Dieses könnte jedoch auch mit Öl betrieben werden.
Mit der Ankündigung reagiert die Stadt auf die drohende "Gasmangellage" in den kälteren Jahreszeiten. Denn aktuell fließt kein Gas aus Russland nach Deutschland – "und wir gehen nicht davon aus, dass der Gasfluss durch die Pipelines wieder nennenswert hochgefahren wird", so Würzner. Entsprechend müssten bereits jetzt Maßnahmen vorbereitet und ergriffen werden, um den Verbrauch zu senken. "Sonst fehlt im Herbst die Gasmenge, die eigentlich benötigt wird für Industrie und Wohnungen."
Weil rund die Hälfte des Gesamtenergieverbrauchs im Stadtgebiet auf Wärme zurückgeht, will die Stadt vor allem dort ansetzen – und mit gutem Beispiel vorangehen. "Wenn man die Raumtemperatur um ein Grad absenkt, spart man schon sechs Prozent Energie", erklärte Würzner. Drei Grad weniger würden also die verbrauchte Heizenergie um 15 bis 20 Prozent reduzieren. "Das halten wir auch für machbar."
Das betreffe zwar alle städtischen Liegenschaften – auch die, die an das Fernwärmenetz angeschlossen sind –, jedoch wolle man "differenziert" vorgehen. Die drei Grad seien demnach ein Durchschnittswert. Bei manchen Einrichtungen – etwa Pflegeheimen – könne man nämlich nicht in diesem Ausmaß sparen. "Und in Schulen senken wir dann vermutlich die Temperatur in den Fluren stärker, damit die Klassenzimmer etwas wärmer bleiben können."
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Setze man diesen Ansatz aber konsequent in allen städtischen Bauten um, könne man so bereits drei bis vier Prozent des Gesamtenergiebedarfs der Stadt einsparen, rechnete Würzner vor. Schließe sich auch das Land an, wären es sogar über zehn Prozent. Wichtig sei jedoch, dass auch die Privathaushalte möglichst wenig heizen. "Die staatlichen Träger gehen voran und wir wünschen uns, dass alle mitgehen", so das Stadtoberhaupt.
Zusätzlich zu der Temperaturabsenkung erarbeitet die Stadt derzeit mit den Stadtwerken ein Konzept mit weiteren Maßnahmen, um Energie – und vor allem Erdgas – einzusparen. Dazu könnte man zum Beispiel auch das Wasser in den Schwimmbädern weniger aufheizen. Auch über einzelne Schließungen – etwa des Köpfelbades, das als einziges mit Gas betrieben wird und aktuell als einziges Hallenbad geöffnet ist – werde man diskutieren. "Da müssen wir aber aufpassen, dass man das Kind nicht mit dem Bade ausschüttet", so Würzner. Denn Kinder müssten auch weiter schwimmen lernen können. "Da muss man auch soziale Aspekte berücksichtigen – und das dann gut austarieren."
Die angestrebten 15 Prozent Energieeinsparung will Würzner auch auf dem Städtetag als Selbstverpflichtung für alle Kommunen vorschlagen. Heidelberg stehe aber bereits relativ gut da, wie er im Pressegespräch betonte. Denn die Stadt habe früh auf erneuerbare Energien und Effizienz gesetzt. So seien in der Innenstadt bereits sehr viele Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen, für das nur an sehr kalten Tagen Gas genutzt wird. "Wir sind im bundesdeutschen Vergleich gut aufgestellt und deshalb auch noch relativ tiefenentspannt."