Ohne 3G-Nachweis bitte aus der Bahn aussteigen
Rund um den Bismarckplatz gab es am gestrigen Dienstag eine Schwerpunktkontrolle von Polizei, RNV und Kommunalem Ordnungsdienst.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Mehr als 100 Polizisten, Fahrkartenkontrolleure und Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes waren am gestrigen Dienstag rund um den Bismarckplatz im Einsatz. Ihr Auftrag: Vier Stunden lang sollten sie überprüfen, ob die Fahrgäste in Bussen und Straßenbahnen geimpft, genesen oder getestet sind. Zudem überprüften sie die Fahrscheine und ob sich alle Passagiere an die Maskenpflicht halten.
"Unser Ziel ist nicht, Menschen anzuzeigen, wir wollen ins Gespräch kommen und sie für die Regeln sensibilisieren", betont Patrick Knapp, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Polizeipräsidium Mannheim, gegen 17 Uhr am Bismarckplatz. Hier geht es um diese Uhrzeit zu wie im Taubenschlag. Kurz darauf steigt ein Team aus Polizisten und RNV-Mitarbeitern in die Linie 5 in Richtung Dossenheim ein.
Die Bahn ist auch ohne die Einsatzkräfte schon voll, jetzt wird es noch voller, an einigen Stellen unangenehm eng – aber alle tragen Maske. "Mich kotzt das ganze Corona so an", flucht eine ältere Dame, während sie sich in ihrer Handtasche auf die Suche nach dem Impfausweis macht. Die meisten Reisenden zücken ihr Handy, die Polizisten scannen den QR-Code und wollen zusätzlich den Ausweis sehen.
"Ich finde es okay, dass kontrolliert wird, aber ich finde es schade, dass das überhaupt nötig ist", sagt eine Frau. "Wenn alle vernünftig wären, müsste das nicht sein." Es dauert, bis die Straßenbahn losfährt, zwei kleine Mädchen rufen ihre Mütter an, kündigen an, dass sie sich verspäten. Eines der Mädchen ist besorgt, weil es keinen Schülerausweis dabei hat. Sie ist acht Jahre alt und ein Polizist beruhigt sie sofort: "Alles okay, geht gleich weiter." An der Haltestelle Kußmaulstraße steigt das Einsatzteam wieder aus. In dieser Bahn gab es nichts zu beanstanden.
Auch interessant
Gegen 17.30 Uhr geht es mit der Linie 23 zurück zum Bismarckplatz. Diesmal ist die Bahn ziemlich leer. Ein junges Mädchen zeigt ihr Maxx-Ticket, der RNV-Mitarbeiter möchte noch den Impf- oder Testnachweis sehen. Sie hat keinen. "Ich bin Schülerin, muss ich jetzt raus?", fragt das junge Mädchen besorgt. Der Mitarbeiter lenkt ein. Die 17-Jährige ist noch nicht geimpft, wird aber dreimal pro Woche in der Schule getestet, wie alle ungeimpften Schüler – für sie ist Bahnfahren deshalb kein Problem. Trotzdem will sie sich bald impfen lassen. "Es geht da auch um Solidarität", sagt sie. Ihre 16-jährige Freundin Sophie nickt. Sie ist schon geimpft.
"Aber das ist das erste Mal, dass ich kontrolliert werde, und ich fahre jeden Tag mit der Bahn". Beide finden die Kontrollen in Ordnung. Die Jungs, die etwas weiter vorne sitzen, sind aber etwas genervt. "Das ist echt ein Problem, wenn der Akku leer ist, dann muss man aus der Bahn raus", sagt einer von ihnen und zeigt auf seinen Impfnachweis im Handy. Diesmal hat der Akku gehalten. Ein anderer äußert Bedenken, dass die Kontrollen Menschen abschrecken könnten, mit der Bahn zu fahren und dafür aufs Auto umsteigen. "Das ist dann wieder für das Klima schlecht."
Um kurz nach 18 Uhr sind Polizei und RNV bereits seit zwei Stunden im Einsatz. Besondere Vorkommnisse gab es keine. Das ist auch die Erfahrung der vergangenen Wochen. Seit 24. November gilt 3G im ÖPNV. Die RNV hat 50 zusätzliche, externe Mitarbeiter angestellt, um die Einhaltung der Regeln zu überprüfen. Dabei habe man sich bewusst für einen "weichen Start der Kontrollen entschieden", erklärt Moritz Feier, Pressesprecher der RNV. "Wir wollten, dass alle Leute das erst mal mitbekommen und sich darauf einstellen können und wir gehen mit Fingerspitzengefühl vor."
Aber eines gilt grundsätzlich: Wer keinen 3G-Nachweis hat, muss aussteigen. Auch in den nächsten Tagen und Wochen werden Kontrollen stattfinden, sagt Ahmet Akbogaz, Teamleiter Fahrkartenüberprüfung RNV. Er findet das richtig und wichtig. Er hat selbst jemanden kennengelernt, der an Corona erkrankt ist – und immer noch nicht wieder gesund.
Die Zahlen
Zwischen 16 und 20 Uhr wurden insgesamt 5232 Personen in 184 Straßenbahnen und 27 Bussen stichpunktartig. Es gab 166 Verstöße gegen die Maskentragepflicht und 26 Verstöße gegen die 3G-Regel. Laut Einsatzleiter Alexander Ulmer "war der überwiegende Anteil der kontrollierten Personen einsichtig und zeigte Verständnis für die Beschränkungen und die damit einhergehenden Kontrollen". In den meisten Fällen blieb es daher zunächst bei einer mündlichen Verwarnung. Lediglich 26 Verstöße gegen die 3G-Regel wurden angezeigt. Dies entspricht einer Beanstandungsquote von 0,49 Prozent