"Eine Internet-Seite für Studenten braucht doch keiner!"
StudiVZ-Entwickler Ehssan Dariani stieß mit seiner Idee zunächst auf wenig Interesse. Dann machte sie ihn zum Millionär.



StudiVZ-Gründer und Investor
Von Reinhard Lask
Heidelberg. Ehssan Dariani, 29, gehörte 2005 zu den Gründern von StudiVZ. 2007 stieg er aus der Geschäftsführung aus. Wir sprachen mit ihm bei einer Podiumsdiskussion im Heidelberger DAI. Die Stadt am Neckar kennt er recht gut: Er hatte hier einmal eine Freundin. Kennengelernt hatten sie sich – wie sonst? - über StudiVZ
Ehssan, hattest du ein Vorbild, als ihr das VZ erfunden habt? Bill Gates?
Ich fand den Virgin-Gründer Richard Branson cooler. Mit seinem frechen Image konnte ich mich eher identifizieren als mit dem eines Nerds wie Bill Gates.
Warum Unternehmer?
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Ich wollte kein Angestellter sein, sondern zu denen gehören, die selbst eine erfolgreiche Firma gründen. Unabhängigkeit und Geld sind dabei natürlich wichtig. Viel wichtiger ist aber etwas anderes: Mit einem eigenen Unternehmen kann man seine gesellschaftlichen Ideale verwirklichen. Trotz knapper Mittel eines Start-ups kam es bei mir nicht infrage, Praktikanten kein Gehalt zu zahlen, wie es in Berlin leider zu oft üblich ist.
Wie kam es dazu, dass du StudiVZ in Deutschland aufbauen wolltest?
Als ich 2005 bei einem anderen Internet-Startup das Online-Marketing aufbaute, habe ich Myspace und Facebook entdeckt. Damals waren bereits 85 Prozent der amerikanischen Studenten auf Facebook angemeldet und zwei Drittel davon nutzten es täglich. Da dachte ich: "Warum sollte das in Deutschland nicht auch funktionieren?"
Wieso kamst du zuerst darauf?
Ich war gar nicht der Erste. Sondern der Erste, der das erfolgreich gemacht hat.
War das wirklich so einfach?
Nein. Als ich meine Idee hier präsentiert habe, hörte ich meist: "Ich habe E-Mail, Handy und genug Freunde - eine Internet-Seite für Studenten braucht kein Mensch." Das ist bei neuen Sachen immer so.
Das hat dich offenbar nicht eingeschüchtert.
Man muss als Gründer viel Frust aushalten und ein stabiles Ego haben. Man hält mir oft vor, dass ich zu selbstbewusst wäre. Man muss aber so sein. Ohne ein hohes Maß an Selbstbewusstsein geht man diesen Weg erst gar nicht. Man wird ja wie gesagt anfangs ignoriert und nicht ernst genommen.
Der Verkauf deiner StudiVZ-Anteile an den Holtzbrinck-Verlag hat Dich zum Millionär gemacht.
Das Geld war kein Geschenk von Herrn Stefan von Holtzbrinck. Es war ein Tausch-Handel. Es haben sich noch ganz andere um StudiVZ gerissen. Holtzbrinck hat dafür etwas sehr Wertvolles mit viel Potenzial bekommen. Leider hat es der Herr nicht so mit der Zahlungsmoral und fairen Geschäftspraktiken. Bis heute hat er mir für elf Prozent der Anteile noch keinen Cent bezahlt – drei Jahre nach dem Kauf. Auch hat er in der Entwicklung und Führung von StudiVZ Kompetenz vermissen lassen. Die Hälfte meines Ex-Managements steht im Rechtsstreit mit dem werten Schwaben.
Du bist momentan auf der Suche nach einem neuen Projekt. Hast du schon eine Idee?
Ich bin nicht aufs Internet fixiert und langweile mich auch nicht. Es sollte etwas sein, das meinen Stärken und Interessen entspricht. Im Moment interessiert mich politisch wie wirtschaftlich besonders der Iran und der Nahe Osten. Zwei Drittel der Iraner sind unter 30 Jahre alt, es ist nach Israel das gebildetste Land im Nahen Osten und die Leute sind Neuem sehr aufgeschlossen. Ich kann jedem, der kulturell interessiert ist, empfehlen, seinen Skiurlaub dieses Jahr zur Abwechslung mal nicht wieder in den Alpen zu verbringen, sondern in den Bergen nördlich von Teheran und am Kaspischen Meer.
Du bist dort geboren worden und erst im Alter von sechs Jahren mit der Familie nach Deutschland gekommen. Wie schwer war der Neuanfang hier für dich?
Wenn man kein großes Vermögen mitbringt, fängt man überall als Einwanderer erst mal wieder ganz unten an. Meine Eltern sind zwar keine Akademiker und Arbeitslosigkeit war in unserer Familie auch nichts Unbekanntes, da sie anfangs ja auch gar nicht arbeiten durften. Dennoch spielte Bildung bei uns in der Erziehung immer eine zentrale Rolle. Ich wurde von meiner Mutter angehalten, beispielsweise in der Schule möglichst besser zu sein als alle anderen.