Ärger bei Eltern

Sind in Heidelberg die Autos wichtiger als die Kinder?

Die Eltern der Bahnstadt-Grundschule ärgern sich massiv über das geplante Parkhaus. Die Stadt wiederum sieht keinen Sinn darin, das Parkhaus gegen eine potenzielle Schulerweiterung auszuspielen.

10.09.2024 UPDATE: 10.09.2024 04:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Die Max-Jarecki-Stiftung will ein Parkhaus für bis zu 780 Autos an der Grünen Meile bauen. Foto: Rothe

Von Anica Edinger

Heidelberg. In Rekordzeit wurde der Erweiterungsbau fertiggestellt: Zwei vierte Klassen der Bahnstadt-Grundschule werden pünktlich zum Start ins neue Schuljahr im Erweiterungsbau auf dem einstigen Fahrradübungsplatz an der Graf-von-Galen-Schule im Pfaffengrund unterrichtet. Die Viertklässler finden dort eine Heimat, weil es an der Grundschule zu eng geworden ist.

Doch die Auslagerung der insgesamt vier vierten Klassen vom Gadamerplatz an die Galen-Schule verlief nicht geräuschlos. Einige Eltern waren nicht glücklich darüber, dass ihre Kinder nun den Weg von der Bahnstadt in den Pfaffengrund auf sich nehmen müssen.

Nun aber sagen die beiden Elternvertreter der Bahnstadt-Grundschule, Jan Mandler und Matthias Goldmann, dass die Eltern ihren Frieden damit gemacht hätten. Schulleitung sowie Lehrer gäben sich große Mühe, "das gut zu gestalten", so Mandler. Und auch in Sachen Verkehrssicherheit habe die Stadt etwas unternommen.

So gebe es nun Fahrradmarkierungen und Parkmarkierungen an der Ausfahrt des Heinrich-Menger-Weges. Dennoch: "Es wäre cooler gewesen, alles an Ort und Stelle in der Bahnstadt zu haben", sagt Mandler.

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So wunderten sich nun einige Eltern laut Mandler und Goldmann über das große Bauvorhaben an der Grünen Meile in Nachbarschaft zur Bahnstadt-Grundschule: Dort plant das Unternehmen "Sky-Labs" für die Max-Jarecki-Stiftung ein großes Parkhaus, den "Skyhub" – mit Stellplätzen für bis zu 780 Autos. "Das stößt vielen sauer auf", so Mandler. Man frage sich als Bahnstädter: "Wofür ist in der Stadt Raum – für Kinder oder Autos?", sagt Goldmann.

Eine Quartiersgarage soll das Parkhaus sein, wie es auf den Werbeplakaten am umzäunten Gelände heißt. "Eine Mär", finden Goldmann und Mandler. "Alle, die hier wohnen, haben ihre Autos in Tiefgaragen", sagt Mandler. Der "Skyhub" ist für sie schlicht ein Parkhaus für Pendler – damit Arbeitnehmer in der Bahnstadt künftig bequem ihr Auto parken können. Ob das noch zeitgemäß ist in Zeiten von Klimawandel und Verkehrswende, das sei mal dahingestellt, finden Mandler und Goldmann.

Jedenfalls "verführe" es den einen oder anderen sicher dazu, an Regentagen beispielsweise doch das Auto anstatt die Bahn oder das Rad zu nehmen, wenn der Arbeitgeber einen Parkplatz anbietet. "Das ist kein gutes Signal für die Verkehrswende", sagt Goldmann. Er ist sicher: "Das Parkhaus wird für wesentlich mehr Verkehr im Stadtteil sorgen." Für die Bahnstädter sei das ein klarer Verlust an Lebensqualität. Denn Autos sorgten für Dreck und Lärm, ganz zu schweigen davon, dass sie eine potenzielle Gefahr für Kinder darstellen können.

Juliane Steidel von "Sky-Labs" sagt auf RNZ-Anfrage: "Unser großes Ziel ist, den Verkehr zu zentralisieren." Auch die Stadt ist sicher: "Ein starker Anstieg des Verkehrsaufkommens ist nicht zu erwarten." Denn künftig fielen in der Bahnstadt Stellplätze weg – weil freie Grundstücke nach und nach bebaut werden. Diese Autos müssten dann irgendwo anders parken.

Die Zu- und Abfahrt zum Parkhaus sei über die Grüne Meile beziehungsweise in Richtung Czernyring vorgesehen – weshalb sich die Stadt auch keine Sorgen um die Sicherheit von Schülern der Bahnstadt-Grundschule macht.

Parkhaus gegen eine potenzielle Schulerweiterung auszuspielen, macht aus Sicht der Stadt keinen Sinn. Denn: "Grundschule, Sporthalle, Kita und Bürgerhaus bilden einen sehr kompakten Block, der kein Erweiterungspotenzial hat", so ein Stadtsprecher.

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