"Tag des offenen Denkmals"

Ungewöhnliche Monumente

Anlässlich des  "Tags des offenen Denkmals" warf Evelyn Denich den Blick auf ein paar weniger berühmte Denkmäler.

11.09.2025 UPDATE: 13.09.2025 11:17 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden
Wer sich am Hauptbahnhof von Hannover verabredet, trifft sich oft „unterm Schwanz“. Damit ist der Schweif eines Reiterdenkmals zu Ehren des Landesherren des ehemaligen Königreichs Hannover, König Ernst August, gemeint. Foto: Getty

Schwerbelastungskörper in Berlin 

Überbleibsel des Größenwahns: Am südlichen Rand der Berliner Innenstadt steht ein riesiger, massiver Betonzylinder unter Denkmalschutz. Der sogenannte Schwerbelastungskörper wurde in den 1940er-Jahren als Testobjekt für Hitlers geplanten Triumphbogen errichtet, der Teil der "Welthauptstadt Germania" sein sollte.

Der nie gebaute gigantische Protzbau hätte Schätzungen zufolge 50-mal so viel Raum wie der Pariser Arc de Triomphe eingenommen. Mit einem Gewicht von etwa 12 650 Tonnen diente die Versuchsarchitektur dazu, die Tragfähigkeit des sandigen Berliner Bodens zu prüfen.

Heute gilt das Baudenkmal als Zeugnis der nationalsozialistischen Stadtplanung für Berlin. Besucher können vom Aussichtsturm aus die Dimensionen der Nazi-Fantasien aus nächster Nähe erleben.


Kronleuchtersaal in der Kölner Kanalisation

Wer denkt, Köln habe außer dem Dom keine weiteren Sehenswürdigkeiten zu bieten, sollte unter dem Theodor-Heuss-Park die Kanalisation besuchen. Im späten 19. Jahrhundert, als die Bevölkerung wuchs und ein größeres Kanalsystem hermusste, entstand das Klinkergewölbe, das Schmutz- und Regenwasser aufnahm.

Doch warum die prunkvollen Leuchter? Bei der feierlichen Einweihung sollte Kaiser Wilhelm II. vorbeischauen – ein Anlass, das Gewölbe mit zwei Kronleuchtern auszustatten. Jedoch hat der Kaiser den Saal nie besucht. Die Kopie eines der Leuchter hängt bis heute im sogenannten Kronleuchtersaal, der noch immer ein funktionierender Bestandteil des Abwassersystems ist. Regelmäßig finden dort Führungen statt, manchmal auch Konzerte.


"Unterm Schwanz" treffen in Hannover

Wer sich am Hauptbahnhof von Hannover verabredet, trifft sich oft "unterm Schwanz". Damit ist der Schweif eines Reiterdenkmals gemeint, zu Ehren des Landesherren des ehemaligen Königreichs Hannover, König Ernst August.

Das Denkmal hat sich zu einem der zentralen Treffpunkte in Hannover etabliert – und stand sogar schon im Mittelpunkt eines Strafprozesses. 2023 wurde eine Aktivistin der Gruppe Letzte Generation wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verurteilt, weil sie das Denkmal mit Farbe beschädigt haben soll. Berichten zufolge kletterte sie auf die Statue, bemalte den Schweif des Pferdes orange und kippte dann Farbe über den vorderen linken Sockel des Denkmals.


Meerschweinchen-Denkmal auf der Insel Riems. Foto: dpa

Meerschweinchen-Denkmal auf der Insel Riems

Putzig und tragisch zugleich: An der Ostseeküste nahe der Insel Riems, die zu Mecklenburg-Vorpommern gehört, stehen drei steinerne Meerschweinchen. Auf der Insel liegt das virologische Forschungszentrum des Friedrich-Loeffler-Instituts. Was auf den ersten Blick niedlich erscheint, soll an die Tausende von Meerschweinchen erinnern, die ab 1920 im Namen der Wissenschaft jährlich als Versuchstiere für die Impfstoffentwicklung der Maul- und Klauenseuche starben.

Nachdem Forscher entdeckt hatten, dass Meerschweinchen für das Tiervirus empfänglich sind, konnte ein Teil der Studien an Rindern an den günstigeren und einfacher zu haltenden Nagern erfolgen. Heute stellt sich die Frage, ob moderne Technologien den Einsatz von Tieren in der Forschung reduzieren können.


Buswartehäuschen in der Gemeinde Buschvitz auf der Insel Rügen. Foto: dpa

Buswartehäuschen in Buschvitz

Das Buswartehäuschen in der Gemeinde Buschvitz auf der Insel Rügen ist ein eher ungewöhnliches Denkmal – und ein Beispiel für DDR-Architektur. Als 1973 ein Sturm sämtliche Wartehäuschen auf der Insel zerstörte, war eine Lösung für den Schulbusverkehr nötig. Daraufhin entwickelten die damalige Bürgermeisterin Eva Preuhs und der mit ihr befreundete DDR-Pionier Ulrich Müther die Idee für das Wartehäuschen.

Nachdem das Projekt zunächst abgelehnt wurde, war der Bau im Frühjahr 1974 abgeschlossen. Wegen seiner Schalenbauweise und seiner seitlichen Bullaugen wird das windsichere Häuschen im Volksmund auch "Taucherhelm" genannt.


Zitronenjette in Hamburg. Foto: dpa

Hamburgs Marktfrau Zitronenjette

"Zitroon, Zitroon, frische Zitroon!" Mit diesem Ruf verkaufte die "Zitronenjette" von 1854 bis 1894 ganze 40 Jahre lang tagsüber ihre Zitronen auf den Straßen Hamburgs, nachts zog sie mit ihrem Korb durch Kneipen und Bars.

Die nur 1,30 Meter große Frau, die mit bürgerlichem Namen Johanne Henriette Marie Müller hieß, wurde zu einem stadtbekannten Original. Manche machten sich einen Spaß daraus, der alten Dame einen Schnaps auszugeben. Den Spott hinter den vermeintlich netten Gesten bemerkte sie nicht. Tragisch: Im Alter verfiel Zitronenjette dem Alkohol und wurde wegen Trunkenheit und geistiger Verwirrung in eine Anstalt eingewiesen.

Heute erinnert eine Bronzeskulptur im Stadtteil St. Pauli an ihr schweres Leben – natürlich mit einem Korb voll ihrer geliebten Südfrüchte.