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Elon Musk will Twitter umkrempeln

Der US-Milliardär will nach seiner geplanten Übernahme mehr Nutzer für den Online-Dienst gewinnen.

17.06.2022 UPDATE: 19.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Der Twitter-Account von Elon Musk: Der US-Milliardär will den Kurznachrichtendienst unterhaltsamer machen. Foto: dpa

Von Andrej Sokolow und Hannes Breustedt

San Francisco. Twitter soll im Falle einer Übernahme durch Elon Musk umgekrempelt werden und weitaus mehr Nutzer erreichen. In einer Videokonferenz mit Mitarbeitern des Online-Dienstes sagte der Tech-Milliardär, Twitter müsse mehr Funktionalität bieten und unterhaltsamer sein – und nannte die chinesischen Apps WeChat und Tiktok als Vorbilder. So könne der US-Kurznachrichtendienst auf eine Milliarde Nutzer kommen. Die Twitter-Belegschaft wurde zudem auf mögliche Jobkürzungen vorbereitet. Musk, der nur als Nutzer Erfahrung mit Online-Netzwerken hat, will Twitter auch persönlich seinen Stempel aufdrücken. Er gehe davon aus, dass die Mitarbeiter auf seine Vorschläge zu Funktionen hören werden, sagte Musk, der auch als Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla gern ins Detail geht. So nannte er nun etwa die Idee, für die heute kostenlose Verifizierung der Nutzer Geld zu nehmen. Auch bekräftigte er die Absicht, gegen automatisierte Bot-Accounts anzukämpfen.

WeChat ist eine "Super-App", die alle möglichen Funktionen von Messaging bis hin zu Einkaufs- und Bezahlmöglichkeiten beinhaltet. Versuche, eine solche Universal-Anwendung im Westen zu etablieren, schlugen bisher fehl. Bei Tiktok bekommt man ein kurzes Video nach dem anderen vorgeschlagen – Musk nannte sie unterhaltsam.

Die Marke von einer Milliarde Nutzer war für Twitter stets weit außer Reichweite. Nach jüngsten Zahlen waren es rund 230 Millionen täglich aktive Nutzer, denen der Dienst Werbung anzeigen kann.

Frühere Kritik Musks, Twitter schränke zu stark die Redefreiheit ein, hatte auch Sorgen ausgelöst, dass unter seiner Regie mehr Tweets mit Falschinformationen oder Beleidigungen auf der Plattform bleiben könnten. Nun räumte er zwar ein, dass Nutzer Twitter verlassen würden, wenn sie angegriffen würden oder sich unwohl fühlten. Doch sie sollten auch "ziemlich empörende" Dinge veröffentlichen dürfen. Twitter könne aber die Verbreitung solcher Tweets drosseln.

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Bei Musks Raumfahrtfirma SpaceX bekamen Mitarbeiter hingegen gerade die Grenzen der internen Redefreiheit zu spüren. Sie hatten in einem offenen Musks Verhalten etwa auf bei Twitter als peinlich und eine Ablenkung für das Unternehmen kritisierten. Mehrere Initiatoren des Briefs wurden entlassen, wie die "New York Times" unter Berufung auf eine interne E-Mail berichtete.

Dank Musks Online-Aktivitäten gerieten am Donnerstag auch SpaceX und Tesla ins Visier einer Anlegerklage. Ein US-Investor zog wegen erlittener Verluste mit dem Krypto-Spekulationsobjekt Dogecoin vor Gericht. Er wirft Musk und seinen Firmen vor, Teil eines illegalen Schneeballsystems zu sein, das den Dogecoin-Preis hochgetrieben und dann habe abstürzen lassen. Der Kläger beschuldigt Musk, Dogecoin als legitimes Investment dargestellt zu haben, obwohl es keinen Wert habe. Er will, dass Musk und seine Firmen für das Dreifache aller angeblichen Wertverluste aufkommen, die Dogecoin-Besitzer seit 2019 erlitten, und beziffert die Summe auf 258 Milliarden Dollar. Dogecoin ist eine Digitalwährung, die eigentlich als Witz gedacht war. Angetrieben von Promis wie Musk wurde sie 2021 zu einem heißen Spekulationsobjekt und markierte ein Rekordhoch bei 74 Cent. Zuletzt kostete sie nur noch rund 5 Cent.

Mit Blick auf einen möglichen Stellenabbau bei Twitter sagte Musk, der Dienst müsse finanziell gesund sein – und im Moment lägen die Kosten über den Erlösen. Wer einen bedeutenden Beitrag leiste, habe jedoch nichts zu befürchten. Allerdings ist weiter unklar, ob Musk am Ende Twitter-Eigentümer wird. Er einigte sich mit dem Twitter-Verwaltungsrat zwar auf eine Übernahme, ist aber auf die Zustimmung der Mehrheit der Anteilseigner angewiesen. Zugleich erklärte er den Deal für ausgesetzt, weil er Zweifel an den Angaben zur Zahl der Fake-Accounts habe. Während Musk den Anteilseignern 54,20 Dollar pro Aktie bietet, stand die Aktie im vorbörslichen Handel am Freitag bei 38 Dollar.

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